Vor­le­sen – sie­ben wich­ti­ge Tipps

Abendritual vorlesen mit Mutter
©
iStock

Vor­le­sen ist ein wun­der­ba­res, ge­mein­schaft­li­ches Er­leb­nis. Re­gel­mäs­si­ges Vor­le­sen un­ter­stützt Kin­der aber auch in ih­rer Ent­wick­lung. Denn Kin­der, de­nen re­gel­mäs­sig vor­ge­le­sen wird, ver­fü­gen über ei­nen grös­se­ren Wort­schatz als ihre gleich­alt­ri­gen Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen ohne Vor­le­se­er­fah­rung. Sie ler­nen leich­ter le­sen und schrei­ben, brin­gen im Durch­schnitt bes­se­re No­ten nach Hau­se und ha­ben grös­se­re Bil­dungs­chan­cen.

Klei­ne Kin­der be­geg­nen übers Vor­le­sen erst­mals Li­te­ra­tur. Sie hö­ren, wie li­te­ra­ri­sche Spra­che klingt und neh­men un­be­wusst ihre Er­zähl- und Sprach­mus­ter auf. Die­se hel­fen ih­nen spä­ter, Tex­te leich­ter zu ver­ste­hen und zu in­ter­pre­tie­ren.

Ge­schich­ten re­gen die Fan­ta­sie von Kin­dern an und be­för­dern ihre Krea­ti­vi­tät und Aus­drucks­fä­hig­keit. Sie bie­ten Ge­sprächs­an­läs­se für all­täg­li­che und grund­le­gen­de The­men. Sie er­mög­li­chen, ge­ra­de im ver­trau­ten Rah­men, die Ver­ar­bei­tung von Sor­gen und Kon­flik­ten und das Er­le­ben von ganz neu­en Wel­ten.

Vor­le­sen heisst Bei­sam­men­sein und ge­mein­sam Ge­schich­ten er­le­ben, es bie­tet Kin­dern Nähe und Auf­merk­sam­keit. Dass Mama, Papa, Gross­mutter, Gross­va­ter oder eine an­de­re Per­son sich Zeit zum Vor­le­sen nimmt, ist eben­so wich­tig wie die Mär­chen­prin­zes­sin­nen, Su­per­hel­den und mu­ti­gen Mäd­chen in den vor­ge­le­se­nen Ge­schich­ten.

  1. Neh­men Sie sich Zeit und Ruhe: Vor­le­sen be­deu­tet, ge­mein­sam Zeit ver­brin­gen und für­ein­an­der da sein. Ach­ten Sie des­halb auf eine ent­spann­te Vor­le­se-At­mo­sphä­re. Wäh­len Sie ei­nen güns­ti­gen Mo­ment im Ta­ges­ab­lauf aus. Das kann vor dem Schla­fen­ge­hen sein, nach dem Mit­tag­essen oder vor dem Haus­auf­ga­ben­ma­chen. Auch ein ge­müt­li­cher Platz ist beim Vor­le­sen viel wert. Und wenn Sie nicht ge­ra­de ein di­gi­ta­les Buch vor­le­sen oder eine Bil­der­buch-App ge­mein­sam an­schau­en, schal­ten Sie wäh­rend der Vor­le­se­zeit Ihr Han­dy und den Fern­se­her aus.

  2. Wäh­len Sie Bü­cher zu­sam­men mit Ih­rem Kind aus: Le­sen Sie vor, was Ih­rem Kind und Ih­nen Spass macht. Kin­der ha­ben un­ter­schied­li­che In­ter­es­sen. Las­sen Sie des­halb Ihr Kind, das Vor­le­se­buch selbst aus­wäh­len - zu Hau­se, in der Buch­hand­lung oder der Bi­blio­thek. Und ha­ben Sie Ge­duld, wenn Ihr Kind schon wie­der die­sel­be Ge­schich­te hö­ren möch­te. «Noch ein­mal!» - das ist ein gu­tes Zei­chen da­für, dass Sie al­les rich­tig­ma­chen. Wenn Sie meh­re­re Kin­der ha­ben, las­sen Sie die­se Ihre Vor­le­se­bü­cher ab­wech­selnd aus­wäh­len.

  3. Le­sen Sie le­ben­dig vor: Sie müs­sen kein Vor­le­se­pro­fi sein, um ein Buch vor­zu­le­sen oder zu er­zäh­len. Ein paar klei­ne Tricks kön­nen Ih­nen aber hel­fen, Ge­schich­ten zu ei­nem le­ben­di­gen Er­leb­nis zu ma­chen: Spre­chen Sie ge­nü­gend laut und deut­lich. Va­ri­ie­ren Sie Ihre Stim­me und nut­zen Sie Mi­mik und Ges­tik so, wie es Ih­nen da­mit wohl ist. Neh­men Sie wäh­rend dem Vor­le­sen im­mer wie­der Blick­kon­takt zu Ih­rem Kind auf und ma­chen Sie wäh­rend dem Vor­le­sen klei­ne Pau­sen, das er­zeugt Span­nung.

