Kaisergeburt - der andere Kaiserschnitt
Es sind nur wenige, aber wichtige Momente, die das gesamte Geburtserlebnis verändern können: Der positive Einfluss des frühen Blick- und Hautkontakts spielt bei der „Kaisergeburt-Methode“ eine wesentliche Rolle. Bei dieser neuen Variation des Kaiserschnitts darf das Baby direkt aus dem Bauch auf Mamas Brust. Die Eltern können die Geburt ihres Kindes auch während einer Schnittentbindung direkt miterleben.
Diese neue Methode will keine Alternative zur natürlichen vaginalen Geburt sein. Aber wenn sowieso aus medizinischen Gründen die Entscheidung zum Kaiserschnitt gefallen ist, kann durch die Kaisergeburt das Geburtserlebnis natürlicher und weniger enttäuschend gestaltet werden.
Wie verläuft eine Kaisergeburt?
Die Mutter ist wach und erhält wie bei einem konventionellen geplanten Kaiserschnitt eine lokale Betäubung (PDA oder Spinalanästhesie). Die Bauchdecke wird mit dem Messer durchtrennt. Es dauert zwischen zwei und vier Minuten, bis die Gebärmutter geöffnet ist. Im Unterschied zum normalen Kaiserschnitt wird aber dann der sterile Sichtschutz, der die Eltern vom Operationsfeld trennt, gesenkt oder zur Seite geschoben. Dann hebt der Arzt/die Ärztin das Köpfchen heraus. So sind die Eltern die ersten, die ihrem Baby ins Gesicht blicken dürfen.
Der Geburtsablauf wird eigentlich nicht verändert, nur etwas verlangsamt, wenn auch die Schultern, dann der gesamte Körper aus dem Bauch gehoben wird - was die Mutter durch leichtes Pressen, angelehnt an eine normale Entbindung, unterstützt. Die Lunge des Neugeborenen wird abgesaugt, die Eltern hören den ersten Schrei. Anschliessend bekommt die Mutter das Baby sofort auf die Brust gelegt. Das geschieht noch vor dem Abnabeln, wenn der frischgebackene Vater - wenn er möchte - die Nabelschnur durchtrennen darf.
Auch dadurch unterscheidet sich die Kaisergeburt vom üblichen Kaiserschnitt, bei dem die Mutter das Kind erst nach dem Abnabeln, Waschen und Anziehen in die Arme gelegt bekommt und während des ganzen Geschehens hinter dem Sichtschutz liegt.
Vor grossen Mengen an Blut oder offenen Schnittwunden müssen sich Eltern laut den behandelnden Ärzten nicht fürchten. Denn das Tuch wird nach der Geburt des Kindes wieder gehoben, die Operation geht weiter und die Eltern bekommen von diesem "blutigen" Teil der Kaisergeburt nichts mit. Normalerweise ist es so, dass die Eltern auch gar kein Interesse mehr an der weiteren Operation haben, das Glücksgefühl herrscht vor!
Positive Aspekte einer Kaisergeburt
Auch die positiven Auswirkungen auf die Eltern-Kind-Beziehung (Bonding) und die Genesung im Wochenbett sollen nach einer Kaisergeburt sehr eindrücklich sein. Die Mütter sind psychisch stabiler als sonst nach einem Kaiserschnitt, was sich auf Ihren Körper und seine Rückbildung auswirkt: Sie leiden seltener unter Übelkeit und Kreislaufschwäche, es gibt weniger Infektionen und keine Probleme mit der Verarbeitung eines traumatischen Geburtserlebnisses. Die Angst vieler Frauen nach einem Kaiserschnitt, es sei vielleicht gar nicht das eigene Kind, das ihnen gebracht wird, entfällt. Sie wissen es, denn sie haben es ja selbst gesehen.
Kritiker fürchten, dass sich mehr Frauen aus Bequemlichkeit gegen eine natürliche Geburt und für den Kaiserschnitt (Wunschkaiserschnitt) entscheiden könnten. Dabei ist und bleibt ein Kaiserschnitt, auch die Kaisergeburt, eine Operation, die Risiken und Komplikationen birgt und deshalb nur durchgeführt werden sollte, wenn eine natürliche Geburt nicht möglich ist.
Für wen ist die Kaisergeburt geeignet?
Eine Kaisergeburt ist prinzipiell möglich, wenn der Arzt/die Ärztin dazu bereit ist und nicht mit Komplikationen zu rechnen ist. Allerdings: Wenn die Lage des Kindes kompliziert ist, wenn es sich zum Beispiel um eine Frühgeburt handelt oder Myome bestehen, ist ein "normaler" Kaiserschnitt angesagt.