Gegen Schmerzen und Fieber – welche Medis für Babys und Kleinkinder?

Experten-Tipp von Dr. med. Brigitte Holzgreve

Vater prüft mit dem Handrücken die Temperatur seiner Tochter
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WICHTIG: Leichtes Fieber ist eine sinnvolle Reaktion des Körpers und muss nicht zwingend medikamentös behandelt werden - meist kann man es erst einmal mit einem Hausmittel (s.u.) versuchen.  

Welche Arzneimittel kann man Kindern geben?


Prinzipiell stehen zur Fiebersenkung und Schmerzlinderung bei Kindern zwei Wirkstoffe zur Verfügung: Paracetamol (z.B. Acetalgin, Ben-u-ron, Dafalgan, OSA, Panadol, Tylenol) ist bei Säuglingen das Mittel erster Wahl. Ibuprofen (z.B. Algifor Junior, Algifor forte Suspension) ist für Kinder ab sechs Monaten mit einem Gewicht ab fünf Kilogramm zugelassen. Beide Mittel sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, wirken fiebersenkend und schmerzlindernd. Ibuprofen wirkt zusätzlich entzündungshemmend. Bei einer Mandelentzündung beispielsweise wirkt Ibuprofen so nicht nur gegen Fieber und Schmerzen, sondern auch gegen die Entzündung. Im Vergleich zu Paracetamol wirkt es nach einer grossen Studie aus dem Jahr 2008 schneller und länger, sollte jedoch nicht bei Windpocken gegeben werden.

Die Dosierung beider Wirkstoffe richtet sich immer nach dem Körpergewicht des Kindes – nicht nach seinem Alter.

Fiebersaft oder Fieberzäpfchen?


Fiebersaft bzw. Fiebersirup ist für Kinder ab drei Kilogramm zugelassen und die Dosierung lässt sich durch die Applikationsspritze leichter dem Gewicht des Kindes anpassen. Im leeren Magen wird der Wirkstoff schneller aufgenommen, weshalb Fiebersaft am besten 30 Minuten vor dem Essen oder eine Stunde danach verabreicht wird.

Fieberzäpfchen sind bei Babys und Kleinkindern oft leichter zu verabreichen als ein Saft. Erklären Sie Ihrem Kind mit ruhiger Stimme, was passiert. Am besten liegt das Kind dabei auf der Seite und winkelt die Beine Richtung Brust an. Eltern können das Zäpfchen kurz in der Hand anwärmen oder es mit Wasser benetzen, damit es leichter rutscht. Verwenden Sie möglichst keine Creme, Öl oder Vaseline, das kann die Wirkung verzögern und abschwächen.

Bei vielen Kindern geht es leichter,  das Zäpfchen mit der spitzen Seite voraus einzuführen. Sollte Ihr Kind es gleich wieder herausdrücken, können Sie es mit der stumpfen Seite voraus probieren. Bei diesem Vorgehen ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Zäpfchen im Enddarm bleibt, am höchsten. Um die spitze, nach aussen zeigende Seite des Zäpfchens kann sich der Ringmuskel am After besser schliessen und der Reflex des Herausdrückens wird nicht so leicht ausgelöst. 

Wie schnell sollte das Fieber sinken?


Fiebermittel wirken innerhalb von 30 Minuten. Ihren maximalen Wirkspiegel entfalten Zäpfchen wie Sirup nach ein bis zwei Stunden. Weil sie in der Regel sechs Stunden lang wirken, muss zwischen den einzelnen Gaben von Paracetamol oder Ibuprofen ein Abstand von mindestens sechs Stunden liegen. Anders gesagt: Innerhalb von 24 Stunden dürfen die Medikamente maximal vier Mal verabreicht werden.

Bei hohem Fieber, das schnell wieder steigt, verschreiben Kinderärzte Paracetamol und Ibuprofen manchmal im Wechsel. Dadurch kann der Abstand zwischen den Gaben auf drei bis vier Stunden reduziert werden. Diese Anwendung bedarf der ärztlichen Aufsicht und ist nicht für die Selbstmedikation geeignet!

Nur wenn das Kind das Zäpfchen sofort wieder herausdrückt oder den Saft ausspuckt, ohne vorher zu schlucken, kann die Arznei nochmals gegeben werden. Andernfalls ist das Risiko einer Überdosierung zu hoch. Eine Überdosis Paracetamol kann zu akutem Leberversagen führen, Ibuprofen zu Nierenversagen.

Wann braucht das Kind ärztliche Hilfe?


Ihren Kinderarzt sollten Sie trotzdem aufsuchen bzw. informieren

  • wenn ein Baby unter drei Monaten über 38°C fiebert,

  • wenn ein Kleinkind im zweiten Lebensjahr länger als 24 Stunden fiebert,

  • wenn ältere Kinder zwei Tage lang fiebern und

  • immer wenn sich der Zustand des Kindes verschlechtert.

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