RSV-Infektion (Bronchiolitis) bei Babys und Kleinkindern
Wie es zu dieser gefährlichen Erkrankung kommt, wie sie behandelt wird und wie Sie Ihr Baby davor schützen können.
In der Schweiz erkranken jedes Jahr fast 30 Prozent der Kinder unter zwei Jahren an einer Bronchiolitis. Zwei bis drei Prozent der erkrankten Kleinkinder müssen wegen Atemnot und ungenügender Flüssigkeitsaufnahme hospitalisiert werden. Die entspricht ungefähr 1000 Spitaleinweisungen pro Jahr.
❗️Das Wichtigste in Kürze
- Die häufigste Infektionskrankheit der unteren Atemwege bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren.
- Das RS-Virus kann lebensgefährliche Komplikationen verursachen.
Impfung für Neugeborene von ungeimpften Müttern
- Geboren zwischen 1. Oktober und 31. März: Impfung in der ersten Lebenswoche.
- Geboren zwischen April und September: Impfung vor der RSV-Saison ab Oktober.
Was ist eine akute Bronchiolitis?
Die Bronchiolitis ist die häufigste Infektionskrankheit der unteren Atemwege bei Kindern in den ersten beiden Lebensjahren, vor allem zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat. Diese Erkrankung wird durch das sogenannte RS-Virus verursacht eine starke entzündliche Schleimhautschwellung. Dies führt zu einer Verengung oder sogar Verstopfung der Atemwege. Betroffen sind die Bronchien und Bronchiolen - also die kleinsten und knorpellosen Verzweigungen der Luftwege in der Lunge.
Die Übertragung geschieht über ausgehustete Tröpfchen, Nasensekret oder Speichel. Die Bindehaut der Augen und die Nasenschleimhaut gelten als Eintrittspforte. Durch diese hohe Ansteckungsgefahr haben fast alle Kinder am Ende des zweiten Lebensjahres eine RSV-Infektion durchgemacht.
Die Symptome einer Bronchiolitis
Die ersten Zeichen einer Bronchiolitis sind diejenigen einer gewöhnlichen Erkältung: laufende Nase, Fieber und leichter Husten. Ausserdem haben viele Babys keinen Hunger. Häufig kommt es zusätzlich zu einer Bindehautentzündung und auch Mittelohrentzündungen können dazukommen.
Nach einigen Tagen wird der Husten stärker, das Baby atmet schneller und beginnt zu keuchen. Bei der Ausatmung tritt ein pfeifendes, rasselndes oder knisterndes Atemgeräusch auf. Zusätzlich können Sie möglicherweise Einziehungen zwischen den Rippen und oberhalb des Brustbeines beobachten. Da die Kapazität der Lungen bei Babys reduziert ist, kommt es schneller zu einer Atemnot. Dadurch hat das Kind Schwierigkeiten beim Trinken, viele verweigern die Brust oder den Schoppen. Durch den starken Husten kann auch ein Brechreiz ausgelöst werden.
Meist verläuft die Erkrankung ohne Komplikationen und ist nach fünf bis 10 Tagen überstanden. Der Husten kann dennoch bis zu vier Wochen andauern.
Lebensgefährliche Komplikationen einer RSV-Infektion
Die Erkrankung kann in kurzer Zeit lebensbedrohlich werden, denn durch die angeschwollene Schleimhaut in den Atemwegen gelangt zu wenig Sauerstoff in die Lungen, somit auch in den Kreislauf und die lebensnotwendigen Organe. Einen Sauerstoffmangel erkennen Sie daran, dass sich die Lippen und die Haut unter den Fingernägeln blau verfärben.
Durch die RSV-Infektion kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, dies ist die häufigste Komplikation bei Kindern unter zwei Jahren. Oft kommt es auch zu einem Flüssigkeitsmangel, weil das Kind wegen der Atemschwierigkeiten nicht richtig trinken kann und durch den starken Husten erbricht.
