Ein­mal Kai­ser­schnitt - im­mer Kai­ser­schnitt?

Schwangere Frau küsst Kind auf Papas Schultern
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Die Wahr­schein­lich­keit, dass Frau­en, die ihr vo­ri­ges Kind per Kai­ser­schnitt be­kom­men ha­ben, bei der nächs­ten Ge­burt ent­ge­gen der Pla­nung trotz­dem wie­der per Kai­ser­schnitt ent­bin­den müs­sen, ist gar nicht so hoch wie vie­le den­ken: In zwei von drei Fäl­len kann nach ei­nem Kai­ser­schnitt eine ganz nor­ma­le va­gi­na­le Ent­bin­dung statt­fin­den. Wel­ches sind die Vor- und Nach­tei­le?

War­um ist der vor­he­ri­ge Kai­ser­schnitt durch­ge­führt wor­den?


Etwa die Hälf­te der Schwan­ge­ren mit vor­an­ge­gan­ge­nem Kai­ser­schnitt ent­schei­den sich bei der nächs­ten Ge­burt für ei­nen er­neu­ten, ge­plan­ten Kai­ser­schnitt und füh­len sich da­mit auf der si­che­ren Sei­te. Das ist aber nicht im­mer not­wen­dig. Auch wenn Sie schon ei­nen Kai­ser­schnitt hin­ter sich ha­ben, gibt es kei­nen Grund, eine spä­te­re va­gi­na­le Ent­bin­dung ri­go­ros aus­zu­schlies­sen. Ein er­neu­ter Kai­ser­schnitt ist nur dann von vorn­her­ein nö­tig, wenn der Grund für die da­ma­li­ge Schnitt­ent­bin­dung bei der nächs­ten Schwan­ger­schaft im­mer noch oder wie­der be­steht: Bei­spiels­wei­se wenn das Be­cken zu eng ist oder sich das Kind auch die­ses Mal in ei­ner un­güns­ti­gen Ge­burts­la­ge be­fin­det. Eine We­hen­schwä­che bei der vor­he­ri­gen Ge­burt ist da­ge­gen kein me­di­zi­ni­scher Grund für eine er­neu­te Schnitt­ent­bin­dung.

Wenn bei Ih­nen schon ein­mal ein Kai­ser­schnitt ge­macht wur­de und die We­hen die­ses Mal von selbst ein­set­zen, liegt die Wahr­schein­lich­keit ei­ner nor­ma­len Ent­bin­dung bei un­ge­fähr 80 %, bei künst­lich ein­ge­lei­te­ten We­hen nur noch bei un­ge­fähr 50 %. Da das im Vor­aus nicht ab­zu­se­hen ist, müs­sen Sie ge­mein­sam mit Ih­rem Ge­burts­hel­fer, Ih­rer Ge­burts­hel­fe­rin ent­schei­den, ob ein ge­plan­ter Kai­ser­schnitt das Bes­te für Sie ist oder ob Sie zu­nächst eine va­gi­na­le Ent­bin­dung ver­su­chen wol­len.

Un­güns­ti­ge Fak­to­ren für eine va­gi­na­le Ge­burt nach Kai­ser­schnitt


Die meis­ten Ärz­te ra­ten un­ter den fol­gen­den Be­din­gun­gen von ei­ner va­gi­na­len Ent­bin­dun­gen nach vor­an­ge­gan­ge­nem Kai­ser­schnitt ab:

  • wenn die Kai­ser­schnitt-Ope­ra­ti­on we­ni­ger als 18 Mo­na­te zu­rück­liegt.

  • wenn schon zwei Kai­ser­schnit­te durch­ge­führt wur­den.

  • wenn die Ge­bär­mut­ter in sel­te­nen Fäl­len beim Kai­ser­schnitt der Län­ge nach auf­ge­schnit­ten wur­de, zum Bei­spiel bei ei­nem sehr klei­nen Früh­ge­bo­re­nen.

  • wenn es schon ein­mal ei­nen Ge­bär­mut­ter­riss ge­ge­ben hat.

  • wenn der Mut­ter­ku­chen zu tief liegt (Pla­cen­ta pra­e­via).

  • wenn die Schwan­ge­re deut­lich über­ge­wich­tig (BMI >30) ist.

  • wenn das Baby nicht in der Schä­del­la­ge liegt.

  • wenn das Baby deut­lich zu klein oder zu gross ist

Hält die Nar­be?


