Fi­nan­z­erzie­hung – wie Kin­der den Um­gang mit Geld ler­nen

Mädchen gibt Münze in Sparschwein

Un­ser All­tag wird im­mer mehr von fi­nan­zi­el­len As­pek­ten ge­steu­ert, denn Geld ist ei­nes der zen­tra­len The­men im Le­ben. Auch in der Schweiz gibt es dies­be­züg­lich durch­aus Pro­ble­me, denn ei­ner Er­he­bung des Schwei­ze­ri­schen Ver­ban­des Credit­re­form zu­fol­ge sind ak­tu­ell im­mer­hin 4,3% der Be­völ­ke­rung über­schul­det. Der Um­gang mit Geld er­folgt nach­läs­si­ger und das Le­ben auf Pump hat sich mitt­ler­wei­le ein­ge­bür­gert. Wer als El­tern sei­nen Kin­dern je­doch früh­zei­tig durch eine ge­ziel­te Fi­nan­z­erzie­hung den Um­gang mit Geld bei­bringt, kann die fi­nan­zi­el­le Si­tua­ti­on und auch das Ver­hält­nis der ei­ge­nen Kin­der zum Geld deut­lich ver­bes­sern.

Wer­bung er­weckt Be­dürf­nis­se bei Kin­dern und es ist die Auf­ga­be der El­tern, ih­rem Nach­wuchs fi­nan­zi­el­le Gren­zen auf­zu­zei­gen. Sie müs­sen also ler­nen, dass man sich nicht al­les kau­fen kann, nur weil man es möch­te. Die­se Auf­ga­be ist kei­nes­falls leicht und der Nach­wuchs wird sol­che Ar­gu­men­te nicht im­mer ak­zep­tie­ren, aber das Auf­zei­gen von Gren­zen ist für die spä­te­re Ent­wick­lung sehr hilf­reich. Kin­der ler­nen we­sent­lich schnel­ler als Er­wach­se­ne und ver­in­ner­li­chen Ver­hal­tens­wei­sen, die sie über das ge­sam­te Le­ben hin­weg an­wen­den. Aus die­sem Grund ist es wich­tig, dem Nach­wuchs schon sehr früh den ver­ant­wor­tungs­vol­len Um­gang mit Geld bei­zu­brin­gen. Wenn die Klei­nen schon beim Ta­schen­geld ler­nen müs­sen, mit ei­nem Bud­get um­zu­ge­hen, fällt es ih­nen spä­ter deut­lich leich­ter, ihre Fi­nan­zen zu ord­nen und nicht über ihre Ver­hält­nis­se zu le­ben.

In der Fi­nan­z­erzie­hung gibt es ver­schie­de­ne Schrit­te und Mass­nah­men, die da­bei hel­fen, den Kin­dern den Um­gang mit Geld nä­her­zu­brin­gen. Be­reits im Al­ter von 5-6 Jah­ren kann man Kin­dern die Be­deu­tung des Gel­des er­klä­ren. Dies lässt sich sehr gut an­hand von Tausch­mög­lich­kei­ten ab­bil­den. Wer zu­dem kin­der­af­fi­ne Bei­spie­le wählt, fin­det häu­fig neu­gie­ri­ge Zu­hö­rer. Ein Bei­spiel: Ihr Sohn be­sitzt ei­nen Fuss­ball und möch­te ger­ne ein grös­se­res Spiel­zeug­au­to ha­ben. Wenn er den Fuss­ball jetzt ge­gen das Spiel­zeug­au­to ein­tau­schen möch­te, klappt das viel­leicht bei ei­nem Freund. Der Be­sit­zer des Spiel­wa­ren­la­dens be­sitzt al­ler­dings schon Fuss­bäl­le und tauscht den Ball des­halb nicht ein. Er möch­te Geld für das Spiel­zeug­au­to ha­ben, weil er da­mit ge­nau das ein­tau­schen kann, was er auch wirk­lich braucht. Geld ist also ein Tausch­mit­tel, wel­ches sich re­la­tiv be­lie­big tei­len lässt (ein hal­ber Fuss­ball ist nichts wert, aber 5 CHF las­sen sich auch in fünf ein­zel­ne Fran­ken ein­tau­schen) und uni­ver­sal ein­setz­bar ist. Die Men­schen ha­ben sich also dar­auf ge­ei­nigt, dass Geld als Tausch­mit­tel we­sent­lich sinn­vol­ler ist als die je­wei­li­gen Na­tu­ra­li­en­täu­sche. Auf die­se Wei­se um­geht man das Pro­blem, dass ei­ner der Tausch­part­ner die vom an­de­ren Part­ner an­ge­bo­te­nen Din­ge gar nicht ge­brau­chen kann.

