Na­tür­li­che Ge­burt stärkt Mut­ter-Kind-Bin­dung

Aus der For­schung

Paar schaut ihr Neugeborenes an
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Die Bin­dung zwi­schen ei­ner Mut­ter und ih­rem Neu­ge­bo­re­nen ist of­fen­bar bei Frau­en, die ihre Kin­der auf na­tür­li­che Wei­se zu Welt ge­bracht ha­ben, stär­ker als bei Frau­en, die ei­nen Kai­ser­schnitt hat­ten. Dies legt eine Stu­die von For­schern um Ja­mes Swain vom Child Stu­dy Cen­ter der US-ame­ri­ka­ni­schen Yale Uni­ver­si­tät nahe.

Die Wis­sen­schaft­ler führ­ten dazu zwei bis vier Wo­chen nach der Ent­bin­dung eine Stu­die mit 6 Müt­tern durch, die va­gi­nal ent­bun­den hat­ten und 6 Müt­tern, bei de­nen ein Kai­ser­schnitt durch­ge­führt wor­den war. Die Frau­en wur­den be­fragt und 2 bis 4 Wo­chen nach der Ent­bin­dung wur­de ihre Hirn­ak­ti­vi­tät mit­tels funk­tio­nel­ler Ma­gnet­re­so­nanz­to­mo­gra­fie (fMRT) er­mit­telt. Wäh­rend der MRT-Ana­ly­se wur­den den Müt­tern die Schreie ih­rer ei­ge­nen Kin­der beim Win­del­wech­sel vor­ge­spielt.

Wie in­ten­siv Frau­en auf das Ge­schrei ih­res Neu­ge­bo­re­nen re­agie­ren, hängt of­fen­bar mit der Art der Ge­burt zu­sam­men. Müt­ter, die ihr Kind auf na­tür­li­che Wei­se zur Welt ge­bracht hat­ten, re­agier­ten sen­si­bler auf die Ba­by­schreie und zeig­ten in be­stimm­ten Ge­hirn­re­gio­nen eine deut­lich stär­ke­re Ak­ti­vi­tät. Dies wur­de be­son­ders deut­lich in Hirn­re­gio­nen, die im Zu­sam­men­hang mit Ge­füh­len und Em­pa­thie ste­hen, so­wie Struk­tu­ren, wel­che die Mo­ti­va­ti­on be­ein­flus­sen. Mög­li­cher­wei­se löst eine va­gi­na­le Ent­bin­dung die Frei­set­zung be­stimm­ter Bo­ten­stof­fe im Ge­hirn aus, die eine emo­tio­na­le Bin­dung för­dern, wie zum Bei­spiel Oxy­to­cin. Bei Tie­ren gilt Oxy­to­cin als Schlüs­sel zum müt­ter­li­chen Ver­hal­ten.

Of­fen­bar ver­än­dert die na­tür­li­che Ge­burt den Hor­mon­haus­halt der Mut­ter so, dass sie sich in­ten­si­ver um ihr Baby küm­mert. Bei ei­nem Kai­ser­schnitt da­ge­gen könn­ten sich die­se neu­ro­hor­mo­na­len Fak­to­ren än­dern und das Ri­si­ko ei­ner Stö­rung der Mut­ter-Kind-Be­zie­hung oder ei­ner Wo­chen­bett­de­pres­si­on er­hö­hen. Des­halb soll­te nach ei­nem Kai­ser­schnitt ver­stärkt auf An­zei­chen ei­ner De­pres­si­on wie bei­spiels­wei­se an­hal­ten­de Nie­der­ge­schla­gen­heit, Mü­dig­keit und An­triebs­lo­sig­keit ge­ach­tet wer­den. Wei­te­re Stu­di­en sind je­doch nö­tig, um die­sen mög­li­chen Zu­sam­men­hang wei­ter zu un­ter­su­chen.

Aus der For­schung: Swain, J. et al.: Jour­nal of Child Psy­cho­lo­gy and Psych­ia­try 49 (10), 2008.

Letzte Aktualisierung: 06.04.2021, BH