Schie­len

Mädchen sitzt am Tisch
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Schie­len (Stra­bis­mus) ge­hört zu den häu­figs­ten Seh­stö­run­gen bei Kin­dern, etwa 7% al­ler Kin­der sind be­trof­fen. Es ist kei­nes­falls nur ein kos­me­ti­sches Pro­blem - und in der Hälf­te der Fäl­le ist es schon im Lau­fe des ers­ten Le­bens­jah­res er­kenn- und be­han­del­bar!

War­um schielt ein Kind?


Ein schie­len­des Kind kann die Seh­ach­sen der bei­den Au­gen nicht auf den­sel­ben Punkt rich­ten. Die Au­gen ste­hen also „über Kreuz“. Da­bei kann es sein, dass nur ein Auge schielt, aber auch dass bei­de Au­gen ab­wech­selnd schie­len. Ur­sa­che kann eine Fehl­funk­ti­on der Au­gen­mus­ku­la­tur oder eine Ano­ma­lie des Seh­ner­ven sein. Vie­le schie­len­de Kin­der sind auch weit­sich­tig oder ha­ben auf den bei­den Au­gen eine stark un­ter­schied­li­che Brech­kraft, die sie durch Schie­len aus­zu­glei­chen ver­su­chen. Schie­len kann stär­ker wer­den nach ei­ner Kin­der­krank­heit wie Schar­lach, Ma­sern oder Keuch­hus­ten und bei Mü­dig­keit.

Wel­che Warn­si­gna­le gibt es?


  • Auf­fal­lend häu­fi­ges Rei­ben der Au­gen. Au­gen­bren­nen und Rö­tung der Au­gen kön­nen auf ver­steck­tes Schie­len hin­wei­sen.

  • Blin­zeln und Zu­sam­men­knei­fen der Au­gen.

  • Eine Schief­hal­tung des Kop­fes kann Fol­ge ei­ner Au­gen­mus­kel­läh­mung sein.

  • Kopf­schmer­zen und Schwin­del­ge­fühl  

Wie ist das bei Ba­bys?


Ba­bys un­ter drei Mo­na­ten kön­nen ihre Au­gen noch nicht gleich­zei­tig als Paar, also syn­chron, be­we­gen. Die­ses „phy­sio­lo­gi­sche Schie­len“ ist also erst ein­mal ganz nor­mal. Spä­ter ent­de­cken Sie das Schie­len so: Wenn man dem Kind in die Au­gen schaut, spie­gelt sich dar­in im­mer ir­gend­ein hel­ler Punkt (Fens­ter, Lam­pe o.ä.). Wenn dies bei bei­den Au­gen am glei­chen Ort spie­gelt (z. B. mit­ten in der Pu­pil­le), kann man da­von aus­ge­hen, dass das Kind nicht schielt, auch wenn es evtl. den Ein­druck macht.

Wann muss man et­was tun?


Dau­ert das Schie­len län­ger an, soll­ten Sie mit Ih­rem Kin­der­arzt oder Ih­rer Kin­der­ärz­tin dar­über spre­chen. Denn eine zu spä­te Dia­gno­se­stel­lung kann Ih­rem Kind spä­ter Nach­tei­le brin­gen: Weil ein schie­len­des Kind im­mer be­vor­zugt nur ein Auge be­nutzt, ver­liert das an­de­re Auge sei­ne Seh­fä­hig­keit und das Kind kann sein räum­li­ches Wahr­neh­mungs­ver­mö­gen nicht ent­wi­ckeln. Die Ent­wick­lung der Seh­rin­de, die ab dem sieb­ten Le­bens­jahr als ab­ge­schlos­sen gilt, wird un­ter­drückt. Da­nach ist zwar eine Kor­rek­tur der Fehl­sich­tig­keit noch mög­lich, aber sie kann nicht mehr rück­gän­gig ge­macht wer­den. Je frü­her also das Schie­len be­han­delt wird, umso wahr­schein­li­cher ist eine kom­plet­te Hei­lung.

Be­ach­ten Sie!

In­ter­view

Nicole Matthiessen zum Thema Visualtraining

Manch­mal reicht es, dem Kind eine Bril­le zur Kor­rek­tur der un­ter­schied­li­chen Brech­kraft zu ver­schrei­ben. Sol­che Bril­len gibt es so­gar schon für Ba­bys im ers­ten Le­bens­jahr! 

Ist der Brech­kraft-Un­ter­schied zwi­schen dem ge­sun­den und dem schie­len­den Auge sehr gross, kann man das ge­sun­de Auge in be­stimm­ten Zeit­ab­stän­den im­mer wie­der mit ei­nem licht­dich­ten Ver­band ("Pi­ra­ten­klap­pe") ab­de­cken - meist rei­chen schon 3 - 4  Stun­den pro Tag. So wird das schwä­che­re Auge trai­niert und ver­liert sei­ne Seh­kraft nicht. Die Schiel­the­ra­pie um­fasst auch Übun­gen in ei­ner „Seh­schu­le“ und soll­te mit dem ers­ten Schul­tag ab­ge­schlos­sen sein.

Reicht das im­mer noch nicht, muss in man­chen Fäl­len ope­riert wer­den. Bei ei­ner Schiel­ope­ra­ti­on wer­den die un­glei­chen Au­gen­mus­keln am Aug­ap­fel ver­kürzt oder ver­la­gert.

Letzte Aktualisierung: 08.06.2020, BH