Nach der Geburt: Selbstvorwürfe und Überforderung bei Müttern
Auch Mütter, die nicht an einer postpartalen Depression leiden, kämpfen nach der Geburt mit intensiven Emotionen und Unsicherheiten. Viele berichten von Angstzuständen, Selbstvorwürfen und dem Gefühl, überfordert zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die an der Universität Aarhus in Dänemark durchgeführt wurde.
Für die Studie wurden die Daten von Müttern nach 170'218 Geburten zwischen 2015 und 2021 analysiert. Die Mütter hatten bei routinemässigen Hausbesuchen innerhalb von drei Monaten nach der Geburt den Fragebogen der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) ausgefüllt. Dies ist ein validiertes Instrument mit zehn Fragen, das zur Messung depressiver Symptome nach der Geburt verwendet wird.
Die Studie zeigte, dass in der Zeit nach der Geburt eine Vielzahl emotionaler Reaktionen häufig auftreten. 7,8 Prozent der Mütter erreichten im Fragebogen die Schwelle für eine mögliche postpartale Depression. Von Belastungen im Zusammenhang mit Angstzuständen, Selbstvorwürfen oder Überforderung berichteten aber auch nicht betroffene Mütter. Diese Reaktionen deuteten nicht auf einen krankhaften Zustand hin, sondern spiegelten möglicherweise eine normale Anpassung an die Anforderungen der Mutterschaft wider, schreibt das Forschungsteam. Diese Zeit sei durch hormonelle Schwankungen, Schlafstörungen und sich verändernde soziale Rollen gekennzeichnet.
Gemäss dem Forschungsteam sollen die Studienergebnisse dazu beitragen, die vielfältigen Reaktionen auf die Mutterschaft zu normalisieren und anzuerkennen. Dies könnte die Stigmatisierung und Schuldgefühle bei Müttern verringern und die Qualität der Gespräche verbessern, die sie nach der Geburt mit medizinischem Fachpersonal führen. Es sei wichtig, dass sie über ihre Unsicherheiten sprechen könnten, auch wenn keine postpartale Depression vorläge.
Quelle: BMJ Mental Health