Schmerz eher weiblich?

Frauen erleben Schmerzen stärker als Männer. Vermutlich greifen sie deshalb auch häufiger zu Schmerzmitteln, die bei ihnen offenbar auch anders wirken, wie Forscher der Friedrich-Schiller-Universität in Jena berichten. „Wir wissen heute, dass Frauen eine deutlich niedrigere Schmerzschwelle und auch eine geringere Schmerztoleranz haben als Männer. Schmerz wird deshalb von Frauen intensiver erlebt“, so der derzeitige Stand der Forschung. Das ist vermutlich die Erklärung, warum die weibliche Bevölkerung im Durchschnitt häufiger Schmerzmittel einnimmt.

Zudem zeigen sie eine intensivere Immunantwort und Entzündungsreaktionen. So kommen Migräne, Spannungskopfschmerzen, Reizdarm oder rheumatoide Arthritis bei Frauen häufiger vor als bei Männern.

Medikamente gegen Schmerzen haben darum bei Frauen eine andere Wirkung als bei Männern: Morphin wirkt zum Beispiel bei Frauen stärker schmerzstillend, hat allerdings auch häufiger Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen und Abhängigkeit. Ein weiteres Beispiel ist Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin): Während es niedrig dosiert bei Männern das Herzinfarkt-Risiko senkt, ist das bei Frauen nicht der Fall. Dafür reduziert ASS jedoch das Schlaganfall-Risiko bei Frauen, nicht aber bei Männern.

Eine mögliche Ursache für die geschlechtsspezifischen Unterschiede sehen die Wissenschaftler in der anders gearteten und woanders im Gehirn stattfindenden Verarbeitung von Schmerzen. Ausserdem seien die Sexualhormone an der Schmerzwahrnehmung beteiligt: Das weibliche Hormon Estradiol erhöht die Schmerzwahrnehmung und Entzündungsprozesse im Körper, das männliche Hormon Testosteron erniedrigt sie.