Die Hormonumstellung in den Wechseljahren
Die Eierstöcke, die bisher gemeinsam mit der Hirnanhangdrüse den Zyklus gesteuert haben, produzieren jetzt schwankende Mengen an Sexualhormonen - mal so viel wie früher, manchmal etwas weniger, manchmal viel weniger. Aber nicht nur die Hormonmenge, auch der Zeitpunkt der Ausschüttung wird unregelmässig. Der Zyklus ist gar nicht mehr vorhersehbar. Die Monatsblutungen können häufiger werden, später sind die Abstände länger, bis die Mens ganz ausbleibt.
Östrogene, vor allem Östradiol, werden bei geschlechtsreifen Frauen in den Eibläschen (Follikeln) der Eierstöcke gebildet. Der Östradiolspiegel im Blut schwankt bei jungen Frauen zwischen ca. 20 pg/ml während der Menstruation und bis zu 400 pg/ml um die Zeit des Eisprungs. Sind die Follikel im Eierstock verbraucht, erlischt die Östrogenproduktion aus dem Eierstock. Geringe Mengen von männlichen Hormonen, die Frauen auch bilden, werden jedoch weiterhin im Eierstock gebildet.
Der Östrogenmangel ist der wesentliche Faktor beim Auftreten von Wechseljahrsbeschwerden. Das erklärt jedoch nicht die Beschwerden bei den perimenopausalen Frauen, die ihre Menstruation noch – wenn auch zunehmend unregelmässig – haben. Hier werden die starken Schwankungen der Östrogenspiegel als Auslöser vermutet, bedingt durch die älter werdenden Eierstöcke. Ursache für die Schwankungen ist ein Ansteigen der übergeordneten Hormone für die Eierstöcke, hauptsächlich FSH (= Follikelstimulierendes Hormon) und LH (= Luteinisierendes Hormon). Die stärker werdenden Befehle beantworten die Eierstöcke zunächst mit teilweise sehr hohen Östrogenspiegeln, welche u.a. Brustspannen und ein Spannungsgefühl im ganzen Körper bewirken können. Fallen diese erhöhten Östrogenspiegel zur Menstruation hin wieder ab, so kommt es zu Hitzewallungen und Schweissausbrüchen.
Weitere Faktoren, die schon vor der Menopause eine Rolle spielen können, sind Abfall des Gelbkörperhormons Progesteron (dieses wird nur nach einem Eisprung in grösseren Mengen gebildet und Eisprünge werden bereits in den Jahren vor der Menopause immer seltener) und der Anstieg des FSH.
Wenn eine Frau wegen der Entfernung Ihrer Gebärmutter oder der Gebärmutterschleimhaut (Endometriumablation) keine Blutung mehr hat, so kann zur Einschätzung der hormonellen Situation eine Bestimmung von FSH und Estradiol im Serum durchgeführt werden. Eine Progesteron-Bestimmung ist nur in der dritten Zykluswoche, also etwa eine Woche nach dem vermutetem Eisprung sinnvoll, da es vor dem Eisprung ohnehin niedrig ist.
Die drei Phasen der Wechseljahre
Prämenopause
Prämenopause nennt sich die fruchtbare Phase und bedeutet "vor dem Aufhören der Regelblutungen". Geht es dem Ende zu, wird weniger Progesteron produziert. Als Folge davon beginnt die Funktion der Eierstöcke nachzulassen, deshalb können Zyklusstörungen auftreten. Dies zeigt sich durch unregelmässige, verstärkte oder abgeschwächte Blutungen. Der Eisprung und die Menstruation finden noch statt. Diese Phase kann ab dem Alter von 40 Jahren eintreten.
Perimenopause
Die Menopause, die letzte Menstruation, haben hierzulande Frauen durchschnittlich im Alter von 52 Jahren. Die Phase davor und danach heisst Perimenopause. Weil das Östrogen - im Gegensatz zum Progesteron - plötzlich stark abnimmt, herrscht im ersten Teil dieser Phase eine sogenannte Östrogendominanz. Die Abnahme der Hormonkonzentration sowie das Ungleichgewicht zwischen Östrogen und Progesteron können zu einer Reihe von Beschwerden führen.
Postmenopause
Zwölf Monate nach der letzten Menstruation kann eine Frau davon ausgehen, dass es zu keiner Monatsblutung mehr kommen wird. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die sogenannte Postmenopause (post= danach). Sie erstreckt sich normalerweise über einen Zeitraum von sechs bis acht Jahren. Der Hormonhaushalt pendelt sich in einem stabilen Gleichgewicht ein, dabei gehen auch die Beschwerden zurück. Eine während der Perimenopause entstandene Osteoporose kann sich allerdings weiterentwickeln.
