Schamlippenverklebung bei kleinen Mädchen
Ursachen und Vorbeugung - und wie eine Schamlippenverklebung sanft gelöst werden kann.
Bei der kinderärztlichen Kontrolluntersuchung eines kleinen Mädchens, am häufigsten im zweiten bis vierten Lebensjahr, fällt gar nicht so selten auf, dass die kleinen Schamlippen verklebt sind. Der Scheideneingang ist dann ganz oder teilweise verschlossen. An der Verklebungsstelle kann man einen feinen weissen Strich erkennen. Diese sogenannte Labiensynechie (oder Vulvasynechie ) ist meist ein vorübergehendes Problem und in den allermeisten Fällen völlig harmlos und sehr gut zu behandeln.
Ursache ist meist ein Hormonmangel
Dahinter steckt keine Fehlbildung der äusseren Geschlechtsorgane, sondern ein Hormonmangel während der hormonellen Ruhephase vor der Pubertät. In dieser Zeit produzieren die Eierstöcke noch keine Östrogene, die bei erwachsenen Frauen dafür sorgen, dass die Haut im Bereich der Schamlippen gut durchblutet und damit geschützter ist. Bei kleinen Mädchen oder bei Frauen in der Menopause ist der Einfluss der weiblichen Geschlechtsorgane nicht stark genug, deshalb ist die Haut im Intimbereich anfälliger für winzige Verletzungen und Entzündungen. An diesen Stellen kann es dazu kommen, dass die Schamlippen an ihren Rändern miteinander verkleben.
Andererseits kann selten aber auch mangelnde Hygiene, eine generelle Hauterkrankung, Entzündung durch Madenwürmer oder sogar sexueller Missbrauch hinter einer Schamlippenverklebung stecken. Sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin.
Urin tröpfelt nach
Eine stärkere Labiensynechie kann durchaus Probleme machen. Zum Beispiel kann es für die Eltern so aussehen, als ob das Kind nicht mehr trocken ist bzw. wieder einnässt. Tatsächlich aber tröpfelt bei den Mädchen nach dem Toilettengang immer ein bisschen Urin nach. Durch die Verklebung hat sich eine Art Reservoir gebildet, in dem sich der Urin sammelt. Auch weicht der Urinstrahl nach einer Seite ab. Das ist an sich noch nicht problematisch, kann aber im schlimmsten Fall Infektionen der Scheide und der Harnwege bis hin zu Nierenentzündungen zur Folge haben, weshalb die Schamlippenverklebung behandelt werden sollte.
Wie löst man die Verklebung am besten?
Auf keinen Fall dürfen die Schamlippen forciert und eigenmächtig geöffnet werden! Eine erneute Verklebung und sogar Vernarbung wäre die Folge. Eine erbsgrosse Menge niedrig dosierter östrogenhaltiger Creme (Estriolsalbe), die einen Monat lang täglich mit einem Wattestäbchen auf die Verklebungsnaht aufgetragen wird, löst die Verklebung dagegen fast immer ganz sanft innerhalb kurzer Zeit. Auch Cortison-Salbe wird eingesetzt, wenn die Östrogensalbe Nebenwirkungen zeigt. Nur in Ausnahmefällen ist es nötig, die Verklebung mit einer Sonde zu öffnen.
Wirksame Vorbeugung
Wenn die Schamlippen nach einiger Zeit erneut verkleben, ist möglicherweise eine übertriebene Intimhygiene der Grund. Feuchttücher oder Einmal-Waschlappen sind nicht angebracht, weil zu aggressiv für die empfindliche Haut. Klares Wasser reicht zur Reinigung der Genitalregion aus. Zur Vorbeugung einer erneuten Verklebung kann etwas Vaseline angewendet werden, die mit sanftem Druck vorsichtig von vorne oben nach hinten unten aufgetragen wird.