Kurzvideos eignen sich nicht, um Wissen zu vermitteln
Kurzvideos auf Social Media fördern ein oberflächliches Verarbeiten von Informationen, können rationales Denken verdrängen und eignen sich für die Wissensvermittlung weniger gut als textbasiertes Lernmaterial. Zu diesem Ergebnis kommen zwei Untersuchungen, die am Institut für Pädagogische Psychologie der TU Braunschweig durchgeführt wurden.
In der ersten der beiden Studien wurden rund 170 Erwachsene im Alter von 18 bis 52 Jahren zu ihrem Kurzvideokonsum befragt und in ihrer Fähigkeit zum rationalen Denken getestet. Es zeigte sich, dass diejenigen, die viele Kurzvideos konsumierten, beim Test für rationales Denken signifikant schlechter abschnitten.
In der zweiten Studie wurden rund 120 Erwachsene im Alter von 18 bis 30 Jahren in einem Online-Experiment in vier Gruppen eingeteilt. Zwei der Gruppen sahen während drei Minuten eine Sammlung von unterhaltsamen Kurzvideos, die beiden anderen nicht. Anschliessend wurde Lernmaterial entweder in Form von zwei Kurzvideos oder in Textform präsentiert. Der Inhalt beider Lernmaterialien war identisch. Im Anschluss bearbeiteten die Teilnehmenden ein Wissensquiz zum Inhalt des Lernmaterials sowie einen Test zum rationalen Denken. Diejenigen, die den Lernstoff in Form von Kurzvideos vermittelt bekommen hatten, schnitten im Quiz schlechter ab als diejenigen, die mit Texten gelernt hatten. Zudem zeigte sich, dass bereits das dreiminütige Anschauen der Kurzvideos zu einer Präferenz für einen oberflächlichen Lernansatz und somit für oberflächliches Lernen führte. Bei diesem Ansatz, der auf möglichst geringem Aufwand beruht, werden Inhalte auswendig gelernt, ohne sie wirklich durchdringen oder verstehen zu wollen.
Kurzvideos seien zwar ein wirksames Mittel, um Aufmerksamkeit zu gewinnen, sie reichten aber offenbar nicht aus, um Wissen nachhaltig zu verankern, heisst es in einer Mitteilung der TU Braunschweig. Aufgrund ihrer begrenzten Länge böten sie meist nur einen sehr oberflächlichen Einstieg in ein Thema. Zudem beinhalteten sie häufig eine Vielzahl gleichzeitig ablaufender Reize, die nicht alle für den eigentlichen Wissensgewinn notwendig seien. Diese könnten aber zu kognitiver Überlastung führen und eine tiefergehende Verarbeitung erschweren.
Quelle: TU Braunschweig