Abnehmen hilft Frauen mit PCOS
Aus der Forschung
Das Polyzystische Ovarsyndrom (PCOS oder POS) ist die häufigste hormonelle Störung von Frauen im gebärfähigen Alter. Die Betroffenen sind aufgrund eines Überschusses männlicher Hormone meist unfruchtbar. Die Eierstöcke sind von Zysten durchsetzt. Eisprünge erfolgen unregelmässig oder gar nicht. Frauen mit PCOS leiden zudem häufig unter Akne und sind am Körper stark behaart, während das Kopfhaar ausfällt – alles Zeichen für ein Zuviel an männlichen Hormonen. Für die meisten Patientinnen ist ein erster und sehr wirksamer Schritt in Richtung Schwangerschaft, Gewicht zu verlieren.
Frauen mit polyzystischen Ovarien produzieren nämlich nicht nur zu viele männliche Geschlechtshormone (Androgene), sondern auch zu viel Insulin. Bei Gesunden senkt Insulin effektiv den Blutzuckerspiegel. Bei Frauen mit PCOS ist es dagegen weniger wirksam. Aufgrund dieser "Insulinresistenz" produziert der Körper immer mehr davon. Der hohe Insulinspiegel begünstigt wiederum Übergewicht und stört den Hormonhaushalt.
Nach Ansicht von Prof. Hendrik Lehnert, Direktor der Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck, muss hier die Therapie ansetzen: "Allein eine Gewichtsabnahme um fünf Prozent verringert die Symptome beim PCO-Syndrom erheblich", stellt der Endokrinologe fest. Denn dadurch verbessere sich die Wirkung des Insulins. "Die Frauen fühlen sich nicht nur besser, auch die Chancen auf einen normalen Eisprung und eine Schwangerschaft steigen", so Professor Lehnert. Gleichzeitig sinke das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und Fehlgeburten.
Medikamente zur Einstellung eines Diabetes mellitus (Antidiabetika) können deshalb auch Frauen mit PCOS helfen - müssen aber off-label verordnet werden, weil sie für die Behandlung dieser Hormonstörung nicht zugelassen sind. Ihr Einsatz erfordert unter anderem eine ausführliche ärztliche Aufklärung über mögliche Risiken und eine Einverständniserklärung der Patientin. Bewährt hat sich der Einsatz neuerer Antidiabetika wie Metformin oder - in besonderen Fällen - auch einem Glitazon. Diese Wirkstoffe helfen auch dann, wenn kein Diabetes besteht: "Diese Medikation kann bei den betroffenen Frauen die Zahl der Eisprünge um das fünf- bis zehnfache steigern", erklärt Prof. Lehnert. Häufig würden sich auch die durch die Androgene hervorgerufenen Störungen bessern.
Aus der Forschung: Lehnert, H.: Deutsche Medizinische Wochenschrift 2007; 132: 1420-1423