Fer­ner kann man den Kin­dern auch die Wert­erhal­tungs­funk­ti­on des Gel­des über das Spa­ren er­klä­ren. Wer 10 CHF in sei­nem Spar­schwein de­po­niert, hat die­se auch noch in 2-3 Jah­ren. Kauft man sich hin­ge­gen Äp­fel da­für, sind die­se nach dem glei­chen Zeit­raum ver­dor­ben. Auch ge­brauch­te Ge­gen­stän­de sind we­ni­ger wert als neue. Dies zeigt den Klei­nen, dass Geld ein Mit­tel ist, um den Wert des ei­ge­nen Be­sit­zes zu er­hal­ten. Die Pro­ble­ma­tik der In­fla­ti­on kann zu­nächst ver­nach­läs­sigt wer­den, weil sie für die Er­klä­rung des Gel­des nicht wich­tig ist.

Kin­der ler­nen am bes­ten spie­lend und un­ter­schwel­lig. Da­her soll­ten El­tern nicht be­leh­rend wir­ken. Die­ser An­satz funk­tio­niert auch beim Um­gang mit Geld, denn es gibt ge­nug Spiel­mög­lich­kei­ten, die die­ses The­ma be­han­deln. Sehr be­liebt un­ter Klein­kin­dern ist der so­ge­nann­te Kauf­la­den. Die­se kön­nen käuf­lich er­wor­ben wer­den und ent­hal­ten fik­ti­ve Wa­ren im Spiel­zeug-For­mat. Das Kind schlüpft in die Rol­le des Händ­lers und ver­kauft die fik­ti­ven Wa­ren ge­gen Spiel­geld. Auf die­se Wei­se er­ken­nen die Klei­nen, dass Ein­kau­fen Geld kos­tet. In et­was hö­he­rem Al­ter kön­nen auch Spie­le wie das all­seits be­kann­te Mo­no­po­ly den Um­gang mit Geld ver­bes­sern und die Kon­se­quen­zen ei­ner Plei­te auf­zei­gen.

Da die El­tern die prä­gen­den Per­sön­lich­kei­ten für Kin­der sind, kup­fern sie vie­le Ver­hal­tens­wei­sen ab. Dies ge­schieht bei klei­nen und of­fen­sicht­li­chen Din­gen wie be­stimm­ten Aus­sprü­chen ge­nau­so wie bei grund­le­gen­den Ver­hal­tens­wei­sen in Be­zug auf die Fi­nan­zen. Aus die­sen Grün­den ha­ben Kin­der von El­tern mit un­ge­ord­ne­ten Fi­nan­zen es spä­ter schwe­rer, selbst ei­nen Über­blick über ihre fi­nan­zi­el­le Lage zu be­hal­ten. Was den Kin­dern vor­ge­lebt wird, ist also durch­aus ent­schei­dend und kann die Klei­nen für den Rest ih­res Le­bens prä­gen. Aus die­sem Grund ist es wich­tig, die ei­ge­nen Fi­nan­zen selbst zu ord­nen. Dies lässt sich bei­spiels­wei­se durch die Füh­rung ei­nes Haus­halts­buchs er­rei­chen. Dort wer­den alle Aus­ga­ben ein­ge­tra­gen, die über den Mo­nat an­fal­len. So­mit kann man stets über­bli­cken, wie viel Geld be­reits aus­ge­ge­ben wur­de und wel­ches Bud­get für den Rest­mo­nat noch zur Ver­fü­gung steht. Soll­ten die Kin­der be­reits mit so ei­nem Haus­halts­buch auf­wach­sen, er­ken­nen sie selbst den Nut­zen und le­gen spä­ter mit ho­her Wahr­schein­lich­keit selbst ein sol­ches Buch an. Auch der Ver­gleich von Prei­sen kann den Kin­dern vor­ge­lebt wer­den, so dass sie dies­be­züg­lich sen­si­bi­li­siert wer­den. Auf die­se Wei­se wird Spar­sam­keit als wich­ti­ge Tu­gend ver­mit­telt und die Kin­der neh­men sich ein Bei­spiel dar­an. Das ei­ge­ne Kon­sum­ver­hal­ten soll­te zu­dem stets ver­nunft­ge­steu­ert sein, was eben­falls Spar­sam­keit ver­mit­telt.

