Ag­gres­siv durch Süs­sig­kei­ten?

Aus der For­schung

Mädchen mit Schoggi an Mund und Fingern
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Es gibt vie­le Grün­de, den Kon­sum von Süs­sig­kei­ten bei Kin­dern ein­zu­schrän­ken. Ein Zu­viel da­von er­höht das Ri­si­ko für Stoff­wech­sel­stö­run­gen und Fett­lei­big­keit und schä­digt die Zäh­ne. Aus­ser­dem gibt es Hin­wei­se, dass Zu­satz­stof­fe, wie teil­wei­se der Zu­cker selbst, Hy­per­ak­ti­vi­tät för­dern kön­nen. Neu ist aber: Kin­der, die je­den Tag Scho­ko­la­de und an­de­re Süs­sig­kei­ten es­sen, schei­nen als Er­wach­se­ne eher ge­walt­tä­tig zu wer­den. Je­den­falls deu­tet das Er­geb­nis ei­ner von der Car­diff Uni­ver­si­ty durch­ge­führ­ten Un­ter­su­chung dar­auf hin. Ist also zu viel Süs­ses nicht nur un­ge­sund, son­dern macht lang­fris­tig so­gar ag­gres­siv?

Mit der Aus­wer­tung ei­ner Er­he­bung aus dem Jahr 1970, für die Da­ten von 17.500 Per­so­nen vor­la­gen, er­gab sich näm­lich, dass die da­mals Zehn­jäh­ri­gen, die täg­lich Süs­sig­kei­ten kon­su­mier­ten, im Al­ter von 34 Jah­ren deut­lich öf­ter we­gen Ge­walt­de­lik­ten ver­ur­teilt wur­den als die­je­ni­gen, die we­ni­ger Süs­ses be­ka­men. Das Team um Si­mon Moo­re ver­mu­tet als Ur­sa­che, dass die­se Per­so­nen in ih­rer Kind­heit nie ge­lernt hät­ten, auf eine Be­loh­nung zu war­ten. Sie wur­den also, ba­nal ge­sagt, zu sehr ver­wöhnt. Der Zu­sam­men­hang blieb auch be­stehen, als an­de­re Fak­to­ren wie bei­spiels­wei­se die Er­zie­hung oder das Ver­hal­ten der El­tern, der Ort, an dem sie auf­ge­wach­sen wa­ren, eine man­geln­de schu­li­sche Aus­bil­dung nach dem 16. Le­bens­jahr oder der Be­sitz ei­nes Au­tos als Er­wach­se­ner be­rück­sich­tigt wur­den. In der Ver­gleichs­grup­pe der 34-Jäh­ri­gen, die als „nicht ge­walt­tä­tig“ ein­ge­stuft wor­den wa­ren, hat­ten sich hin­ge­gen le­dig­lich 42 Pro­zent als Kin­der der­art süss er­nährt.

An­de­re Ex­per­ten wie Alan Ma­ryon-Da­vis von der UK Fa­cul­ty of Pu­blic Health ar­gu­men­tie­ren, dass so­ge­nann­te schwie­ri­ge Kin­der oft au­to­ma­tisch mehr Süs­sig­kei­ten be­kom­men, weil ihre El­tern sie da­mit „ru­hig­stel­len“ wol­len. Da­mit ist schon an­ge­deu­tet, dass ein Pro­blem bei die­ser schon seit Jah­ren ge­führ­ten Dis­kus­si­on (und auch in der ak­tu­el­len Un­ter­su­chung) eine ziem­lich un­kla­re Ur­sa­che-Wir­kung-Re­la­ti­on ist. Denn ei­ner­seits kann ge­ra­de Sac­cha­ro­se vie­le Men­schen un­kon­zen­triert, un­ru­hig und teil­wei­se auch ag­gres­siv ma­chen. An­de­rer­seits ist der Kon­sum von Süs­sig­kei­ten bei den meis­ten Men­schen der Ver­such, auf die­se Wei­se ein De­fi­zit am wich­ti­gen Ge­hirn­bo­ten­stoff Se­ro­to­nin (kurz­fris­tig) aus­zu­glei­chen. Se­ro­to­nin­man­gel macht näm­lich ag­gres­siv und un­zu­frie­den.

Vie­le Frau­en spü­ren das üb­ri­gens mo­nat­lich am ei­ge­nen Leib. Denn das Hor­mon Es­t­ra­di­ol un­ter­stützt die Se­ro­to­nin­pro­duk­ti­on aus der in der Nah­rung ent­hal­te­nen Ami­no­säu­re Tryp­tophan. Bei ei­nem zy­klus­be­ding­ten Ab­fall des Es­t­ra­di­ols kann es ent­spre­chend zu Se­ro­to­nin­man­gel kom­men. Ein an­de­rer Grund für ei­nen Se­ro­to­nin­man­gel kann in ei­ner un­zu­rei­chen­den Auf­nah­me der Vor­stu­fe Tryp­tophan lie­gen. Tryp­tophan ist vor al­lem in pro­te­in­rei­chen Le­bens­mit­teln ent­hal­ten.

Aus der For­schung: S.C. Moo­re et al.: Bri­tish Jour­nal of Psych­ia­try V. 195, 2009, S. 366-367

Letzte Aktualisierung: 15.03.2021, BH

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