Time Out oder Stille Zeit als logische Konsequenz

Bei problematischem Verhalten eines Kindes, bei dem eine logische Konsequenz nicht gleich auf der Hand liegt, kann ein "Time Out" oder „Stille Zeit“ angewendet werden.

Mädchen mit Sanduhr
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Diese Erziehungsmassnahme ist nicht unumstritten. Denn die Alternativen zu dieser Methoden sind dem Einsatz des Stillen Stuhls oder der Stillen Zeit ganz klar vorzuziehen. Der Einsatz des Stillen Stuhls oder der Stillen Zeit ist auf keinen Fall für den regelmässigen Einsatz gedacht, sondern soll - wenn überhaupt - nur für kleinere Kinder und deren Betreuungspersonen im Ausnahmezustand eingesetzt werden. Es ist kein Ersatz für Zuwendung, Verständnis und Liebe in dieser schwierigen Situation. Dennoch ist diese Massnahme einer Eskalation der Situation in manchen Fällen vorzuziehen. Denn nicht immer läuft es durch Überforderung und Frustration im Familienleben so, wie man es sich wünscht.  Falls Sie sich dafür entscheiden, diese Erziehungsmethode einzusetzen, ist es sehr wichtig, dass Sie diese bewusst einführen, sparsam aber konsequent und mit Bedacht einsetzen.

Wie funktioniert die Stille Zeit?


Stellen Sie einen Hocker, einen Stuhl oder ein Kissen in eine Ecke jenes Raumes, indem Sie sich am meisten aufhalten. Bei unerwünschtem Verhalten, bei dem sich keine logische Konsequenz finden lässt oder auf das sie unbedingt reagieren möchten,  soll sich das Kind auf den Hocker setzen und kurze Zeit ganz ruhig sein. 

Erklären Sie Ihrem Kind diese Massnahme und die jeweiligen Regeln im Voraus gut. Es muss genau wissen, aus welchen Gründen es auf den Stuhl muss. Spielen Sie es vielleicht sogar einmal durch. Bei unerwünschtem Verhalten begleiten Sie es dorthin und sagen mit gefasster aber bestimmter Stimme z.B.: „XY, du hast deine Schwester gehauen. Du weiss, dass du das nicht darfst, das tut ihr weh. Du setzt dich jetzt bitte für zwei Minuten auf den stillen Stuhl. Dann komme ich dich holen.“

Setzen Sie Ihr Kind einfach wieder auf den Platz, wenn es wegläuft. Seien Sie darauf vorbereitet, dass sich das einige bis mehrere Male wiederholen kann. Führen Sie deshalb das Time out ein, wenn Sie die Zeit und die Nerven dazu haben. Die Zeit für das Kind beginnt erst zu laufen, wenn es ruhig ist. Sie können zur Kontrolle den Alarm des Backofens stellen. Sprechen sie danach die Situation nicht mehr an und fahren Sie weiter mit den Tätigkeiten, bei denen Sie gerade waren. Auch das Kind kann zu dem zurückkehren, womit es beschäftigt war.

Seien Sie bestimmt bei der Durchsetzung. Das Kind soll nicht „verführt“ werden, sich auf den Hocker zu setzen. Sie sollten es auch nicht bitten oder ihm mit weiteren Konsequenzen drohen. Die Konsequenz IST der Stuhl. Eigentlich ist es egal, ob es ein bestimmter Stuhl ist oder ein Stein im Freien. Das Wesentliche an dieser Methode ist, dass das Kind ganz deutlich spürt: "Ich habe etwas gemacht, was nicht in Ordnung war. Meine Eltern akzeptieren das nicht und reagieren sofort darauf. Die meinen es wirklich ernst, und ich muss gehorchen, sonst lassen sie mich nicht in Ruhe. Sie bleiben dabei freundlich, aber felsenfest in ihrer Haltung. Es nützt mir gar nichts, blöd zu tun. Ich kann so dumm tun, wie ich will, sie ziehen das durch."

Vorteile des Time Outs


Mit der Methode der Stillen Zeit können Sie direkt auf das nicht tolerierbare Verhalten reagieren, müssen das Kind aber nicht anschreien und es kommt auch nicht einer Bestrafung gleich. Zudem sind Sie nicht so schnell aus der Fassung zu bringen, da Sie auf unangemessenes Verhalten vorbereitet sind. Die Aktion, die zum Problem führte, wird unterbrochen, das Kind wird so aus der Situation herausgenommen und beruhigt sich in der Regel ziemlich rasch. Mit einem Ort  in der Nähe der betreuenden Person vermeidet man ausserdem, das Kind in sein Zimmer zu schicken und somit für diese Zeit aus der der Gemeinschaft und auch von der elterlichen Aufsicht auszuschliessen. 

Viele Eltern denken, ihr Kind bei unangemessenem Verhalten NUR auf einen Hocker in der Küche zu setzen, sei doch keine Strafe und das Kind lerne doch nichts daraus. Doch der Stille Stuhl erfüllt genau die Anforderungen an eine Erziehungsstrategie, damit diese Früchte tragen kann und  nachhaltig ist. Nämlich: Sie können sofort und überall reagieren, und zwar bei den unterschiedlichsten Arten von nicht tolerierbarem Verhalten (Ungehorsam, Schlagen, Plagen, Täubelen, Weglaufen etc.). Und sie sind zu jeder Zeit auf unangemessenes Verhalten vorbereitet.

Das Kind wir dabei von Ihnen angeleitet etwas zu tun, was es nicht möchte, nämlich still sitzen und ruhig sein. Und es ist unter Ihrer Aufsicht. Es kann Sie somit auch nicht an der Nase herumführen und etwas in seinem Kinderzimmer anstellen, was wieder negative Folgen haben könnte. 

Das Kind bekommt auf dem Hocker ausserdem die Möglichkeit, von seinem Anfall wieder herunter zu kommen, und sie müssen nicht schreien oder extrem böse werden. Es hinterlässt also auch kaum schlechte Gefühle.

Ungute Gefühle bei der Anwendung der Stillen Zeit entstehen meist dadurch, dass die Methode nicht richtig oder konsequent genug ausgeführt wird und sich das vorherige Theater und Drama einfach auf den Stuhl verlagert. Es ist ganz wichtig, dass die Strategie klar und deutlich eingeführt und konsequent durchgeführt wird und dass Sie sich genügend Zeit dafür nehmen.

Letzte Aktualisierung: 03.02.2020, JL