Wann soll der Kindersitz im Auto gewechselt werden?
Kinder wachsen und so sind auch neue Rückhaltesysteme im Auto erforderlich. Welcher Sicherheitssitz ist für welches Alter geeignet?
Die Gewichts- und Altersangaben bei den Kinderrückhaltevorrichtungen sind Richtgrössen, die nach Möglichkeit eingehalten werden sollen. Die neue Kindersitz-Norm ECE R129 orientiert sich nicht mehr nach dem Körpergewicht, sondern an der Körpergrösse der Kinder. Es wird den Herstellern überlassen, in welche Grössenbereiche sie die Sitze einteilen.
Welcher Sicherheitssitz für welches Alter?
Alter | Rückhaltevorrichtung |
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bis 13 kg, 18 Monate | Babyschale: Das Kleinkind möglichst lange darin transportieren. Erst dann den Kindersitz wechseln, wenn der Kopf nicht mehr in der Babyschale zu liegen kommt. Füsse, die die Lehne der Rücksitzbank berühren, haben keinen Einfluss auf die Sicherheit. Babyschalen nur für den Kindertransport im Auto verwenden. Babyschalen immer rückwärts gerichtet montieren und korrekte Gurtführung beachten. Bei aktiviertem Frontairbag (Normalzustand) darf die Babyschale nur auf dem Rücksitz verwendet werden! Generell ist Montage auf dem Rücksitz empfohlen. |
9-18 kg, 9 Monate bis 4 Jahre | Sitzschale: Erst dann verwenden, wenn das Kind selbstständig sitzen kann. Sicherstellen, dass der Kindersitz fest mit dem Auto verbunden ist. Die Liegeposition erleichtert den Transport, erzielt aber schlechtere Sicherheitsnoten verglichen mit der Sitzposition. Kinderhaltegurt soll straff am Körper des Kindes anliegen (vorsicht bei Winterkleidern). Höhe des Kinderhaltegurtes gelegentlich der Grösse des Kindes anpassen. Den Kindersitz dann wechseln, wenn der Kopf die Sitzschale merklich überragt. Mittlerweile gibt es auch für Kleinkinder Sitzschalen, welche wie die Babyschale rückwärts im Auto montiert werden (sogenannte Reboarder). Kleinkinder können in sogenannten Reboard-Kindersitzen weiter gegen die Fahrtrichtung fahren. Dadurch reduziert sich das Risiko für schwere oder tödliche Verletzungen im Vergleich zu vorwärts gerichteten Sitzen um über 80 %. Kindersitze der ECE R129 Norm müssen bis zum Alter von 15 Monate gegen die Fahrtrichtung montiert werden. |
15-36 kg, 4-12 Jahre | Kindersitz: Erst dann verwenden, wenn das Kind nicht mehr in die Sitzschale passt. Seit 2010 dürfen Kinder bis 12 Jahre oder 150 cm Körpergrösse nur noch mit einem zugelassenen Kindersitz oder Sitzerhöher (am besten mit Rückenlehne) mit dem ECE R44 oder R129 Prüfzeichen im Auto auf dem Rücksitz mittransportiert werden. Sitzerhöher sind preisgünstiger, teurere Produkte mit Rückenlehne bieten Schutz bei einem Seitenaufprall. Erst wenn das Kind 150cm gross ist, nur die Autogurten verwenden. |
ab 150 cm oder 12 Jahre | Fahrzeuggurten: Der Wechsel vom Kindersitz auf den Fahrzeugsitz erfolgt ab 12 Jahre oder bei einer Körpergrösse von 150cm (was zuerst eintrifft). Erst dann haben Kinder die kleinstgeprüfte Erwachsenengrösse erreicht. Die Gurtgeometrie der Fahrzeuggurten ist auf erwachsene Personen ausgelegt. Beim Anschnallen ist darauf zu achten, dass der 3-Punkt-Gurt, wie bei den Erwachsenen, straff über das Becken und mittig über die Schulter geführt wird. |
Kindersitze sollen nur mit dem ECE R44.03, ECE R44.04 oder R129 verwendet werden.
Generell gilt: Nach einem Unfall darf der Kindersitz nicht mehr benutzt werden!
