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                              Craniosacral-Therapie bei der Behandlung von Schreibabys

                              Interview mit Brigitte Meissner

                              Frau streicht Baby über Kopf und Bauch
                              ©
                              iStock

                              swissmom: Frau Meissner, wo sehen Sie in Ihrem Fachgebiet die grösste Bedeutung der Craniosakral-Therapie (CST)?

                              Brigitte Meissner: Diese Therapieform hat mich als eine der wichtigsten und effektivsten Therapieformen bei häufig weinenden Säuglingen und vielen anderen Beschwerden auch bei Erwachsenen berührt und überzeugt. So zum Beispiel nach Unfällen, Schleudertrauma, bei Rückenproblemen und Verspannungen seelischen Ursprungs, zum Stressabbau, u.v.a. Es ist zudem eine sehr sanfte Behandlungsart.

                              swissmom: Was bewog Sie, sich mit der CST zu beschäftigen?

                              Brigitte Meissner: Als Hebamme fiel mir auf, dass manche Babys vermehrt weinen und auch häufiger an Spannungszuständen und „Krämpfli“ leiden als andere. Ausserdem meldeten auch die Frauen verschiedene, immer wieder genannte Probleme, wie Ischias in Folgeschwangerschaften oder Halsprobleme nach Periduralanästhesien. Ich fing an, genauer zu beobachten und Symptome zu sammeln. Ich stellte mir selbst die Frage: „Welche Probleme treten gehäuft bei Müttern und Babys nach schwerer, traumatischer oder unnatürlicher Geburt auf und was könnten wir tun um Abhilfe zu schaffen?“

                              Zur Person

                              Brigitte Renate Meissner ist mehrfache Buchautorin, Hebamme, Krankenschwester und angehende Craniosacral-Therapeutin. Sie hat eine eigene Praxis in Brugg (AG) und ist von den Möglichkeiten der Craniosacral-Therapie bei Kind und Mutter, v.a. nach schweren oder unnatürlichen Geburten, begeistert. Sie erläutert hier, warum Babys zu Schreibabys werden und was Abhilfe bringen kann.

                              swissmom: Wie kamen Sie zu so vielen Kontakten, dass Ihre Erhebungen und Beobachtungen wirklich von Bedeutung sein konnten?

                              Brigitte Meissner: Da ich neben meiner Teilzeit-Spitaltätigkeit auch als freischaffende Hebamme häufig Frauen im Wochenbett zu Hause betreue, hatte ich unendlich viele Beobachtungsmöglichkeiten. Im Gespräch und Austausch mit anderen Fachpersonen suchte ich nach Bestätigung meiner Beobachtungen und fand sie auch. Ich begann in dieser Zeit eine intensive Zusammenarbeit mit einer CS-Therapeutin und schickte Mütter mit ihren häufig weinenden Säuglingen und solchen mit starken Anzeichen von Spannungen zu ihr. Und die Ergebnisse waren so beeindruckend, dass ich mich selber auf den Ausbildungsweg machte und inzwischen neben Babys auch natürlich Erwachsene aus den verschiedensten Gründen behandle. 

                              swissmom: Können Sie die Grundlagen der CST kurz erklären?

                              Brigitte Meissner: Die CST ist eine Methode der osteopathischen Medizin, die entdeckte, dass der Schädel (Cranium) rhythmische Bewegungen ausführt. Diese setzen sich bis hinunter zum Kreuzbein (Sacrum) fort. Mit bestimmten Techniken kann man dieses System beeinflussen.  

                              swissmom: Was genau passiert bei einer Behandlung?

                              Brigitte Meissner: CST ist eine sehr konkrete und körperbezogene Therapie und es wird nicht mit Energien oder Energiebahnen wie zum Beispiel bei der Akupunktur gearbeitet. Der Klient liegt angekleidet auf dem Behandlungstisch, das ist für viele Menschen sehr angenehm. Bei der Behandlung ertastet die Therapeutin den sogenannten Craniosacral-Rhythmus. Das ist der Rhythmus, den die Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) ca. sechsmal pro Minute erzeugt, wenn sie sich ständig erneuert. Mit sehr feinen tastenden Bewegungen wird am Kreuzbein, entlang der Wirbelsäule und im Kopfbereich nach Abweichungen von der natürlichen Biomechanik, nach Spannungen oder Verhärtungen gesucht und diese werden mit feinen Techniken aus der Gewebestruktur gelöst. Wir gehen davon aus, dass sämtliche Körperteile miteinander in Verbindung stehen und sich gegenseitig beeinflussen. Störungen in einem Körperteil in Form von Bewegungseinschränkung, Bindegewebsspannungen, Entzündungen usw. können mit der Zeit auch Beschwerden an anderen Stellen im Körper auslösen oder psychische Probleme verursachen. Durch diese sanften Lösungstechniken der Craniosacral-Therapie, kann der Organismus in seinem Selbstheilungsprozess angeregt und unterstützt werden. Das aus dem Gleichgewicht geratene System kann aktiviert und dessen ursprüngliche Funktionalität wieder hergestellt oder optimiert werden.

                              swissmom: Müssen die Klienten besondere Vorkehrungen treffen? Wann ist eine CST nicht empfehlenswert? Und mit welchen Kosten muss man rechnen?

                              Brigitte Meissner: Es sind keine speziellen Vorbereitungen nötig und es gibt nur wenige direkte Kontraindikationen, wie ein frischer Schlaganfall, nach schweren Operationen oder bei akuter Hirnhautentzündung. Die Kosten belaufen sich bei den Behandlungen je nach Kanton und Wohnort so zwischen 100 und 120 Fr. pro Behandlung. Wer eine Zusatzversicherung für Alternativmethoden abgeschlossen hat, zahlt dabei nur etwa 25-40% der Behandlungskosten, vorausgesetzt der ausgesuchte Therapeut steht auf der Liste der von der Krankenkasse anerkannten Therapeuten. Personen ohne Zusatzversicherung tragen die Kosten selbst. Aber gerade im Fall eines bis anhin oft weinenden und unter Krämpfen leidenden Babys oder Kleinkindes, das plötzlich von den Beschwerden befreit ist, steht der Wert für die schwer erleichterten Eltern sehr wohl im Verhältnis zu den paar hundert investierten Franken. Meist sind ja nicht mehr als drei bis sechs Sitzungen nötig, um die meisten Beschwerden von Schreibabys deutlich zu lindern. 

                              swissmom: Wo und wie finden Interessierte eine Fachperson für CST in der Nähe ihres Wohnortes? 

                              Brigitte Meissner: Entweder über Mundpropaganda von zufriedenen Klienten, die ihren Therapeuten weiterempfehlen, oder über den Schweizerischen Berufsverband für Craniosacral-Therapie SBCT www.craniosuisse.ch (Tel. 0878 800 214). Es sind aber nicht alle Therapeuten einem Verband angeschlossen, weshalb sich vor allem die persönliche Empfehlung von zufriedenen Bekannten sicher auch sehr anbietet.

                              Wie eine betroffene Mutter die Craniosakral-Therapie bei ihrem Baby erlebt hat, lesen Sie hier.

                              Letzte Aktualisierung: 06.11.2019, BH