Ihre Partnerin im Wochenbett

Erschöpfung, Babyblues und Nachwehen: Was Müttern im Wochenbett zu schaffen macht und wie frischgebackene Väter für Entlastung und Erholung sorgen können.

Paar mit Neugeborenem auf dem Sofa
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Traditionell dauert das Wochenbett ganze sechs Wochen. Indem Sie in dieser Zeit wo immer möglich mit anpacken und Ihre Partnerin und das Baby umsorgen, können Sie viel zu einem gelungenen Start in den Familienalltag beitragen. 

Müdigkeit und schlaflose Nächte


Dass Ihre Partnerin in den ersten Wochen nach der Entbindung erschöpft ist, ist vollkommen normal. Immerhin hat ihr Körper während der Schwangerschaft und unter der Geburt Höchstleistungen vollbracht. Und jetzt, wo das Baby da ist, kosten das Stillen, die kurze Nachtruhe und die Versorgung des Neugeborenen viel Kraft. 

Obschon Sie natürlich körperlich längst nicht so viel durchgestanden haben wie Ihre Partnerin, sind Sie vermutlich ebenfalls ziemlich ausgelaugt. Da ist zwar die Euphorie über die Ankunft des Babys, aber der Schlafmangel macht sich auch bei Ihnen bemerkbar. Stellen Sie sich darauf ein, dass Sie noch viele schlaflose Nächte durchmachen müssen, bevor sich bei Ihrem Kind ein regelmässiger Schlafrhythmus einpendelt. 

Die Behauptung, ein Neugeborenes brauche noch nichts und schlafe doch fast die ganze Zeit, ist leider ein Mythos. Die Versorgung Ihres Kindes wird Sie in den ersten Wochen rund um die Uhr auf Trab halten. Mahlzeiten braucht es zu Beginn alle ein bis zwei Stunden. Bis das Anlegen an der Brust und das Füttern zur Gewohnheit werden, benötigt Ihre Partnerin viel Ruhe und Konzentration. Gesundes Essen und ausreichend Getränke sind ebenfalls wichtig, damit sie dem Baby geben kann, was es braucht. Und um zwischen den Mahlzeiten Energie zu tanken, sollte sie immer wieder die Gelegenheit haben für ein kleines Nickerchen.

Für Sie als Vater bedeutet dies, dass Sie sich einbringen sollten, wo sie nur können. Hobbys, Freunde und grosse Unternehmungen in der Freizeit müssen für eine Weile hinten anstehen. Manchmal mag sich dies anfühlen, als würden die frühere Unbeschwertheit und Spontaneität nie wieder zurückkehren. Tatsächlich aber ist die Zeit, in denen Ihr Kind Sie so intensiv braucht, recht kurz. Zwar wird das Leben nie mehr genau gleich sein wie vor der Ankunft des Babys, aber wenn Sie alle im neuen Familienalltag Fuss gefasst haben, liegen auch wieder mehr Aktivitäten drin. 

Wochenfluss und Sex nach der Geburt


Nach der Geburt zieht sich die Gebärmutter wieder zusammen und kehrt allmählich zu ihrer ursprünglichen Grösse zurück. Eine Begleiterscheinung davon ist der sogenannte Wochenfluss, ein zuerst blutiger und später farbloser Ausfluss. Solange dieser anhält, raten viele Frauenärzte von Geschlechtsverkehr ab, damit keine Infektionen übertragen werden. 

Es wird aber wohl ohnehin noch etwas dauern, bis Ihre Partnerin wieder bereit ist für Sex. Durch den ausgeprägten Östrogenmangel nach der Geburt ist die Scheide trocken und berührungsempfindlich. Möglicherweise schmerzt auch die Naht eines Dammschnittes oder -risses noch einige Zeit. Für viele Frauen sind zudem die erneuten körperlichen Veränderungen ziemlich herausfordernd und sie müssen erst wieder mit sich selbst vertraut werden. 

Machen Sie deshalb keinen Druck, sondern geben Sie sich und Ihrer Partnerin viel Zeit, um sich wieder aneinander anzunähern. Damit die Lust nach und nach zurückkehren kann, sind jetzt vielleicht erst einmal entspannende Massagen und Kuscheln angesagt. 

Sind Schmerzen nach der Geburt normal?


Mit den Schmerzen ist es leider nicht ganz vorbei, wenn das Baby da ist. Wenn Ihre Partnerin einen Kaiserschnitt, einen Dammriss oder einen Dammschnitt hatte, wird sie nach der Entbindung noch einen Wundschmerz und eventuell eine Druckempfindlichkeit der Scheide spüren. Beim Sitzen helfen aufblasbare Ringe, den Dammbereich zu schonen. Speziell für diesen Zweck entwickelte Kissen mit einer Vertiefung in der Mitte sind ebenfalls sehr nützlich. 

Auch schmerzhafte Krämpfe oder Kontraktionen im Unterleib machen vielen frischgebackenen Müttern zu schaffen, insbesondere beim Stillen. Diese sogenannten Nachwehen haben jedoch einen wichtigen Effekt: Der Wochenfluss wird verstärkt, altes Blut und Zellmaterial wird ausgestossen und Infektionen in der Gebärmutterschleimhaut werden verhindert. 

Babyblues - oder vielleicht mehr?


Etwa drei Viertel aller Mütter fühlen sich ungefähr drei Tage nach der Geburt niedergeschlagen und traurig. Dieser sogenannte Babyblues sorgt dafür, dass bei der kleinsten Unstimmigkeit die Tränen fliessen. Auch jähe Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, Besorgnis und Erschöpfung sind möglich.

Dass die Gefühle Ihrer Partnerin Achterbahn fahren, liegt einerseits am drastisch abfallenden Hormonspiegel nach der Geburt. Aber auch andere Faktoren können dazu beitragen: die Sorge, dem Baby nicht gerecht zu werden, Spannungen in der Familie, finanzielle Unsicherheit, der Gedanke, alles perfekt machen zu müssen, die Erkenntnis, dass es plötzlich gar nicht mehr so einfach ist, den Alltag zu planen etc. 

In den meisten Fällen hellt sich die Stimmung innerhalb von einigen Tagen wieder auf. Indem Sie in dieser Zeit möglichst viele Hausarbeiten übernehmen, sich um das Baby kümmern, wenn es gerade nicht gestillt wird und dafür sorgen, dass Ihre Familie nicht von allzu viel Besuch überrannt wird, entlasten Sie Ihre Partnerin enorm. Aber auch offene und ehrliche Gespräche über die widersprüchlichen Gefühle, Erholungspausen, gesunde Ernährung und etwas Bewegung an der frischen Luft tragen viel dazu bei, dass der Babyblues wieder verfliegt. 

Hält die gedrückte Stimmung länger als zwei Wochen an oder nehmen die negativen Gefühle zu, könnte dies ein Hinweis auf eine beginnende postpartale Depression sein. Damit Ihre Partnerin möglichst bald fachliche Unterstützung bekommt, sollte sie das Thema mit der Hebamme oder der Frauenärztin besprechen. 

Letzte Aktualisierung: 12.04.2024, TV / BH