Ge­trennt – Ge­schie­den

In der Schweiz sind Fa­mi­li­en­an­ge­le­gen­hei­ten wie Ehe, El­tern­schaft und Schei­dung im Schwei­ze­ri­schen Zi­vil­ge­setz­buch (ZGB) ge­re­gelt.

Paar sitzt zueinander abgewandt
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Das Schei­dungs­recht re­gelt die Auf­lö­sung der Ehe und die Schei­dungs­fol­gen. Wenn sich ein Paar tren­nen möch­te, muss es al­ler­dings nicht gleich zur Schei­dung kom­men.

Tren­nung: Sind sich die Par­tei­en über die Be­din­gun­gen des Ge­trennt­le­bens ei­nig, kön­nen sie eine schrift­li­che Tren­nungs­ver­ein­ba­rung ver­fas­sen und die­se ge­mein­sam un­ter­zeich­nen. Es gibt je­doch Si­tua­tio­nen, in de­nen es sinn­voll ist, eine Tren­nungs­ver­ein­ba­rung ge­richt­lich ge­neh­mi­gen zu las­sen. So kön­nen Sie bei­spiels­wei­se als ge­trennt le­ben­de Per­son nur So­zi­al­hil­fe oder Ali­men­ten­be­vor­schus­sung be­an­tra­gen, wenn Sie eine ge­richt­lich ge­neh­mig­te Tren­nungs­ver­ein­ba­rung vor­wei­sen kön­nen.

Recht­li­che Aus­wir­kun­gen ei­ner Tren­nung


  • Ge­trennt le­ben­de Ehe­paa­re gel­ten recht­lich wei­ter­hin als ver­hei­ra­tet

  • Ge­trennt le­ben­de Ehe­paa­re sind wei­ter­hin ge­gen­sei­tig un­ter­stüt­zungs­pflich­tig

  • Für ge­mein­sa­me Kin­der ha­ben ge­trennt le­ben­de El­tern wei­ter­hin ge­mein­sam das Sor­ge­recht

  • Die Tren­nungs­ver­ein­ba­rung re­gelt die el­ter­li­che Ob­hut

  • Die Gü­ter­tren­nung kann vom Ge­richt an­ge­ord­net wer­den, wenn es die Um­stän­de recht­fer­ti­gen

Schei­dung: Soll eine Ehe ge­schie­den wer­den und sind sich die Par­tei­en über die Ne­ben­punk­te der Schei­dung ei­nig, rei­chen die­se eine voll­stän­di­ge Ver­ein­ba­rung über die Schei­dungs­fol­gen mit den nö­ti­gen Be­le­gen und mit ge­mein­sa­men An­trä­gen hin­sicht­lich der Kin­der ein.

Recht­li­che Aus­wir­kun­gen ei­ner Schei­dung


  • Die Ehe­schei­dung ist die end­gül­ti­ge Auf­lö­sung der Ehe

  • Das Paar wird gü­ter­recht­lich aus­ein­an­der­ge­setzt d.h. das Ver­mö­gen wird je nach Gü­ter­stand ver­teilt

  • Es wird über Un­ter­halts­zah­lun­gen (Ali­men­te für Kin­der und für Ehe­gat­ten) ent­schie­den

  • Am ge­mein­sa­men Sor­ge­recht der Kin­der än­dert sich nichts.

Was El­tern wis­sen müs­sen be­züg­lich der Kin­der:


Sor­ge­recht (ZGB Art. 133, 296-300): Bei ei­ner Schei­dung bleibt das ge­mein­sa­me Sor­ge­recht be­stehen und bei­de El­tern­tei­le be­stim­men über den Auf­ent­halt des Kin­des. Ent­zo­gen wird das ge­mein­sa­me Sor­ge­recht nur wenn die In­ter­es­sen des Kin­des nicht an­ders ge­schützt wer­den kön­nen. Die­se An­ord­nung kann nur vom Ge­richt oder der Kin­des­schutz­be­hör­de ge­macht wer­den. Auch bei ei­ner ge­richt­li­chen Tren­nung muss eine Re­ge­lung be­tref­fend des Un­ter­hal­tes für das Kind und eine Ver­ein­ba­rung über die Be­treu­ungs­auf­tei­lung ge­schlos­sen wer­den.

Aus­nah­me­fall:

Muss das Ge­richt oder die Kin­des­schutz­be­hör­de den­noch eine An­ord­nung zum al­lei­ni­gen Sor­ge­recht  aus­spre­chen, sind fol­gen­de zwei Rech­te Be­suchs­recht und das In­for­ma­ti­ons­recht für den be­trof­fe­nen El­tern­teil wich­tig:

  • Be­suchs­re­ge­lung (ZGB Art. 273, 274): Der El­tern­teil, dem die Ob­hut nicht zu­steht, hat in der Re­gel ein Be­suchs­recht. Die­ses Recht ist fak­tisch auch eine Pflicht: Denn auch das Kind hat das Recht, den Va­ter oder die Mut­ter re­gel­mäs­sig zu se­hen. Das Be­suchs­recht darf nicht als Druck­mit­tel ver­wen­det wer­den. Die­ses Recht steht dem Be­suchs­be­rech­tig­ten un­ab­hän­gig von der Pflicht zu, Ali­men­te zu be­zah­len. Wird das Kinds­wohl ge­fähr­det, kann das Be­suchs­recht ein­ge­schränkt oder ver­wei­gert wer­den.

