Geburtsvorbereitung für werdende Väter

Ob Sie einen Kurs besuchen oder sich lieber mithilfe von Gesprächen, Büchern und Filmen auf die Geburt vorbereiten: Wichtig ist, dass Sie wissen, was Sie erwartet.

Lachendes Paar im Geburtsvorbereitungskurs
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Sie können Ihrer Partnerin den Geburtsschmerz nicht abnehmen und möglicherweise fühlen Sie sich im Gebärzimmer zuweilen wie ein unwichtiger Statist. Die Dinge einfach auf sich zukommen zu lassen, ist trotzdem keine gute Idee. Sie tun sich selber, Ihrer Partnerin und Ihrem Baby einen grossen Gefallen, wenn Sie sich umfassend auf die Geburt und die Zeit danach vorbereiten.

Warum ist Geburtsvorbereitung auch für Männer wichtig?


Wenn Sie Bescheid wissen, wie sich eine Geburt ankündigt und wie sie abläuft, fühlen Sie sich dem gewaltigen Ereignis viel weniger ausgeliefert. Es gelingt Ihnen besser, einen kühlen Kopf zu bewahren und mit Ihrer Partnerin zu beraten, ob Sie bereits ins Spital fahren oder noch warten sollen. Unter der Geburt können Sie sie viel gezielter unterstützen und sie zum Durchhalten ermutigen, wenn sie zwischendurch von den Geschehnissen fast überwältigt wird. Ihr Wissen hilft Ihnen ausserdem, durchdachte Entscheidungen zu treffen, zum Beispiel, wenn die Schmerzen sehr viel stärker sind als erwartet und Ihre Partnerin nicht mehr die Kraft hat, für ihre Bedürfnisse einzustehen. 

Geburtsvorbereitung beinhaltet aber auch Infos über die erste Zeit nach der Geburt, denn mit der Ankunft des Neugeborenen geht das Abenteuer ja erst richtig los. Babyblues, Milchstau, Windelausschlag, Koliken und was Ihnen im Wochenbett sonst noch so begegnen kann, sollten keine Fremdwörter für Sie sein. Indem Sie sich damit befassen, was in all diesen Situationen hilft, können Sie und Ihre Partnerin die Herausforderungen gemeinsam meistern. Und falls Ihnen die Dinge über den Kopf zu wachsen drohen, können Sie viel gezielter nach Unterstützung suchen, weil Sie bereits eine Ahnung davon haben, was Sie jetzt brauchen könnten. 

Über welche Themen müssen sich werdende Väter Gedanken machen?


Neben den allgemeinen Informationen über Geburt und Wochenbett, die Ihnen den Start ins Familienleben erleichtern, gibt es einige Themen, mit denen Sie sich vertieft auseinandersetzen sollten. In gewissen Momenten ist Ihre Partnerin nämlich voll und ganz auf Sie angewiesen:

  • Wie handelt man bei einer Sturzgeburt korrekt? Zwar verläuft eine erste Geburt in den seltensten Fällen so überstürzt, dass die Zeit nicht mehr reicht, um rechtzeitig ins Spital zu fahren. Dennoch fühlen Sie sich vermutlich sicherer, wenn Sie Bescheid wissen, was Sie in einem solchen Moment tun müssten.

  • Wie kann ich während der Geburt für meine Partnerin einstehen? Unter der Geburt hat Ihre Partnerin möglicherweise nicht die Kraft, sich mit Nachdruck für ihre Bedürfnisse einzusetzen. Damit die Botschaft bei der Hebamme oder der Ärztin trotzdem ankommt, braucht es deshalb vielleicht Ihre "Übersetzerdienste". Besprechen Sie, in welchen Punkten Ihrer Partnerin besonders viel daran liegt, dass ihre Wünsche nicht übergangen werden. 

  • Wie organisiere ich den Vaterschaftsurlaub und wer kann uns unterstützen, wenn ich wieder zur Arbeit gehe? Ob Sie den Urlaub besser am Stück oder tageweise beziehen, hängt von Ihrer persönlichen Situation ab. So oder so sind die zehn Tage ziemlich knapp bemessen und es kann auf keinen Fall schaden, wenn Sie im Familien- und Freundeskreis nachfragen, ob Ihnen jemand in den intensiven ersten Wochen hin und wieder unter die Arme greifen kann. 