Mitwachsende Kindersitze
Diese Sicherheitssitze sind entwickelt für Neugeborene bis 36 kg schwere Kinder. Sie sind meist schwere, sperrige Sitze. Der Einbau ist aufwändig und zum Teil nur mit Zusatzgurten möglich. Dadurch erhöht sich die Gefahr der Bedienungsfehler. Mitwachsende Kindersitze sind meist eine kostengünstigere Variante, weisen aber eine schwierige Handhabung auf.
Gurtadapter sind nicht zugelassen. Gemäss Bundesamt für Strassen (ASTRA) sind Schultergurt-Umlenker (Gurtadapter) ohne ECE-Genehmigung in der Schweiz nicht zugelassen. Der TCS rät seit Jahren von der Verwendung solcher Gurtadapter ab. Der Gurtadapter (z.B. dreieckige Manschette) hält zwar den Diagonalgurt vom Hals des Kindes fern, verändert aber gleichzeitig die Beckengurtführung über dem Bauchbereich. Dies hat zur Folge, dass bei einem Unfall der Beckengurt in den Bauch drückt und schwere innere Verletzungen verursachen kann.
Kindersitze für eine einzige Gewichtsklasse
Bei diesen Autositzen ist die Handhabung wesentlich einfacher. Bei Kindersitztests schneiden Einzelsysteme jeweils auch besser ab als mitwachsende. Eine gewichtsmässige Anpassung der Sitze an das Kind kann einfacher vorgenommen werden, da die Benutzungsdauer kürzer ausfällt.
Integrierte Kindersitze
Dieser Typ von Sicherheitssitz wird gegen Aufpreis direkt von einigen Fahrzzeugherstellern angeboten. Es handelt sich um fest eingebaute Kindersitze, die sich zwischen Sitzfläche und -lehne (Isofix) sowie auf der Rückseite des Sitzes oder im Kofferraum des Fahrzeuges (Top Tether) befinden. Sie eignen sich für Kinder ab 9 Monaten oder 4 Jahren und können bis 12 Jahre verwendet werden. Wie die weitverbreiteten Zubehör-Kindersitze, weisen sie eine Zulassung nach ECE R44 auf.
Vorteile integrierter Kinderautositze:
Der Sitz ist jederzeit im Fahrzeug verfügbar
Die Bedienung ist relativ einfach
Sie benötigen wenig Platz im Fahrzeug
Gurtenverlängerungen durch ein neues Gurtband sind möglich
Nachteile integrierter Kinderautositze:
Bei Systemen mit Fahrzeuggurt kann der Gurtverlauf häufig schlechter an das Kind angepasst werden
Soll das Kind einmal in einem anderen Fahrzeug transportiert werden, kann der integrierte Kindersitz nicht umgebaut werden
Bei feststehender Fahrzeugwahl ist man auf einen Kindersitz festgelegt
Der Sitzbezug kann zur Reinigung meist nicht abgenommen werden
Sitzplätze mit integriertem Kindersitz haben eine geringe Komforteinbusse für Erwachsene
Kein vollwertiger Ersatz für einen herkömmlichen Kinderautositze, da sie nicht in ein anderes Auto gewechselt werden können!
Sicher Reisen mit Kids:
Gehen Sie mit gutem Beispiel voran! Nie losfahren, ohne das Kind und sich selbst korrekt zu sichern.
Sichern Sie Ihr Kind auch auf kurzen Fahrten, denn zwei Drittel der Unfälle ereignen sich innerorts.
Kindersicherung der hinteren Fahrzeugtüren aktivieren.
Achten Sie auf eine ruhige Fahrweise, ausreichend Frischluftzufuhr (nicht rauchen) und richtige Ernährung (Früchte, Getränke).
Während der Fahrt prüfen, ob das Kind noch angeschnallt ist.
Während der Fahrt für Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten sorgen.
Auf längeren Fahrten genügend Pausen einplanen und den Kindern dann genügend Bewegung gewähren (Kinder nie im Auto alleine lassen).
Kinder nur auf der Seite zum Strassenrand aussteigen lassen (verhindert ein spontanes Über-die Strasse-Rennen)!
Vermeiden Sie den Transport von scharfkantigen oder spitzen Gegenständen in Reichweite von Kindern oder anderen Fahrzeuginsassen (Verletzungsgefahr).