  • In­for­ma­ti­on und Aus­kunft (ZGB 275a): Der El­tern­teil ohne Sor­ge­recht soll über be­son­de­re Er­eig­nis­se im Le­ben des Kin­des in­for­miert und an­ge­hört wer­den. Ge­mäss dem neu­en Ar­ti­kel 275a ZGB ist es auch mög­lich, bei Dritt­per­so­nen, die an der Be­treu­ung des Kin­des be­tei­ligt sind, In­for­ma­tio­nen ein­zu­ho­len; dazu ge­hö­ren etwa Lehr­kräf­te oder der Kin­der­arzt.

Kin­dera­li­men­te: Für die Höhe des Un­ter­halts­bei­tra­ges sind nebst der Ehe­dau­er auch der ge­leb­te Le­bens­stan­dard wäh­rend der Ehe so­wie das Ein­kom­men und das Ver­mö­gen der Part­ner mass­ge­bend. Zeich­net sich die Schei­dung be­reits zum Zeit­punkt der Tren­nung ab, ist die Frau gut be­ra­ten, wenn sie sich um ih­ren be­ruf­li­chen Wie­der­ein­stieg be­müht, so­bald ihre Be­treu­ungs­pflich­ten dies zu­las­sen. Be­tref­fend der Fra­ge der Zu­mut­bar­keit der Er­werbs­tä­tig­keit der haupt­be­treu­en­den Per­son hat das Bun­des­ge­richt erst kürz­lich ei­nen weg­wei­sen­den Ent­scheid ge­trof­fen und neu das "Schul­stu­fen-Mo­dell" ein­ge­führt. Bei Tren­nung der El­tern ist der haupt­be­treu­en­den Per­son (vor­wie­gend die Mut­ter) be­reits nach Ein­tritt der ob­li­ga­to­ri­schen Ein­schu­lung des jüngs­ten Kin­des (je nach Kan­ton ab Kin­der­gar­ten oder Pri­mar­schu­le) eine 50 % Stel­le zu­mut­bar. So­bald das Kind den Über­tritt in die Se­kun­dar­stu­fe er­reicht hat, hat die Mut­ter ei­ner 80 % Stel­le und ab voll­ende­tem 16. Le­bens­jahr ei­ner 100 % Er­werbs­tä­tig­keit nach­zu­ge­hen.

Seit 2017 wird zu­dem beim Kin­des­un­ter­halt eine Un­ter­schei­dung zwi­schen Bar- und Be­treu­ungs­un­ter­halt ge­macht. Der Bar­un­ter­halt deckt kon­kret den Be­darf des Kin­des ab (Grund­be­trag, Kran­ken­kas­se, Miet­an­teil, Fremd­be­treu­ungs­kos­ten). Mit dem Be­treu­ungs­un­ter­halt wird der Haupt­be­treu­en­den Per­son ei­nen Be­trag zu­ge­spro­chen. Als Aus­gleich da­für, dass die­se an der ei­ge­nen Er­werbs­tä­tig­keit ge­hin­dert wird und da­her für den Le­bens­un­ter­halt nicht (voll­stän­dig) sel­ber auf­kom­men kann. Den Be­treu­ungs­un­ter­halt ha­ben auch nicht ver­hei­ra­te­te zu­gu­te. Vor der Re­vi­si­on hat­te eine un­ver­hei­ra­te­te Mut­ter nach der Tren­nung kei­nen An­spruch auf Er­satz ih­rer Be­treu­ungs­pflich­ten.

Me­dia­ti­on: Eine Me­dia­ti­on (Ver­mitt­lung) kann den Weg zum An­walt er­spa­ren. Me­dia­ti­on hilft Paa­ren mit Kin­dern die Paare­be­ne und die El­tern­e­be­ne zu er­ken­nen und aus­ein­an­der zu hal­ten. Die El­tern ha­ben da­durch die Mög­lich­keit, die Paar­kon­flik­te sel­ber und ohne Be­las­tung der Kin­der zu re­geln und eine mög­lichst kon­flikt­ar­me Lö­sung zu fin­den. Für eine Schei­dung braucht es je­doch zwin­gend den Gang vor den Rich­ter. Idea­ler­wei­se rei­chen die Schei­den­den eine ge­mein­sa­me Ver­ein­ba­rung dem Ge­richt ein. Die­se kann mit­hil­fe ei­ner Me­dia­to­rin / ei­nes Me­dia­ti­os aus­ge­ar­bei­tet wer­den und er­spart Kon­flikt­po­ten­ti­al vor dem Ge­richt.

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Der­je­ni­ge El­tern­teil er­hält die Fa­mi­li­en­zu­la­gen, der die el­ter­li­che Sor­ge hat oder bei dem das Kind über­wie­gend lebt. (Art. 7 FamZG).   Quel­le: Bun­des­amt für So­zi­al­ver­si­che­run­gen

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