  4. Be­zie­hen Sie Ihr Kind ins Vor­le­sen ein: Vor­le­sen ist kei­ne Ein­bahn­stras­se: Sie und Ihr Kind er­le­ben ge­mein­sam eine Ge­schich­te. Las­sen Sie des­halb Ih­rem Kind Zeit, ei­ge­ne Ge­dan­ken zu ent­wi­ckeln und wäh­rend dem Vor­le­sen Fra­gen zu stel­len. Stel­len Sie auch selbst Fra­gen und re­gen Sie Ihr Kind an, krea­tiv zu sein: Wie könn­te zum Bei­spiel die Ge­schich­te an­ders en­den? Ge­hen Sie ge­mein­sam den Fra­gen nach und las­sen Sie Ge­sprä­che ent­ste­hen. Vor­le­sen ist eine Chan­ce, mit Ih­rem Kind über al­les zu spre­chen, was es be­schäf­tigt.

  5. Le­sen Sie in Ih­rer ei­ge­nen Spra­che vor: Le­sen Sie Ih­rem Kind in der Spra­che vor, die Sie am bes­ten spre­chen. Das kann Hoch­deutsch, Schwei­zer­deutsch oder eine an­de­re Spra­che sein. Sie kön­nen Bü­cher und Ge­schich­ten auch er­zäh­len. Ob Sie zum Bei­spiel ein Bil­der­buch Hoch­deutsch vor­le­sen oder Schwei­zer­deutsch er­zäh­len, be­stim­men Sie und Ihr Kind. Es muss auch nicht im­mer ein Buch sein: auch er­fun­de­ne Ge­schich­ten ma­chen Spass und för­dern die Fan­ta­sie, die Aus­drucks­fä­hig­keit und die Krea­ti­vi­tät von Kin­dern.

  6. Le­sen Sie re­gel­mäs­sig vor: Kin­der mö­gen Ri­tua­le, denn sie ge­ben ih­nen Si­cher­heit und er­mög­li­chen Vor­freu­de. Le­sen Sie des­halb re­gel­mäs­sig vor: am bes­ten je­den Tag. Wie lan­ge die­se Vor­le­se­ri­tua­le bei Ih­nen dau­ern, fin­den Sie am bes­ten ge­mein­sam mit Ih­rem Kind her­aus. Wich­tig ist die Re­gel­mäs­sig­keit, denn be­reits fünf Mi­nu­ten Vor­le­sen pro Tag wir­ken po­si­tiv auf die Ent­wick­lung Ih­res Kin­des. Zu­dem un­ter­stützt das Vor­le­sen auch Ihre Be­zie­hung zum Kind, in­dem Sie ihm beim Vor­le­sen Zeit, Nähe und Auf­merk­sam­keit schen­ken.

  7. Hö­ren Sie nicht mit Vor­le­sen auf: Vor­le­sen kennt kei­ne Al­ters­be­schrän­kung. Auch Kin­der, die schon le­sen kön­nen, dür­fen Vor­le­se­ri­tua­le ge­nies­sen. Le­sen Sie Ih­rem Kind des­halb auch dann noch vor, wenn es be­reits sel­ber le­sen kann. Ge­mein­sa­me Ge­schich­ten-Er­leb­nis­se ken­nen kei­ne Al­ters­gren­ze. Selbst Ju­gend­li­che und Er­wach­se­ne hö­ren ger­ne zu – viel­leicht auch Ihr Part­ner, Ihre Mut­ter oder Ihr Freund.

kurz&bündigkurz&bündig
6/5/2021
Mutter und Tochter lesen in einem Buch

In­ter­ak­ti­ves Vor­le­sen

Kin­der bis zum ach­ten Le­bens­jahr ver­ste­hen ge­druck­te Kin­der­bü­cher bes­ser als die E-Book-Ver­sio­nen, wie eine …
kurz&bündigkurz&bündig
2/2/2020
Vater und Kinder mit Tablet

Vor­le­sen mit Lang­zeit­wir­kung

Wach­sen Kin­der in ei­ner Fa­mi­lie auf, in der sie schon früh zum Ler­nen an­ge­regt wer­den, wirkt sich das – laut ei­ner …
kurz&bündigkurz&bündig
10/31/2019
Logo Buchstart

Bü­cher für Ba­bys

Buch­start ist die gröss­te Früh­för­de­rungs­kam­pa­gne der Schweiz und wird in drei Lan­des­spra­chen durch­ge­führt. Seit 2008 …
kurz&bündigkurz&bündig
10/9/2018
Vater liest seinen beiden Kindern auf dem Boden vor

Leich­ter le­sen

Le­se­rat­te oder Bü­cher­muf­fel? El­tern und Er­zie­her ha­ben es in der Hand. Das sagt je­den­falls eine neue Le­se­stu­die aus …
kurz&bündigkurz&bündig
4/13/2018
Abendritual vorlesen mit Vater

Lies mir vor!

Le­se­för­de­rung ist drin­gend nö­tig: Die PISA-Stu­di­en der letz­ten Jah­re be­schei­nig­ten je­dem fünf­ten bis sechs­ten …
Letzte Aktualisierung: 24.01.2020, BH