Harnverhalt bei Baby und Kind
Wenn die Windel trocken bleibt, trinkt Ihr Baby wahrscheinlich zu wenig. Es gibt aber noch ernstere Ursachen, die dahinterstecken können.
Harnverhalt bedeutet, dass Ihr Kind seit mehr als 12 Stunden keinen Urin gelassen hat. Der produzierte Urin staut sich in der schmerzhaft überdehnten Blase, die um den Nabel herum als angespanntes Organ tastbar ist.
Was steckt hinter einem Harnverhalt?
An der Urinausscheidung ist erkennbar, ob die Nieren- und Blasenfunktion in Ordnung ist. Bleibt sie aus, muss eine angeborene Fehlbildung ausgeschlossen werden, z.B. eine Aussackung des Harnleiters (Ureterozele), die den Blasenausgang verlegen oder sogar in die Harnröhre reichen kann. Bei männlichen Neugeborenen muss auch immer an Harnröhrenklappen (angeborene Schleimhautfalten oder Schleimhautsegel) gedacht werden.
Bei älteren Säuglingen und Kindern können sich Infektionen der Blase, der Vulva oder der Eichel (Phimose) in einem Harnverhalt äussern. Achten Sie auf Fieber als Zeichen der Infektion! Manchmal steckt ein Fremdkörper in der Harnröhre. Starke Verstopfung kann ebenfalls das Wasserlassen beeinträchtigen.
Die Windelkontrolle
In den ersten 24 Stunden nach der Geburt sollte ein Neugeborenes den ersten Urin gelassen haben. In den ersten Tagen ist die Windel nur etwas feucht. Ob sie wirklich Urin enthält, erkennt man daran, dass der gelbe Streifen ausserhalb der Windel sich grün bis bläulich verfärbt hat. Spätestens nach dem Milcheinschuss produziert das Neugeborene vier bis acht Wegwerfwindeln pro Tag.
Kinder im Alter zwischen einem und zwei Jahren brauchen bis zu 12 Windeln pro Tag. Zwischen zwei und drei Jahren sind es ca. zehn Blasenentleerungen.
Bekommt ein Baby zu wenig Flüssigkeit, scheidet es deutlich weniger Urin aus. Ausserdem werden feste Harnsäurekristalle (Urinsediment) sichtbar ausgeschieden. Die Windel ist dann rötlich verfärbt (Ziegelmehlurin), was vielen Eltern einen gehörigen Schrecken einjagt.
Regelmässige Blasenentleerung
Nicht selten liegt bei etwas älteren Kindern ein ungesundes Blasenverhalten vor. Kinder zwischen vier und zwölf Jahren sollten am Tag sieben Mal auf die Toilette gehen. Ab einem Alter von zwölf Jahren sind vier bis fünf Blasenentleerungen täglich normal, z.B. direkt nach dem Aufstehen, vor dem Mittagessen, nachmittags vor dem Spielen, vor dem Abendessen und dann vor dem Zubettgehen. Zögert Ihr Kind den Toilettengang zu oft hinaus, könnte das dazu führen, dass es die richtige Benutzung des Schliessmuskels verlernt. Es kann zu Blasenentleerungsstörungen und Einnässen kommen. Wichtig ist auch ein aufrechter Sitz auf der Toilette mit im 90 Grad Winkel gebeugten Knien. Die Füsse sollten auf dem Boden stehen, notfalls auf einem Höckerchen.
Was sollte man bei Harnverhalt tun?
Falls Ihr Baby innerhalb von zwölf Stunden keine nasse Windel hatte, geben Sie ihm reichlich Wasser zu trinken. Manchmal kann eine Harnverhaltung bei Kindern in einer mit warmem Wasser gefüllten Badewanne unterbrochen werden.
Sind die Windeln nach weiteren zwei bis drei Stunden immer noch trocken, sollten Sie einen Arzt informieren. Sollte ein Harnverhalt vorliegen, muss rasch gehandelt werden: Durch den Harnstau können die Nieren geschädigt werden.
Eine Ultraschalluntersuchung zeigt die gefüllte Harnblase und bestätigt die Verdachtsdiagnose. Durch die Harnröhre wird ein Katheter eingeführt und der Blaseninhalt kann ablaufen. Alternativ kann der Unterbauch punktiert werden.