Welche angeborenen Störungen kann man im Ultraschall erkennen?

Die Ultraschalluntersuchung während der Schwangerschaft kann viele körperliche Veränderungen beim ungeborenen Kind erkennen - aber nicht alle.

Ultraschallbild vom Fötus
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Fehlbildungen, d.h. eine abweichende Entwicklung eines oder mehrerer Organe des Kindes, werden nach der Geburt bei etwa 4% aller Neugeborenen festgestellt. Meistens handelt es sich dabei um geringfügige Abweichungen von der Norm, die gut behandelbar sind, z.B. ein leichter Herzfehler, eine Fussfehlstellung oder eine Gaumenspalte. In den meisten Fällen treten solche Fehlbildungen einzeln und unabhängig voneinander auf. Oft wären sie – wenn überhaupt - nur durch eine hochspezialisierte und aufwändige Ultraschalluntersuchung (sog. Fehlbildungsultraschall oder Feinultraschall, etwa in der Mitte der Schwangerschaft) vorgeburtlich erkennbar gewesen.

Harmlose Abweichung von der Norm....


Manchmal ergeben sich im Ultraschall ganz diskrete Hinweise auf Anomalien, die bei der Geburt dann oft gar nicht mehr nachweisbar sind, z.B. weisse (ultraschalldichte) Flecken auf dem Herzen. Auch eine Verdickung der Nackenfalte kann in wenigen Fällen ein Hinweis auf eine Störung sein, ist aber meist unbedenklich. Das kostet die werdenden Eltern viele schlaflose Nächte, bis sich herausstellt, dass nur eine harmlose Abweichung von der Norm vorliegt.

...oder schwerwiegende Störung?


Trotzdem muss ein solcher Befund immer sehr sorgfältig abgeklärt werden, denn körperliche Anomalien können (in der Regel zusammen mit anderen Veränderungen) ein Anzeichen für eine schwerwiegende Störung sein, wie ein genetisches Syndrom oder eine Chromosomenstörung. In einem solchen Fall sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung z.B. durch einen chirurgischen Eingriff nach der Geburt unter Umständen sehr begrenzt. Wurde beim Fetus durch Ultraschall eine schwere Fehlbildung festgestellt, so müssen weitere Anomalien unbedingt ausgeschlossen und die Geburt und sofortige Betreuung optimal vorbereitet werden.

Wird unser Kind gesund geboren?


Ein unauffälliger Ultraschallbefund kann umgekehrt aber niemals die Garantie geben, dass Ihr Kind bei der Geburt körperlich völlig gesund sein wird! Die Ultraschalluntersuchung soll vielmehr schwere und ernsthafte Fehlbildungen erkennen, aus denen sich eine Konsequenz für den weiteren Schwangerschaftsverlauf oder die Geburt ergeben könnte.

  • Das kann im Extremfall z.B. eine Hirnfehlbildung sein, bei der mit einer sehr schweren Behinderung des Kindes gerechnet werden muss und sich die Frage nach einem Schwangerschaftsabbruch stellt.

  • In anderen Fällen kann sich aus dem Nachweis einer Anomalie die Möglichkeit zur Behandlung schon vor der Geburt ergeben, z.B. bei einer Stauung im Bereich der Harnwege.

  •  Und natürlich kann auch die Geburt besser geplant werden, wenn ein Problem früh genug bekannt ist. Beispiel: Bei einem schweren Herzfehler wäre eine Kaiserschnittentbindung für das Kind schonender; und nach der Geburt kann es gleich von Fachleuten entsprechend versorgt werden.

Häufige Fragen zum Thema

Etwa zwei Drittel aller Zwillinge sind zweieiig. Wenn im Ultraschall nur eine Embryonalhülle (äussere Eihaut) nachweisbar ist, handelt es sich um eineiige Zwillinge. Dieses sichere Zeichen der Eineiigkeit lässt sich am besten im ersten Schwangerschafts-Trimenon beurteilen. Nach der 16. SSW ist das …
Nein, und weitergehende Untersuchungen in der Schwangerschaft sind aus medizinischen Gründen normalerweise nicht nötig. Von den meisten Arzneimitteln ist inzwischen bekannt, dass sie keine erhöhte Fehlbildungsrate verursachen. Nur wenn versehentlich ein Medikament eingenommen wurde, das für das …
Wenn Sie gerne wissen wollen, welches Geschlecht Ihr Baby haben wird, gelingt das am besten bei der Ultraschalluntersuchung im zweiten Drittel der Schwangerschaft. Die Geschlechtsdiagnostik ist aber natürlich davon abhängig, wie Ihr Baby liegt oder sich bewegt und ob es seine relevanten Bereiche, …
In vielen Untersuchungen konnte bisher gezeigt werden, dass diagnostischer Ultraschall keine schädlichen Auswirkungen auf das Ungeborene hat. Im Gegenteil: Viele Auffälligkeiten oder Risikofaktoren waren früher durch Abtasten der Bauchdecken und Abhören der kindlichen Herztöne nicht erkennbar. …

Informationen und Hilfsangebote für (werdende) Eltern


Der „Bundesverband zur Begleitung von Familien vorgeburtlich erkrankter Kinder e.V.“ ist ein gemeinnütziger Elternverein, der sich auf vorgeburtliche Erkrankungen, v.a. Spina Bifida und Harnwegsfehlbildungen, spezialisiert hat. Die Gründerinnen und Gründer eint, dass sie mit der Situation der betroffenen Familien schon ab Zeitpunkt der Diagnose unzufrieden waren: Oft wird nur eine Abtreibung empfohlen, moderne Behandlungsmethoden sind unbekannt, es wird nicht an medizinische Spezialzentren und Selbsthilfegruppen verwiesen und der Alltag eines Lebens mit einem Kind mit einer Behinderungen ist den Medizinern oft nicht geläufig.

Kernstück des Engagements ist ein Patenprogramm, das im gesamten deutschsprachigen Raum und auch international betroffene Familien an andere Familien in derselben Situation, aber schon etwas weiter auf ihrem Weg, vermittelt. www.bfvek.de

Letzte Aktualisierung: 08.02.2021, BH