Kai­ser­schnitt – auch für die Mut­ter mehr Ri­si­ken

Babyfüsse auf dem Bauch der Mutter mit Kaiserschnittnarbe
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Ein Kai­ser­schnitt scheint heut­zu­ta­ge ein sehr ri­si­ko­ar­mer Ein­griff zu sein. Er er­mög­licht eine ra­sche Ent­bin­dung, wenn eine va­gi­na­le Ge­burt we­gen ei­ner ge­burts­un­mög­li­chen Lage des Kin­des in­di­ziert oder mit ei­nem ho­hen Ver­let­zungs­ri­si­ko für das Kind ver­bun­den ist, wenn bei der Mut­ter eine ge­burts­re­le­van­te Er­kran­kung vor­liegt oder wenn un­ter der Ge­burt ein­tre­ten­de Kom­pli­ka­tio­nen eine na­tür­li­che Ge­burt aus­schlies­sen. In der Pha­se nach der Ge­burt tre­ten aber bei Pa­ti­en­tin­nen mit ei­nem Kai­ser­schnitt eher ty­pi­sche post­ope­ra­ti­ve Pro­ble­me und auch ge­häuft Kom­pli­ka­tio­nen auf und die Sterb­lich­keits­ra­te ei­ner ge­sun­den Mut­ter ist im Ver­gleich zu ei­ner na­tür­li­chen Ge­burt im­mer noch etwa um den Fak­tor 1,7 er­höht, wie 2012 der Vor­stand der Deut­schen Ge­sell­schaft für Gy­nä­ko­lo­gie und Ge­burts­hil­fe (DGGG) be­tont.

Da für ei­nen Kai­ser­schnitt die Bauch­de­cke er­öff­net wer­den muss, sind Schmer­zen in der ers­ten Pha­se nach der Ent­bin­dung ope­ra­ti­ons­be­dingt. Weil sich in der Schwan­ger­schaft das Ge­rin­nungs­sys­tem der Frau ver­än­dert, hat eine Wöch­ne­rin auch nach ei­ner na­tür­li­chen Ge­burt ein er­höh­tes Ri­si­ko für zum Teil le­bens­be­droh­li­che Ge­rin­nungs­kom­pli­ka­tio­nen wie Throm­bo­sen, Lun­gen­em­bo­li­en und Blu­tungs­kom­pli­ka­tio­nen. Das Ri­si­ko für die­se schwe­ren Er­kran­kun­gen ist nach ei­nem Kai­ser­schnitt aber deut­lich hö­her.

Im Wo­chen­bett sind so­wohl die Rück­bil­dung der Ge­bär­mut­ter als auch die Still­pha­se durch ei­nen Kai­ser­schnitt ge­stört. Weil kon­trak­ti­ons­för­dern­de Me­di­ka­men­t­e­häu­fi­ger ver­mehrt ein­ge­setzt wer­den müs­sen, tre­ten Blu­tungs­kom­pli­ka­tio­nen häu­fi­ger auf. Die Schmer­zen nach ei­nem Kai­ser­schnitt müs­sen zu­dem me­di­ka­men­tös ef­fek­tiv be­han­delt wer­den, schon al­lein weil Schmer­zen die Aus­schüt­tung des Hor­mons Oxy­to­cin hem­men, das für das Stil­len not­wen­dig ist. Wird ein Kai­ser­schnitt ohne na­tür­li­chen Ge­burts­be­ginn durch­ge­führt, so steigt das Ri­si­ko ei­nes pri­mä­ren Oxy­to­cin­man­gels.

Be­son­de­re Be­deu­tung kommt aber dem Ri­si­ko für alle dem Kai­ser­schnitt fol­gen­den Schwan­ger­schaf­ten zu. Dem­entspre­chend ist von ei­nem Kai­ser­schnitt ohne me­di­zi­ni­sche In­di­ka­ti­on drin­gend ab­zu­ra­ten, wenn wei­te­rer Kin­der­wunsch be­steht (Prof. Dr. med. Frank Lou­wen). Ein vor­aus­ge­gan­ge­ner Kai­ser­schnitt birgt nicht nur das Ri­si­ko, dass Ver­let­zun­gen aus der Ge­bär­mut­tern­ar­be in Fol­ge­schwan­ger­schaf­ten zu ei­nem Riss in der Ge­bär­mut­ter (Ute­rus­rup­tur) füh­ren könn­ten. We­sent­lich be­deut­sa­mer sind die so­ge­nann­ten Pla­zen­ta­ti­ons­stö­run­gen. Dar­un­ter wird so­wohl der „fal­sche Sitz“ ei­nes Mut­ter­ku­chens di­rekt vor dem Mut­ter­mund ver­stan­den, die so­ge­nann­te Pla­zen­ta pra­e­via. Sie be­dingt nicht nur das sehr stark er­höh­te Ri­si­ko für Früh­ge­burt­lich­keit in der Fol­ge­schwan­ger­schaft, son­dern für Mut­ter und Kind le­bens­be­droh­li­che Blu­tun­gen. Di­rekt mit der An­zahl vor­aus­ge­gan­ge­ner Kai­ser­schnit­te sind auch Mut­ter­ku­chen­kom­pli­ka­tio­nen ver­bun­den, die durch ein tie­fes Ein­wach­sen des Mut­ter­ku­chens in die Ge­bär­mut­ter­wand ent­ste­hen (Pla­zen­ta ac­cre­ta / Pla­cen­ta in­cre­ta). Häu­fig kann hier nur die Ge­bär­mut­ter­ent­fer­nung le­bens­ret­tend für die Mut­ter sein; selbst bei op­ti­ma­len Be­din­gun­gen kommt es bei die­sen ope­ra­ti­ven Ein­grif­fen im­mer wie­der zu To­des­fäl­len, die nicht ver­hin­dert wer­den kön­nen.

Fa­zit: Ein Kai­ser­schnitt ist im­mer dann eine gute und ge­eig­ne­te Ge­burts­me­tho­de, wenn die Ge­sund­heit von Mut­ter und Kind durch eine na­tür­li­che Ent­bin­dung ge­fähr­det sind. Wenn al­ler­dings eine Schwan­ge­re ohne eine me­di­zi­ni­sche In­di­ka­ti­on ei­nen Kai­ser­schnitt (sog. Wunsch-Sec­tio) for­dert, zum Bei­spiel weil sie Angst vor den Ge­burts­schmer­zen hat, dann soll­te sie wis­sen, dass der Ein­griff selbst zwar in der Kli­nik si­cher durch­ge­führt wer­den kann. Aber sie muss auch wis­sen, dass sie da­mit Ri­si­ken für das Kind so­wohl di­rekt nach der Ge­burt als auch für das spä­te­re Le­ben, für sich selbst und für wei­te­re Schwan­ger­schaf­ten in Kauf nimmt.

Aus der For­schung


Letzte Aktualisierung: 19.02.2021, BH