Die Vater-Kind-Beziehung

Vater mit kleiner Tochter auf dem Rücken
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Frischgebackene Väter sind oft verunsichert, ob und wie sie eine sichere Bindung zu ihrem Nachwuchs aufbauen können, insbesondere wenn das Kind vor allem oder ausschliesslich von der Mutter betreut wird. Dadurch sollten sich Väter jedoch nicht entmutigen lassen.

In den ersten paar Lebenswochen sind Mutter und Kind intensiv miteinander beschäftigt. Das Kind wird gefüttert, gepflegt, umsorgt, getröstet, unterhalten. Es macht die Erfahrung, dass all seine Bedürfnisse zuverlässig durch die Mutter befriedigt werden. Ein Kind kann sich auf seine Mutter verlassen, jederzeit. Diese Beständigkeit und Voraussagbarkeit gibt dem Kind das nötige Vertrauen in die Welt, das so genannte Urvertrauen.

Die Körperpflege und die Ernährung eines Säuglings beanspruchen viel Zeit. Zeit, in der sich Mutter und Kind kennen lernen und Zuneigung austauschen können. Dadurch entsteht eine tiefe und innige Beziehung zwischen Mutter und Kind.

Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass das Kind nicht auch zu anderen Personen eine Bindung aufbauen kann. Natürlich sind der Beziehungsfähigkeit eines Kindes Grenzen gesetzt. Gemäss  Remo Largo, renommiertem Kinderarzt und Buchautor, kann ein Kind, auch wenn es in den ersten Lebensmonaten vor allem oder ausschliesslich von der Mutter betreut wird, durchaus auch zu anderen Personen, insbesondere zum Vater, eine innige und herzliche Beziehung aufbauen. Damit ein Säugling aber eine Beziehung zu einer Person aufbauen kann, braucht er langdauernde und stabile Erfahrungen mit dieser Person. Voraussetzung ist also, dass Vater und Kind ausreichend viel Zeit miteinander verbringen und dass die Erfahrungen, die das Kind mit dem Vater macht, zuverlässig sind.

Väter sollten sich deshalb so häufig wie möglich an der täglichen Pflege des Kindes beteiligen. Wichtig ist in den ersten Wochen und Monaten vor allem die körperliche Nähe. Väter, die den ganzen Tag ausser Haus sind, haben die Möglichkeit,  sich am Abend um den Säugling kümmern: Baden, Pyjama anziehen, ins Bett bringen. Wenn der Vater in das Abendritual  miteinbezogen wird, hilft diese verlässliche und wiederkehrende Nähe, eine Bindung aufzubauen.

Die väterliche Beteiligung wirkt sich besonders bei einer nächtlichen Versorgung bindungswirksam aus, wenn Väter mit ihren Kleinkindern Missbehagen und Ängstlichkeit bewältigen und ihnen in diesen unsicheren Situationen verlässlich zur Seite stehen.

Wenn das Kind etwas älter ist, kann die Vater-Kind-Beziehung tagsüber oder abends auch durch intensive und interessante Spielinteraktionen gefördert werden. Väter spielen anders mit ihren Kindern als Mütter. Das schätzen Kinder sehr, denn es werden unterschiedliche Bedürfnisse befriedigt. Mutter und Vater fördern damit ausserdem unterschiedliche Aspekte der kindlichen Entwicklung.

Ein Kind kann also nicht nur Beziehungen zu verschiedenen Bezugspersonen aufbauen, sondern es ist auch in der Lage, sich auf das unterschiedliche Verhalten von Mutter und Vater einzustellen und dieses zu verinnerlichen.

Liselotte Ahnert hat an der Universität Wien die Vater-Kind-Beziehung näher untersucht. Auch sie ist zum Schluss gekommen, dass Väter eine gute und sichere Beziehung zu ihren Kindern aufbauen können, auch wenn die Kinder ausschliesslich von ihren Müttern betreut werden. Eine Voraussetzung ist aber, dass die Mütter dies auch zulassen. Insbesondere wenn ein Kind gestillt wird, entsteht dadurch eine besondere Verbindung zwischen Mutter und Kind. Diese wichtige Rolle in der Säuglingsernährung verleiht der Mutter eine gewisse Machtposition. Sie entscheidet darüber, wer und in welcher Art Zugang zum Kind bekommt, unabhängig davon, wie sehr sich der Vater des Kindes in die Pflege und Erziehung seines Kindes einbringen möchte.

Wenn es Paaren gelingt, dass ihr Kind mit Vater und Mutter eine enge Beziehung eingehen kann, ist dies eine Bereicherung für die ganze Familie und fördert zudem die frühkindliche Entwicklung.

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Letzte Aktualisierung: 05.05.2020, BH