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                              Bestens vorbereitet und doch mit den Kräften am Ende 

                              Mutter mit ihren zwei neugeborenen Zwillingen
                              ©
                              Fotolia

                              Melanie Villiger war in der fünften Schwangerschaftswoche, als sie erfuhr, dass sie Zwillinge erwartet. Ihr Mann befand sich damals noch mitten in seiner Zweitausbildung als Pflegefachmann. Schon früh musste die werdende Mutter mit dem Arbeiten aufhören, denn sie hatte immer wieder Bauchkrämpfe und Blutungen. So hatte sie viel Zeit, sich zu informieren und sich auf die Ankunft ihrer zwei Babys vorzubereiten. Bei einem Restaurantbesuch im dritten Trimester verspürte sie plötzlich Schmerzen, die so heftig waren, dass sie nicht mehr aufstehen konnte. Der erste Gedanke war natürlich, dass die Wehen bereits eingesetzt hatten, doch im Spital stellte sich heraus, dass die heftigen Schmerzen und die Unfähigkeit, sich zu bewegen durch die Lockerung der Symphyse hervorgerufen worden waren. Nach einem dreiwöchigen Spitalaufenthalt und dank der Unterstützung von Physiotherapie konnte Melanie Villiger wieder nach Hause gehen. Doch nicht für lange, denn durch den zunehmenden Bauchumfang konnte die werdende Mutter nicht mehr ohne Hilfe aufstehen und sich kaum mehr fortbewegen. Erneut im Spital rieten die Ärzte dazu, die Zwillinge bereits in der 32. Woche zur Welt kommen zu lassen, doch Melanie Villiger war fest entschlossen, ihren zwei Babys möglichst viel Zeit im Mutterleib zu gönnen. Als dann aber Ende der 35. Schwangerschaftswoche eine Schwangerschaftsvergiftung auftrat, wurde es Zeit für den Kaiserschnitt. Die beiden Jungen kamen kerngesund und mit einem guten Geburtsgewicht zur Welt und konnten deshalb von Anfang an bei der Mama sein. Im Spital riet man der jungen Mutter, etwas länger zu bleiben, doch nach der langen Zeit im Krankenhaus wollte sie so bald als möglich nach Hause gehen, was sie eine Woche nach der Geburt auch tat. 

                              Zu Hause kam dann trotz bester Vorbereitung die grosse Überforderung: Beide Babys wurden an der Brust nicht satt, weil sie Mühe hatten mit dem Trinken, das Fläschchen nahmen sie erst problemlos, als ein geeigneter Nuggi gefunden war. Einer der Zwillinge konnte ausserdem die Körpertemperatur nur schlecht halten, was den Eltern grosse Sorgen bereitete. Obschon Melanie Villigers Mutter während der ersten drei Wochen das Schöppeln übernahm, war an Schlaf kaum mehr zu denken, denn alle zwei Stunden musste Milch abgepumpt werden. Dennoch reichte die Milch kaum, um die zwei Babys satt zu kriegen. Auf Anraten der Hebamme hörte Melanie Villiger schliesslich mit Abpumpen auf. Einfach fiel ihr dieser Schritt nicht, hatte sie doch gelesen, dass Muttermilch das Beste fürs Baby ist. 

                              Auch nach dem Wechsel auf Schoppenernährung und trotz Unterstützung durch die Spitex wurde das Leben der jungen Familie nicht ruhiger. Bereits im Alter von vier Wochen waren die Zwillinge zum ersten Mal richtig krank und krank wurden sie immer wieder, rund zwei Jahre lang. Immer wieder waren Spitalaufenthalte notwendig, die Eltern waren mit ihren Kräften am Ende, was sich auch auf die Beziehung auswirkte. Zwar boten viele Verwandte und Bekannte ihre Hilfe an, Melanie Villiger musste aber erst lernen, diese Hilfe anzunehmen, denn sie dachte, sie müsse das auch alleine schaffen. Als die Jungen fünf Monate alt waren, erkrankte Melanie Villigers Mann an einem Burnout, seine Ausbildung musste er abbrechen, ein Klinikaufenthalt wurde nötig. Spätestens jetzt war der jungen Mutter klar, dass sie es ohne Hilfe gar nicht schaffen konnte. Die Zwillinge durften tagsüber in die Krippe, die von Melanie Villigers Mutter geführt wird, eine Familienpraktikantin bot Unterstützung im Alltag. 

                              Inzwischen sind die Zwillinge zweieinhalb Jahre alt. Seit einer Mandeloperation sind sie endlich nicht mehr so viel krank, dank Paukenröhrchen hat sich die Hörleistung stark verbessert und seither plappern sie munter drauflos, oft auch in ihrer eigenen Zwillingssprache, die Mama und Papa nicht verstehen können. Weil sie sich nachts häufig gegenseitig weckten, schlafen die Jungs nicht mehr im gleichen Zimmer, wodurch die Nächte deutlich ruhiger geworden sind. Zum Schutz ihrer eigenen Gesundheit haben die Eltern ihren Alltag neu organisiert. An zwei Tagen pro Woche arbeitet Melanie Villiger auswärts, die Zwillinge sind aber an je drei Tagen pro Woche in der Krippe, so dass jeder einen ganzen Tag lang die Mama für sich hat. Seit einiger Zeit schlafen die Kinder eine Nacht pro Woche bei der Grossmutter, damit die Eltern wieder Zeit für die Beziehung haben. Abends macht der Papa die Jungs bettfertig, währenddem die Mama eine Kaffeepause macht, danach sorgt die Mama dafür, dass die Beiden ins Bett kommen, währenddem der Papa sich ausruht. An den Wochenenden nehmen sich die Eltern ganz bewusst Zeit für Kaffeepausen, deren Ende den Kindern jeweils durch das Klingeln des Weckers angezeigt wird. 

                              Was ist das Wichtigste, wenn man Zwillinge grosszieht? Für Melanie Villiger ist die Antwort auf diese Frage ganz klar: Ein soziales Umfeld, das helfen kann und die Fähigkeit der Eltern, diese Hilfe auch anzunehmen. Ein gut organisierter Alltag und gute Vorbereitung helfen ausserdem, das Leben mit weniger Stress zu meistern. 

                              Unter www.mehrlingsverein.ch finden Sie Adressen, wenn Sie sich mit anderen Mehrlingseltern vernetzen möchten. 

                              Aus der Forschung


                              Letzte Aktualisierung: 08.05.2016, TV