Pfeiffersches Drüsenfieber bei Kindern
Im Kindesalter verläuft diese hochansteckende Krankheit meist unbemerkt. Komplikationen sind selten, aber sehr gefährlich.
Das Pfeiffersche Drüsenfieber (Infektiöse Mononukleose, Monozytenangina, Studentenfieber, Kissing Disease = Kusskrankheit) ist eine sehr ansteckende Viruserkrankung, mit der sich im Laufe des Lebens fast jeder ansteckt.
Wie steckt man sich mit dem Pfeifferschen Drüsenfieber an?
Verursacht wird das Pfeiffersche Drüsenfieber durch das Epstein-Barr-Virus (EBV), das zur Familie der Herpesviren gehört. Die Übertragung geschieht hauptsächlich über den Speichel (daher Kuss-Krankheit), über die Atemluft, beim Geschlechtsverkehr und über Blut. Das Virus nistet sich im Lymphgewebe (Mandeln, Lymphknoten und Milz) ein.
Die Inkubationszeit beträgt mindestens 10 – 14 Tage, manchmal auch deutlich länger. Ansteckungsgefahr besteht schon einige Tage vor Ausbruch der Krankheit bis etwa 2 Wochen danach.
Normalerweise ist man nach der Infektion immun für den Rest des Lebens. Die Viren bleiben aber im Körper, in ruhenden Zellen im Knochenmark, und können immer wieder zu unbemerkten Reaktivierungen führen, die für andere ansteckend sind. Eine Impfung gegen das EBV gibt es (noch) nicht.
Welche Symptome sprechen für eine infektiöse Mononukleose?
Oft bricht die Krankheit nach der Ansteckung nicht aus oder verläuft unbemerkt, vor allem im Kindesalter. Danach sind die Betroffenen trotzdem immun (stille Feiung). Bis zur Pubertät haben ca. 80% der Kinder die Krankheit mit oder ohne Symptome durchgemacht.
Sollte es zu Grippesymptomen und leicht geschwollenen Lymphknoten kommen, macht dies den betroffenen Kindern nicht allzu sehr zu schaffen.
Bei Jugendlichen oder Erwachsenen können die Symptome deutlicher sein, sind aber auch leicht mit einem grippalen Infekt zu verwechseln:
Halsschmerzen, geschwollene und weisslich belegte Mandeln, Schluckbeschwerden und klossige Sprache, Mundgeruch
geschwollene Lymphknoten am Kieferwinkel, Hals und anderen Körperstellen
länger anhaltendes und schubweises Fieber (bis 39°C) und Schüttelfrost
Gliederschmerzen, Kopfschmerzen
Lichtempfindlichkeit mit tränenden Augen
quaddeliger Hautausschlag
Abgeschlagenheit und Mattheit
vergrösserte Milz oder Leber, tastbar unter dem linken Rippenbogen
Die Symptome können über Monate anhalten.
Welche Untersuchungen werden durchgeführt?
Eine gezielte Untersuchung wird meist erst durchgeführt, wenn bei einer „Erkältung“ das Fieber und die Rachenentzündung nicht abklingen und die starke Abgeschlagenheit nicht besser wird. Bei einem Bluttest kann man typische Veränderungen der weissen Blutkörperchen (Pfeiffer-Zellen) feststellen. Auch Antikörper gegen das Epstein-Barr-Virus sind im Blut vorhanden. Ein Rachenabstrich dient dazu, eine bakterielle Infektion auszuschliessen. Milz, Leber und Lymphknoten müssen abgetastet werden. Manchmal sind die Leberwerte im Blut (Transaminasen) erhöht.
Wie wird das Pfeiffersche Drüsenfieber behandelt?
Ein gezielt wirkendes Medikament gibt es nicht. In der Regel heilt das Pfeiffersche Drüsenfieber nach ein bis zwei Wochen von alleine. Wichtig ist die symptomatische Behandlung von Schmerzen und Fieber (Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Paracetamol) sowie Bettruhe, bei schwerem Verlauf kann auch Kortison gegeben werden. Die Patienten müssen viel trinken und brauchen wegen der Schluckbeschwerden passierte Kost. Ausserdem ist auf gründliche Mundhygiene zu achten mit regelmässigem Zähneputzen und Gurgeln. Körperliche Belastungen und Sport sind zu vermeiden, weil sonst die Gefahr eines Milzrisses besteht. Erwachsene Patienten müssen auf Alkohol verzichten, um die Leber zu entlasten.
Antibiotika sind nicht angebracht, da sie gegen die Viren nicht wirksam sind. Wird Amoxicillin gegeben, weil die Mononukleose mit einer bakteriellen Infektion verwechselt wurde, kommt es zu einem typischen Hautausschlag.
Kann es Komplikationen geben?
Der bedrohlich geschwollene Rachen kann die Atmung verlegen. Eine grosse Gefahr ist ein Milzriss - Achtung bei plötzlichen Schmerzen und Kreislaufschwäche! Eine Leberentzündung zeigt sich u.a. an der Gelbfärbung der Haut. Weitere Komplikationen sind Hirnhautentzündung, Herzmuskelentzündung, Lähmungserscheinungen, Hautausschlag. Menschen mit Abwehrschwäche können sogenannte Epstein-Barr-Lymphome entwickeln, bösartige Tumoren des lymphatischen Systems. Diskutiert wird auch, ob das EBV eine Rolle spielt bei der Entstehung einer Multiplen Sklerose.