Wie si­cher sind Tä­to­wie­run­gen?

Aus der For­schung

Frau mit Tattoo auf der Schulter und dem Rücken
©
iStock

Etwa 100 Mil­lio­nen Men­schen in Eu­ro­pa ha­ben eine oder meh­re­re Tä­to­wie­run­gen. Sie ha­ben sich laut ei­ner Über­sicht in der me­di­zi­ni­schen Fach­zeit­schrift "Lan­cet" nicht nur wäh­rend des Tä­to­wie­rens ei­nem In­fek­ti­ons­ri­si­ko (v.a. He­pa­ti­tis B) aus­ge­setzt. Auch die le­bens­lan­ge Ein­wir­kung der ver­wen­de­ten Farb­stof­fe könn­te mit Ge­sund­heits­ri­si­ken ein­her­ge­hen, die sich der­zeit noch nicht ab­schät­zen las­sen.

Frü­her schwarz-weiss...


Tra­di­tio­nel­le Tä­to­wie­run­gen wa­ren in der Re­gel schwarz-weiss. Sie be­stan­den aus Russ. Farb­li­che Schat­tie­run­gen wur­den durch Ti­tan- und Ei­sen­oxid er­zielt. Pro Qua­drat­zen­ti­me­ter Haut wur­den etwa 1 mg Farb­stoff ein­ge­bracht. Russ ist al­les an­de­re als ge­sund­heit­lich un­be­denk­lich, da sich in ihm po­ly­zy­kli­sche aro­ma­ti­sche Koh­len­was­ser­stof­fe (PAK) be­fin­den, von de­nen ei­ni­ge ein­deu­tig krebs­er­zeu­gend sind. Ob Tä­to­wier­te des­halb häu­fi­ger als an­de­re Men­schen an Krebs er­kran­ken, ist al­ler­dings noch nicht un­ter­sucht wor­den.

... jetzt far­big


Es gibt je­doch noch eine wei­te­re Ver­än­de­rung, die To­xi­ko­lo­gen Kopf­zer­bre­chen be­rei­tet. Mo­der­ne Tat­toos sind in der Re­gel far­big. Er­reicht wird dies durch eine Fül­le von or­ga­ni­schen Farb­stof­fen und Me­tall­sal­zen. Die Zu­sam­men­set­zung ist häu­fig nicht be­kannt, zu­mal Tä­to­wier­mit­tel nicht über­all auf der Welt kon­trol­liert und ge­neh­migt wer­den müs­sen. In Deutsch­land und in der Schweiz (Bun­des­amt für Le­bens­mit­tel­si­cher­heit und Ve­te­ri­när­we­sen BLV) gibt es eine Ne­ga­tiv­lis­te von Stof­fen, die nicht ver­wen­det wer­den dür­fen. Tä­to­wier­mit­tel wer­den in der Re­gel als Kos­me­ti­ka ein­ge­führt und nicht als „Arz­nei­mit­tel“, die sie von der Art der An­wen­dung ei­gent­lich wä­ren (auch wenn sie nicht zur Lin­de­rung von Krank­hei­ten ein­ge­setzt wer­den).

Vie­le mo­der­ne Tä­to­wier­mit­tel ent­hal­ten ne­ben den Farb­stof­fen Ver­un­rei­ni­gun­gen. Aus­ser­dem sind die in­ji­zier­ten Farb­stoff­men­gen häu­fig hö­her als bei Schwarz­weiss-Tä­to­wie­run­gen. Far­bi­ge Tä­to­wier­mit­tel wer­den auch schnel­ler vom Kör­per ab­ge­baut, ent­we­der durch En­zy­me der Haut oder aber durch UV-Licht. Dies be­ein­träch­tigt nicht nur die äs­the­ti­sche Wir­kung des Tat­toos, das lang­sam ver­blasst. Es ent­ste­hen auch Spalt­pro­duk­te, die teil­wei­se als Zell­gift wir­ken oder auch krebs­er­re­gen­de Ei­gen­schaf­ten ha­ben.

Pro­ble­ma­ti­sche Ent­fer­nung


Auch die Ent­fer­nung durch eine La­ser­be­hand­lung führt dazu, dass die Pig­men­te zer­stört und die Be­stand­tei­le ent­we­der durch das Im­mun­sys­tem oder über die Lymph­drai­na­ge ab­trans­por­tiert wer­den. Sie er­zie­len dann eine gif­ti­ge Wir­kung im ge­sam­ten Kör­per, die bis­her kaum er­forscht ist.

Häu­fig All­er­gi­en


Tä­to­wier­mit­tel kön­nen auch all­er­gi­sche Re­ak­tio­nen in der Haut aus­lö­sen. Das Bis­peb­je­rg Hos­pi­tal in Ko­pen­ha­gen, das eine „Tat­too cli­nic“ be­treibt, hat be­reits ei­nen All­er­gie­test ent­wi­ckelt, der ne­ben Stan­dard­all­er­ge­nen und Tex­til­farb­stof­fen auch acht Tä­to­wier­mit­tel um­fasst. Das häu­figs­te Kon­taktall­er­gen in ei­ner ers­ten Un­ter­su­chung war üb­ri­gens Ni­ckel. Aber auch rote Farb­stof­fe sind ein star­kes Kon­taktall­er­gen, und Rot ist die bei far­bi­gen Tat­toos die am häu­figs­ten ver­wen­de­te Far­be.

Ge­setz­li­che Vor­schrif­ten kaum durch­zu­set­zen


Eine stär­ke­re Re­gu­lie­rung wird von vie­len Ex­per­ten ge­for­dert. Dort wo es sie gibt, wie bei uns in der Schweiz, wer­den sie häu­fig um­gan­gen. Eine Un­ter­su­chung des Kan­to­na­len La­bo­ra­to­ri­ums Ba­sel-Stadt er­gab, dass ein Drit­tel der Tä­to­wier­mit­tel nicht den ge­setz­li­chen Be­stim­mun­gen ent­sprach. In an­de­ren Län­dern wie Neu­see­land sind ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen aus tra­di­tio­nel­len Grün­den nicht durch­zu­set­zen. Tä­to­wie­run­gen ge­hö­ren dort zur Kul­tur der Mao­ri. Und durch den in­ter­na­tio­na­len Tou­ris­mus lässt sich oh­ne­hin nicht ver­hin­dern, dass sich die Tou­ris­ten das Tat­too dort ste­chen las­sen, wo ohne ge­setz­li­che Re­ge­lun­gen die far­ben­präch­tigs­ten Tat­toos an­ge­bo­ten wer­den.

Letzte Aktualisierung: 16.02.2021, BH

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