Da­mit die ei­ge­nen Kin­der schon früh ler­nen, mit Geld um­zu­ge­hen, kön­nen sie schon früh mit ent­spre­chen­den Auf­ga­ben be­traut wer­den. So stellt es kein Pro­blem dar, die Kin­der im Al­ter von 7-8 Jah­ren klei­ne­re Er­le­di­gun­gen ma­chen zu las­sen. Ein klei­ner ei­gen­ver­ant­wort­li­cher Ein­kauf von 2-3 Wa­ren über­for­dert die Klei­nen nicht und gibt ih­nen das Ge­fühl, ernst ge­nom­men zu wer­den. Fer­ner ler­nen sie da­durch die ers­ten Grund­zü­ge des fi­nan­zi­el­len All­tags ken­nen.

Eine wei­te­re Mög­lich­keit ist die Zah­lung von Ta­schen­geld als ei­ge­nes Bud­get der Kin­der. Wenn die ei­ge­nen Kin­der 11-12 Jah­re alt sind, ist es emp­feh­lens­wert, ein spe­zi­el­les Gi­ro­kon­to für Kin­der ein­zu­rich­ten und das Ta­schen­geld re­gel­mäs­sig dort­hin zu über­wei­sen. So­mit ler­nen die Kin­der den Zah­lungs­ver­kehr auf ei­nem Gi­ro­kon­to ken­nen und ge­hen den nächs­ten Schritt in den fi­nan­zi­el­len All­tag. Sie kön­nen Über­wei­sun­gen tä­ti­gen und mit der zu­sätz­li­chen Ma­es­tro-Kar­te (oder VPay) bar­geld­lo­se Zah­lun­gen durch­füh­ren, so­fern das Kon­to ge­deckt ist. Fer­ner ler­nen die Kin­der auch den Um­gang mit Kon­to­aus­zü­gen ken­nen, was eben­falls ei­nen wich­ti­gen Schritt in Sa­chen Fi­nan­z­erzie­hung dar­stellt.

Bei der Be­an­tra­gung für ein Kin­der-Gi­ro­kon­to müs­sen die Er­zie­hungs­be­rech­tig­ten mit un­ter­schrei­ben, da­mit das Kon­to er­öff­net wer­den kann. Fast alle Kin­der­kon­ten sind kos­ten­frei nutz­bar, es gibt je­doch trotz­dem Un­ter­schie­de bei den Kon­di­tio­nen. So stel­len nicht alle Ban­ken eine kos­ten­freie Ma­es­tro-Kar­te zur Ver­fü­gung. Fer­ner wird auch nicht über­all eine Gut­ha­ben­ver­zin­sung ge­zahlt, so dass sich ein ge­naue­rer Blick und ein Ver­gleich der An­ge­bo­te durch­aus loh­nen. Wer die­se Punk­te be­ach­tet, dürf­te ein leis­tungs­fä­hi­ges Kon­to für die ei­ge­nen Kin­der fin­den kön­nen.

Letzte Aktualisierung: 03.03.2020, BH

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