Chromosomenstörungen

Je älter die werdende Mutter ist, umso häufiger bekommt sie ein Kind mit einer Chromosomenstörung.

Familie mit zwei Kindern, eines mit Down Syndrom
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Trisomie 21 (Down-Syndrom)


Der bekannteste und häufigste Chromosomendefekt ist die Trisomie 21, auch bekannt unter dem Namen Down-Syndrom. Das Risiko, ein Kind mit Down-Syndrom zur Welt zu bringen, beträgt im Durchschnitt aller Schwangerschaften ungefähr 1:700. Bei einer 20-jährigen Mutter ist es geringer, nimmt aber dann mit zunehmendem Alter der Schwangeren zu, besonders deutlich bei Müttern über 35 Jahren.

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind mit Down-Syndrom lebend geboren wird, ist

AlterWahrscheinlicheitin %
mit 20 Jahren:1:1500(0,06%)
mit 25 Jahren:1:1350(0,075%)
mit 30 Jahren:1:900(0,11%)
mit 32 Jahren:1:700(0,14%)
mit 34 Jahren:1:500(0,2%)
mit 35 Jahren:1:360(0,27%)
mit 36 Jahren:1:300(0,33%)
mit 38 Jahren:1:200(0,5%)
mit 40 Jahren:1:100(1%)
mit 42 Jahren:1:65(1,5%)
mit 44 Jahren:e1:37(2,7%)
mit 46 Jahren:1:21(4,8%)

Ausschlaggebend ist das Alter der Mutter bei der Geburt des Kindes.

Trisomie 13 und 18


Zwei weitere, aber viel seltenere Chromosomenerkrankungen, die auf einer Fehlverteilung der Chromosomen beruhen, sind die Trisomie 18 und 13. Auch diese beiden findet man umso häufiger, je älter die Schwangere ist.

Die Trisomie 18 (Edwards-Syndrom) entsteht, wenn eine zusätzliche dritte Kopie des Chromosoms 18 vorhanden ist. Sie ist mit einer hohen Fehlgeburtsrate verbunden. Kinder, die mit dem Edwards-Syndrom geboren werden, haben meist eine Reihe von schweren Fehibildungen und eine nur sehr kurze Lebenserwartung. Das Edwards-Syndrom kommt  bei etwa 1 von 5.000 Neugeborenen vor.

Die Trisomie 13 (Pätau-Syndrom) ist auf eine zusätzliche Kopie des Chromosoms 13 zurückzuführen. Sie ist mit einer sehr hohen Fehlgeburtsrate verbunden. Kinder, die mit Trisomie 13 geboren werden, leiden in der Regel an schweren angeborenen Herzfehlern und anderen Erkrankungen. Sie überleben kaum die ersten Monate. Eine Trisomie 13 kommt bei etwa 1 von 16.000 Neugeborenen vor.

Störungen der Geschlechtschromosomen


Die Geschlechtschromosomen (X und Y) bestimmen, ob wir männlich oder weiblich sind. Störungen der X- und Y-Chromosomen treten auf, wenn es eine fehlende, zusätzliche oder unvollständige Kopie eines Geschlechtschromosoms gibt. Beispiele sind das XXX-Syndrom, das XYY-Syndrom, das XXY-Syndrom (Klinefelter-Syndrom) und die Monosomie X (X0 = Turner-Syndrom). Die Schwere dieser Erkrankungen ist sehr unterschiedlich, aber die meisten Betroffenen leiden, wenn überhaupt, nur unter leichten Störungen der physischen oder psychischen Entwicklung.

Häufige Fragen zum Thema

Bei einer Triploidie sind alle Chromosomen dreimal (69,XXX  oder 69, XXY) anstatt wie normal nur zweimal (46, XX oder 46, XY) vorhanden. Das führt in der Regel schon im ersten Schwangerschaftsdrittel zu einem Absterben des Embryos. Nach neueren Erkenntnissen soll bei 15% aller spontanen …
Kann man Chromosomenstörungen heilen? Nein, anders als bei einigen körperlichen Fehlbildungen des Kindes, die zum Teil sogar vorgeburtlich behandelt werden können, lassen sich die Chromosomen und Gene bisher nicht verändern. Pauschal gesagt: Man kann nicht einfach ein zusätzliches Chromosom (wie …
Die FISH-Technik (Fluoreszenz in situ Hybridisierung) ist wie die PCR-Technik eine schnellere Art der Chromosomenuntersuchung als die Auszählung nach der sonst üblichen Chromosomenkultur. Die Fruchtwasserzellen werden mit einzelnen spezifischen Sonden für ganz bestimmte Chromosomen abgesucht, aber …
Grundsätzlich kann man an den Fruchtwasserzellen kindliche Chromosomenstörungen feststellen, denn diese Zellen stammen vom Kind. Am häufigsten kommt es vor, dass jeweils ein Chromosom zuviel vorhanden ist, wie beim Down Syndrom (Trisomie 21), seltener bei der Trisomie 18 und 13. Ausserdem kann man …

Kann man Chromosomenstörungen schon vor der Geburt nachweisen?


Chromosomenstörungen konnte man lange Zeit nur entdecken, wenn direkt kindliches Gewebe (d.h. Zellen) untersucht werden. Dieses Gewebe wird bei einem pränataldiagnostischen Eingriff, einer Chorionzottenbiopsie oder Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) entnommen, angezüchtet und ausgewertet. Da nur etwa die Hälfte der Kinder, die vorgeburtlich diagnostiziert werden, auch tatsächlich lebend zur Welt kommen, ist die Wahrscheinlichkeit eines "positiven" Befundes (d.h. eines betroffenen Kindes) ungefähr doppelt so hoch wie die o.g. Zahlen. Beispiel: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fruchtwasserpunktion bei einer 38jährigen ein Kind mit Down-Syndrom diagnostiziert, ist ca. 1%; die Wahrscheinlichkeit, dass eine 38jährige ein lebensfähiges Kind mit Down-Syndrom bekommt, ist nur halb so gross, nämlich ca. 0,5%.

Leider kann bei einer solchen vorgeburtlichen Zellentnahme in seltenen Fällen eine Fehlgeburt ausgelöst werden. Vielen Schwangeren (vor allem jüngeren) werden deshalb heutzutage Screening-Tests, also ein Suchtest, angeboten. Solche Tests ergeben keine Diagnose, sondern nur eine ungefähre Einschätzung. Das Ersttrimesterscreening mit Ultraschall-Messung der Nackenfalte bestehen aus einer mit Ultraschall kombinierten Blutuntersuchung, mit der das individuelle Risiko für die Geburt eines Kindes mit Down-Syndrom berechnet wird. Liegt es höher als das statistische Altersrisiko einer 35jährigen, wird zur genauen Abklärung eine Chorionzottenbiopsie oder Amniozentese zur Chromosomenanalyse des Kindes angeboten.

Die neueste Methode ist die Untersuchung fetaler Zellen bzw. DNA im mütterlichen Blut (NIPT). Nach einer einfachen Blutentnahme ab der 11. SSW wird die relative Anzahl der kindlichen Chromosomen im mütterlichen Blut ermittelt, wodurch eine ausreichend zuverlässige direkte Diagnose bezüglich der häufigsten Chromosomenanomalien beim Kind gestellt werden kann.

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Letzte Aktualisierung: 05.09.2022, BH