Picky Eater – wählerischer Esser

Wann ein Kind wirklich ein heikler Esser ist und wie Sie es ermuntern können, neue Geschmacksrichtungen zu entdecken.

Kind mag Gemüse nicht essen
©
GettyImages

Picky Eating bedeutet auf Deutsch "wählerischer Esser". Aber wann ist dieser Begriff zutreffend? Ist ein Kind bereits ein Picky Eater, wenn es nur die Fischstäbli isst und das Gemüse links liegen lässt?

Warum Kinder nicht alles gerne essen


Ein Kind, das mit Begeisterung alles isst, was vor ihm auf dem Teller liegt, ist ein freudiger Anblick. Als Eltern, die auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung achten, wissen Sie dann, dass Ihr Kind mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt ist.

Sehr häufig ist es jedoch so, dass Kinder einfach nicht alles mögen und den Geschmack einzelner Lebensmittel ablehnen. Leider betrifft dies oft die gesunden Nahrungsmittel, denn nicht der Broccoli, sondern Fett gilt als Geschmacksträger, welcher die Aromen aus den Lebensmitteln zu den Geschmacksknospen transportiert. Und auch die knusprige Konsistenz von Paniertem wird häufig derjenigen von gedünstetem Gemüse vorgezogen.

Wann ist ein Kind ein Picky Eater?


Wenn ein Kind im Essen herumstochert und sich nur das herauspickt, was es mag, ist es nicht unbedingt ein Picky Eater. Meist finden diese Kinder auf dem Teller mindestens eine Komponente, die sie essen mögen. Dieses Verhalten ist absolut normal.

Der Begriff Picky Eater wird für Kinder verwendet, die phasenweise bestimmte Nahrungsmittel kategorisch ablehnen und sich dadurch eher einseitig ernähren. Diese Kinder essen dann wochenlang zum Beispiel nur Pasta mit Parmesan, Butterbrote oder Omletten.

Picky Eating ist trotz der einseitigen Ernährungsweise eine harmlose Phase bei Kindern, in der sie ausschliesslich das essen, was sie sehr gerne mögen, auch wenn sich dies auf ein bis zwei Gerichte beschränkt. Oft sind die Kinder zu diesem Zeitpunkt eineinhalb bis zwei Jahre alt und befinden sich in der Autonomiephase. In dieser finden sie unter anderem heraus, dass sie selber bestimmen und "nein" sagen können.

Lassen Sie sich durch diese Phase nicht beunruhigen. In der Regel gedeihen diese Kinder trotzdem gut und verändern ihre Essgewohnheiten automatisch, wenn ihnen etwas fehlt. Dieses Verhalten ist normal und weder eine Krankheit noch eine Störung.

Tipps für Eltern von Picky Eatern


Da es sich beim Picky Eating um eine typische Verhaltens- und Entwicklungsphase Ihres Kindes handelt, können Sie es als erstes mit Vorleben und Kreativität versuchen: 

  • Essen Sie selber am Familientisch ausgewogen und gesund. Ihr Kind wird dies beobachten.

  • Wenn Sie mit Ihrem Kind zusammen einkaufen, lernt es das Lebensmittel nicht erst auf dem Teller kennen. Lassen Sie es beim Wiegen, Einpacken und zu Hause Verräumen helfen.

  • Auch beim Kochen kann Ihr Kind helfen, wenn Sie die Zeit, den Platz und die Geduld dazu haben.

  • Variieren Sie mit der Zubereitungsart: Rüebli müssen nicht immer gekocht sein, sie schmecken auch als knuspriges Ofengemüse, Suppe oder roh mit einem Dip.

  • Gemeinsame Mahlzeiten am Familientisch sind mehr als nur Essen. Es wird erzählt, Pläne werden geschmiedet und Termine besprochen. Das Gefühl von Wohlbefinden und Geborgenheit, welches Sie Ihrem Kind damit vermitteln, kann es ermutigen, neue Lebensmittel zu probieren.

  • Das Arrangieren von Lebensmitteln mit Ausstechformen, Fingerfood-Pieksern oder Silikonförmchen ist für die Znüni-Box praktisch. Überlegen Sie sich aber, ob Sie diese auch am Esstisch einsetzten möchten oder ob das Kind sich daran gewöhnen soll, mit dem Besteck zu essen. Zumal Sie vielleicht nicht immer die Zeit dazu haben, alles so kreativ zu gestalten.

  • Auch wenn Sie nicht möchten, dass Ihr Kind neben der einseitigen Ernährung noch mehr Ungesundes isst: Streichen Sie nicht aus Prinzip das Dessert oder Süssigkeiten aus dem Speiseplan.

  • Machen Sie sich Sorgen, dass Ihr Kind zu wenig Vitamine zu sich nimmt? Besprechen Sie dies mit Ihrer Kinderärztin oder lassen Sie sich in der Apotheke beraten, ob ein Vitaminpräparat sinnvoll ist.

Gut zu wissen!

Kinder müssen ein neues Lebensmittel bis zu 15-mal probieren, bis sie sich an den Geschmack gewöhnt haben und es mögen. Oder definitiv sagen können, dass es ihnen wirklich nicht schmeckt.

Wenn Picky Eating zur Belastung wird


Ein wählerischer und heikler Esser am Familientisch ist oftmals mit Unruhe, Frustration und Konflikten verbunden. Tägliche Diskussionen darüber, was das Kind essen sollte, aber nicht möchte, können kräfteraubend sein.

Nicht selten finden sich Eltern dann in der Situation wieder, dass sie für die gleiche Mahlzeit verschiedene Menüs kochen, weil immer ein Kind etwas nicht mag. Sobald dieser zusätzliche Aufwand Sie belastet, sollten Sie eingreifen:

  • Ermuntern Sie Ihr Kind zu probieren, was Sie zubereitet haben und erklären Sie ihm, dass dies das heutige Essen ist und es keine Alternativen gibt.

  • Loben Sie Ihr Kind, wenn es etwas Neues probiert.

  • Verbinden Sie das Probieren neuer Speisen nie mit Belohnungen, bestrafen Sie es nicht, wenn es etwas nicht isst und versuchen Sie auf keinen Fall, es dazu zu zwingen.

  • Sie werden Ihrem Kind nicht von heute auf morgen alle Lebensmittel schmackhaft machen können. Trotzdem lohnt es sich in den meisten Fällen, ihm immer wieder die Vielfalt der Nahrungsmittel aufzuzeigen.

Anzeichen für eine Fütterstörung


Wenn Ihnen auffällt, dass Ihr Kind neben dem wählerischen Essverhalten auch aussergewöhnlich lange (über 45 Minuten) für eine Mahlzeit braucht, zwischen den Mahlzeiten regelmässig nur zwei Stunden liegen, es nach den Mahlzeiten wiederholt erbricht und nicht an Gewicht zu-, sonder vielleicht sogar abnimmt, sollten Sie sich mit Ihrem Kinderarzt in Verbindung setzen.

Letzte Aktualisierung: 12.02.2024, CSL/KM