  • Wie kann ich meine Partnerin beim Stillen unterstützen? Muttermilch ist zwar die natürlichste Ernährung für Ihr Kind. Das heisst aber noch lange nicht, dass es mit dem Stillen automatisch klappt. Indem Sie möglichst viel Stress von Ihrer Partnerin fernhalten, für gesunde Ernährung sorgen, sich über verschiedene Hilfs- und Hausmittel informieren und sich um das Baby kümmern, wenn es gerade nicht trinkt, leisten Sie einen wichtigen Beitrag zu einem erfolgreichen Start in die Stillzeit. 

  • Welche Anzeichen deuten auf eine postpartale Depression hin? Dass bei Ihrer Partnerin wenige Tage nach der Geburt beim geringsten Anlass die Tränen fliessen, ist normal. Hält die Traurigkeit jedoch mehrere Wochen an und kommen weitere Symptome wie Ängste, Wut, Schlafstörungen, Appetitlosigkeit etc. hinzu, könnten dies Anzeichen einer beginnenden Depression sein. In diesem Fall braucht Ihre Partnerin Ihre einfühlsame Begleitung und möglichst bald professionelle Hilfe. 

Das passende Kursangebot finden


Der Besuch eines Geburtsvorbereitungskurses ist keine Pflicht. Sie können sich auch mit Büchern, Dokumentarfilmen sowie in Gesprächen mit Ihrer Partnerin und mit Freunden auf die Entbindung vorbereiten. Ein Kursbesuch bringt jedoch diverse Vorteile:

  • Sie werden umfassender informiert, als wenn Sie sich selber die Informationen zusammensuchen. Die Kursleitung greift mit grosser Wahrscheinlichkeit auch Themen auf, über die Sie sich bislang noch keine Gedanken gemacht haben. Dies liefert Ihnen und Ihrer Partnerin Impulse für vertiefte Gespräche.

  • Sie haben die Möglichkeit, Ihre Fragen direkt an eine Fachperson zu richten.

  • Bei Kursen im Spital besteht oft die Möglichkeit, die Geburtenabteilung zu besichtigen.

  • Sie lernen andere werdende Eltern kennen und haben die Gelegenheit, sich mit ihnen auszutauschen.

  • Sie lesen nicht nur über Atem- und Massagetechniken, sondern üben diese auch ein. 

Geburtsvorbereitungskurse sind oft so aufgebaut, dass die werdenden Mütter an den meisten Abenden unter sich bleiben und die Partner nur an zwei oder drei Abenden dabei sind. Bei diesen Gelegenheiten wird dann stärker auf die Themen eingegangen, die für Väter besonders wichtig sind. Wochenendkurse richten sich vorwiegend an Paare, die nicht die Zeit haben, mehrere Kursabende zu besuchen. Die Möglichkeit, das Gelernte setzen zu lassen und beim nächsten Termin noch einmal aufzugreifen, entfällt dabei jedoch.

Vermehrt gibt es auch Kurse, die sich ausschliesslich an Männer richten. Diese liefern nicht nur Infos rund um Geburt und Wochenbett, sondern bieten zudem den Raum, sich über die Vaterrolle auszutauschen. 

Wie Sie sich als Paar auf die Geburt vorbereiten können


Zur Geburtsvorbereitung gehört es auch, dass Sie mit Ihrer Partnerin über die Geburt reden: Welche Art von Unterstützung wünscht sie sich im Gebärzimmer? Welche Vorstellungen hat sie bezüglich Schmerzerleichterung? Was kommt für sie dabei in Frage und was nicht? Gibt es Dinge, die ihr Sorgen bereiten? Können Sie ihr in den letzten Wochen der Schwangerschaft die eine oder andere Aufgabe abnehmen, damit sie den Kopf frei hat, um sich auf die Geburt einzustellen?

Selbstverständlich dürfen Sie auch Ihre eigenen Unsicherheiten und Bedenken zur Sprache bringen. Zwar können Sie nicht jede Eventualität voraussehen und selbst mit der umfassendsten Vorbereitung lässt sich nicht gänzlich verhindern, dass Sie während der Geburt zuweilen an Ihre Grenzen kommen. Indem Sie sich jedoch offen und ehrlich über die bevorstehende Herausforderung austauschen, gelingt es Ihnen besser, diese gemeinsam zu meistern. 

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