Lotusgeburt
Der Plazenta wird in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit gewidmet. So gibt es Frauen, die den Mutterkuchen verspeisen, sie vergraben und einen Baum darauf errichten und vieles mehr. Ein neuer Trend um die Nachgeburt ist die Lotusgeburt. Dabei wird die Nabelschnur und die daran hängende Plazenta bei der Geburt nicht abgenabelt, sondern es wird gewartet, bis die Nabelschnur nach 3 bis 10 Tagen von selbst abfällt. Solange wird die Plazenta in einem Gefäss oder einer Tasche mit dem Baby herumgetragen.
Befürworter der Lotusgeburt sind der Meinung, dass das Baby auch nach der Geburt noch über die Plazenta mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt wird und ihm dadurch ein sanfterer Start ins Leben ermöglicht wird. Die Eisenvorräte sollen positiv beeinflusst und das Immunsystem gestärkt werden.
Es gibt keine Studien, die darauf hinweisen, dass das Baby von einer Lotusgeburt tatsächlich profitiert. Viel mehr warnen Experten vor einem erhöhten Infektionsrisiko. Die Plazenta ist nach der Geburt ein bluthaltiges, totes Gewebe und bietet einen guten Nährboden für alle möglichen Krankheitserreger. Deshalb werden Lotusgeburten in Kliniken generell nicht durchgeführt, da sich das Kind aufgrund der dort herrschenden Keimbelastung infizieren könnte. Die Plazenta muss aufwändig gepflegt werden (üblich ist das Einreiben mit Salz und ätherischen Ölen), damit der Geruch nicht übermässig wird.
Experten sehen Lotusgeburten kritisch und raten Müttern, die eine Lotusgeburt wollen, ihr Kind gut überwachen zu lassen, um mögliche Infektionen frühzeitig zu bemerken. Medizinisch hat das Erhalten der Nabelschnur keinen Nutzen mehr, nachdem die Nabelschnur aufgehört hat zu pulsieren und erschlafft ist, da danach kein Bluttransfer mehr stattfindet. Dies ist maximal fünf Minuten nach der Geburt bereits der Fall.
In Spitälern allerdings, vor allem bei Kaiserschnittgeburten, wird oft nicht einmal eine halbe Minute gewartet, bis die Nabelschnur durchtrennt wird. Studien zeigen aber, dass ein Verzögern des Abnabelns (aber Achtung: um 30 bis 60 Sekunden und nicht um Tage!) tatsächlich dazu führte, dass die Kinder im ersten Monat höhere Hämoglobinwerte (für den Sauerstofftransport verantwortlicher Blutbestandteil) und bessere Eisenvorräte hatten. Die Studienautoren weisen sogar darauf hin, dass eine Verzögerung des Abnabelns bei Frühgeborenen dazu führen kann, den Blutkreislauf zu verbessern und den Bedarf an Bluttransfusionen zu verringern.
Quelle: www.schwangerundkind.de