Häufige Wechseljahrs-Symptome sind:
Hitzewallungen und Schweissausbrüche: Tagsüber und nachts gehen Wallungen und schwitzen oft mit einer hohen Herzfrequenz und einer Rötung des Gesichtes.
Schlafstörungen: Ungenügender Schlaf kann zu verminderter Leistungskraft führen. Schlechter Schlaf ist auch eine Begleiterscheinung oder eine Folge anderer Beschwerden.
Psychische Probleme: Ein seelisches Ungleichgewicht zeigt sich durch Stimmungsschwankungen, erhöhte Reizbarkeit und Nervosität. Auch eine Entwicklung von depressiven Stimmungsschwankungen ist möglich.
Herzklopfen: Ein plötzlich beschleunigter Herzschlag kann zu Unwohlsein führen. In diesem Zusammenhang ist dies meistens jedoch unproblematisch.
Schwindelgefühle: In gewissen SituaTionen kann das Gefühl von Taumeln auftreten, auch werden Bewegungen wahrgenommen, die nicht existieren.
Libido: Die sexuelle Lust kann abklingen. Oft werden die Schleimhäute trocken und dünner., was den Geschlechtsverkehr unangenehm macht und der Geschlechtsakt als schmerzhaft empfunden wird.
Blasenschwäche: Hormonumstellungen , Schwangerschaften und Geburten oder eine Gebärmuttersenkung sowie eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur sind Risikofaktoren einer Blasenschwäche. Frauen leiden zwei- bis viermal häufiger als Männer darunter. Die häufigste Form von Blasenschwäche ist die Belastungs- und Stressinkontinenz (Husten, Lachen oder Heben von schweren Einkaufstaschen).
Veränderter Haarwuchs: Veränderungen der Haut und der Haare sind ein typisches Phänomen des Alterns. Mit zunehmendem Alter häufig zu einem Ausdünnen der Haare. Die Ursachen des Haarausfalls sind vielfältig. Mangel an Mikronährstoffen wie Zink- oder Eisenmangel, eine Schilddrüsenfunktionsstörung, eine verstärkte Produktion von männlichen Hormonen. Mit dem Eintritt in die Menopause kommt es zum Abfall von Östrogenen. So entsteht ein Ungleichgewicht zwischen den in der Nebennierenrinde produzierten weiblichen und männlichen Hormonen. Dieses Missverhältnis kann zu Haarausfall, aber auch zu Haarwachstum in Bereichen führen, in denen er normalerweise nicht stattfindet. Frauen in der Menopause berichten oft von vermehrtem Haarwachstum im Gesicht (Damenbart).
Osteoporose: Leidet man unter Osteoporose ,nimmt die Knochenmasse stark ab. Die Knochen verlieren an Stabilität und können leichter brechen. Osteoporose ist weit verbreitet. Frauen bekommen Osteoporose doppelt so häufig wie Männer. Eine genügende Einnahme von Kalzium und Vitamin D3 kann einer Osteoporose vorbeugen.
Gewichtszunahme: Die Gewichtszunahme in den Wechseljahren beruht auf dem altersbedingt verminderten Grundumsatz. Darunter versteht man den täglichen Energieverbrauch, der für die Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Körperfunktionen nötig ist. Die meisten Kalorien verbrauchen die Muskeln. Deren Masse nimmt mit dem Alter ab, wodurch der Grundumsatz sinkt. In der Menopause verbrennt der Körper daher weniger Kalorien als vorher und speichert den Überschuss im Fettgewebe. Zudem sind Frauen mit zunehmendem Altere weniger körperlich aktiv. Dies wiederum verstärkt den Muskelabbau und die Gewichtszunahme.
Östrogen
Das Geschlechtshormon wird bei Frauen in den Eierstöcken und in der Nebennierenrinde produziert. Östrogen steuert alle Abläufe des weiblichen Zyklus, es fördert das Wachstum der Brüste und erhöht die Schleimproduktion im Gebärmutterhals.
Progesteron
Progesteron wird vom sogenannten Gelbkörper, der nach dem Eisprung entsteht, gebildet. Bei Schwangeren ist der Mutterkuchen (die Plazenta) für die Produktion höherer Mengen zuständig. Das Hormon reguliert den weiblichen Zyklus und bereitet den Körper auf eine Schwangerschaft vor.