Belastende Kindheitserfahrungen lassen das Gehirn schneller altern
Schwerwiegende Kindheitserfahrungen führen zu messbaren Anzeichen für eine beschleunigte Alterung des Gehirns und verstärken neurodegenerative Prozesse im Alter. Dies konnten Forschende der Charité - Universitätsmedizin Berlin in einer Studie zeigen.
An der Studie waren 179 Frauen im Alter zwischen 30 und 60 Jahren beteiligt. In klinischen Interviews wurde das Ausmass stressreicher und hochbelastender Erfahrungen in der Kindheit vor Einsetzen der Pubertät erfasst. Zudem wurden Blutproben auf Biomarker untersucht, die spezifische Entzündungsprozesse und das Absterben von Nervenzellen anzeigen. Mittels MRT wurden Hirnscans erstellt, um die Grösse des Gehirns sowie der mit Hirnwasser gefüllten Hohlräume zu erfassen. Die kognitive Leistung der Teilnehmerinnen wurde mit standardisierten Testverfahren ermittelt.
Auf allen drei Untersuchungsebenen zeigten sich eindeutige Ergebnisse: Frauen, die in ihrer Kindheit in hohem Mass Stress oder Trauma erlebt hatten, wiesen im Blut vermehrt Biomarker für Entzündungen und das Absterben von Nervenzellen auf. Sie hatten ein geringeres Hirnvolumen und mehr kognitive Probleme.
Die Studienergebnisse zeigten einen sehr deutlichen Zusammenhang zwischen frühen psychosozialen oder sozio-emotionalen Stresserfahrungen und verstärkter Hirnalterung bei Frauen, heisst es in einer Mitteilung der Charité. Dass Frauen häufiger an Demenz erkranken als Männer, sei einer der Gründe, warum die Studie zunächst nur Frauen in den Fokus genommen habe. In künftigen Untersuchungen soll festgestellt werden, ob bei Männern ähnliche Zusammenhänge zu beobachten sind.