Die meis­ten Frau­en ha­ben gros­se Angst, dass ihre Ge­bär­mut­tern­ar­be dem Druck der We­hen bei ei­ner na­tür­li­chen Ge­burt nicht stand­hal­ten wird (sog. Ute­rus­rup­tur oder Ge­bär­mut­ter­riss, Ge­bär­mut­ter­bruch, Ge­bär­mut­ter­rup­tur). Das pas­siert aber sehr sel­ten, in etwa ei­nem von 200 Fäl­len, und dann vor al­lem, wenn die We­hen zu schwach sind und künst­lich sti­mu­liert wer­den müs­sen. Zur We­hen­ein­lei­tung wird des­halb heu­te das We­hen­hor­mon Oxy­to­cin ein­ge­setzt, das zu sanf­ten We­hen führt.

Die Fes­tig­keit der al­ten Nar­be wird für ge­wöhn­lich durch eine sorg­fäl­ti­ge Un­ter­su­chung schon früh be­ur­teilt, da­mit ein even­tu­el­les Ri­si­ko gar nicht erst ein­ge­gan­gen wird. Auch der Ein­satz ei­ner PDA ist bei ei­ner va­gi­na­len Ge­burt nach vor­her­ge­hen­dem Kai­ser­schnitt pro­blem­los mög­lich.

Das Ri­si­ko für ei­nen Nar­ben­riss ist nach zwei Kai­ser­schnit­ten nicht hö­her als nach ei­nem.

Pro und Kon­tra


Die Vor­tei­le ei­ner va­gi­na­len Ent­bin­dung sind ein­deu­tig: Sie wer­den sich schnel­ler er­ho­len, die Mut­ter-Kind-Be­zie­hung wird frü­her eta­bliert und Sie kön­nen sich auch eher um Ihr Kind küm­mern. Eine wei­te­re nor­ma­le Ge­burt zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt soll­te dann pro­blem­los mög­lich sein. Das ist ein wich­ti­ger As­pekt, da sich das sonst sehr nied­ri­ge Ri­si­ko ei­nes Nar­ben­ris­ses und ei­ner Blu­tung aus der Pla­zen­ta mit je­dem wei­te­ren Kai­ser­schnitt et­was er­höht.

An­de­rer­seits ist ein ge­plan­ter Kai­ser­schnitt bei an­sons­ten ge­sun­den Frau­en auf­grund der mo­der­nen me­di­zi­ni­schen Si­cher­heits­vor­keh­run­gen heut­zu­ta­ge ein re­la­tiv un­ge­fähr­li­cher Ein­griff so­gar mit ge­wis­sen Vor­tei­len, den man­che Schwan­ge­re heu­te so­gar be­wusst for­dern (Wunsch-Kai­ser­schnitt). Da­ge­gen ist das Ri­si­ko, dass es nach ei­nem not­fall­mäs­si­gen Kai­ser­schnitt zu Kom­pli­ka­tio­nen kommt, deut­lich er­höht. Des­halb mei­nen man­che Fach­leu­te, dass die Wahr­schein­lich­keit für Kom­pli­ka­tio­nen beim Ver­such ei­ner va­gi­na­len Ent­bin­dung und bei ei­nem ge­plan­ten Kai­ser­schnitt etwa gleich hoch ist.

Wenn Sie sich eine gros­se Fa­mi­lie wün­schen, noch nicht mehr als eine Kai­ser­schnitt­ent­bin­dung hat­ten oder noch nicht 30 Jah­re alt sind, soll­ten Sie auf je­den Fall über eine va­gi­na­le Ge­burt nach­den­ken. Selbst­ver­ständ­lich ist je­doch, dass die­se dann op­ti­mal über­wacht wer­den muss. Für ra­sche Mass­nah­men in ei­ner Not­fall­si­tua­ti­on ist ein Spi­tal bes­ser aus­ge­rüs­tet als ein Ge­burts­haus.

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

In vie­len Fäl­len steht ei­ner va­gi­na­len Ent­bin­dung nach ei­nem Kai­ser­schnitt nichts ent­ge­gen. Aus­schlag­ge­bend ist im Ein­zel­fall, war­um die da­ma­li­ge Schnitt­ent­bin­dung durch­ge­führt wur­de. Be­steht der­sel­be Grund im­mer noch, kann ein ge­plan­ter Kai­ser­schnitt sinn­voll sein. Bei­spiel: Wenn das müt­ter­li­che …

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