Besonders gefährdet für Komplikationen wegen einer RSV-Infektion sind Babys unter drei Monaten, Frühgeborene, Kinder mit vorbestehenden Herz- oder Lungenerkrankungen oder Kinder mit einer Immunschwäche. Auch sind Jungen häufiger von schweren Krankheitsverläufen betroffen als Mädchen.
Bei Kindern, deren Eltern zu Hause rauchen, tritt die Krankheit häufiger auf. Nach schweren Krankheitsverläufen können die Bronchien noch lange Zeit sehr empfindlich reagieren. Das Einatmen von Zigarettenrauch reicht dann schon aus, um einen asthmaähnlichen Anfall auszulösen.
Behandlung einer RSV-Infektion
Eine leichte Form der Bronchiolitis kann zu Hause behandelt werden. Achten Sie darauf, dass Ihr Kind viel trinkt. Geben Sie ihm ausserdem regelmässig - bis zu alle 20 Minuten - Kochsalzlösung in die Nase und saugen sie diese ab und zu ab. Das RS-Virus bildet ein sehr zähes Sekret und die Kinder haben dadurch oft Mühe, gut zu atmen.
Sobald Ihr Kind Atemnot entwickelt und/oder nicht mehr trinkt, sollten Sie den Kinderarzt informieren oder direkt mit ihm ins Spital fahren. Dort bekommt Ihr Kind Sauerstoff und Flüssigkeit über eine Infusion, weil es wegen der Atemnot zu wenig Luft und Kraft zum Trinken haben wird.
Da es sich um eine Viruserkrankung handelt, sind Antibiotika bei einer RSV-Infektion nicht wirksam und auch Inhalationen nützen nur sehr selten. Ebenso helfen Medikamente gegen Husten nicht und werden deshalb nicht empfohlen. Wenn das Kind Fieber hat, kann ein fiebersenkendes Mittel wie Paracetamol helfen.
Impfung gegen RSV
In der Schweiz steht eine passive Impfung zur Verfügung. Die Eidgenössische Kommission für Impffragen (EKIF), die medizinischen Fachgesellschaften und das Bundesamt für Gesundheit (BAG) haben dazu diese Empfehlungen herausgegeben:
Kinder, die zwischen 1. Oktober und 31. März geboren sind, sollen in ihrer ersten Lebenswoche oder so bald wie möglich danach eine Dosis erhalten.
Babys, die zwischen April und September geboren sind, wird eine Dosis vor der RSV-Saison im Oktober empfohlen, Risikokindern auch im zweiten Lebensjahr.
Die Impfung wird von der obligatorischen Krankenversicherung übernommen.
Eine Impfung für Schwangere, welche - wie bei der Keuchhustenimpfung - das Neugeborene vor RSV schützen soll, steht in der Schweiz zur Verfügung. Die mütterlichen Antikörper werden via Plazenta übertragen und schützen die Neugeborenen von Geburt an.
So können Sie Ihr Kind vor einer RSV-Infektion schützen
Das Risiko, an einer RSV-Infektion mit Komplikationen zu erkranken, ist für Babys unter vier Monaten am grössten. So können Sie vorbeugen und Ihr Kind vor einer Erkrankung schützen:
Versuchen Sie, die Kontakte Ihres Babys so gering wie möglich zu halten. Und wenn, dann sollte es nur von gesunden Erwachsenen besucht werden.
Achten Sie auf eine konsequente Händehygiene und waschen Sie sich vor und nach jedem Umgang mit Ihrem Kind die Hände.
Tragen Sie eine Hygienemaske, wenn Sie husten, erkältet oder krank sind.
Versuchen Sie, den Kontakt von kranken Geschwisterkindern zum Baby zu vermeiden.
Meiden Sie öffentlichen Orte und Familientreffen.
Frischen Sie, wenn nötig Ihre Keuchhusten-Impfung auf und lassen Sie sich gegen Grippe impfen.