Mein bester Freund, das Kuscheltier

Kind füttert seinen Teddy
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Es ist so unerklärlich wie Liebe auf den ersten Blick: Das Baby bekommt ein Kuscheltier zu fassen, drückt es an sich und lässt es nie mehr richtig los, über Jahre nicht. Mag es mit der Zeit noch so mitgenommen aussehen, das geliebte Tier bleibt dennoch ein steter Begleiter durch die Hochs und Tiefs des Kinderalltags. Kein anderes vermag an seine Stelle treten, sei es noch so flauschig und neu. Was haben sie an sich, diese Kuscheltiere, dass es ihnen gelingt, das Herz eines kleinen Menschen nicht nur im Sturm zu erobern, sondern dort auch über Jahre einen wichtigen Platz einzunehmen? 

So nah wie Mama


Die Psychologie bezeichnet Plüschtiere und andere Kuschel-Gegenstände als Übergangsobjekte. Sie werden dann wichtig, wenn das Baby die Mutter nicht mehr als Teil von sich selbst wahrnimmt. Man geht davon aus, dass das Kuscheltier die Nähe der Mutter symbolisiert, während diese zum Beispiel in einem anderen Zimmer ist. Es kann die Mutter nicht ersetzen, hilft aber dem Baby, sich sicher und getröstet zu fühlen und nicht an Trennungsängsten zu leiden. Es stillt das Bedürfnis nach Nähe, bis die Mutter oder eine andere wichtige Bezugsperson wieder da ist.

Der beste Freund...


Doch dies ist erst der Beginn der engen Bindung ans Kuscheltier, die erste Beziehung übrigens, bei der das Kind selber auswählt, wer der treue Freund an seiner Seite sein soll. Viele Eltern stellen mit Erstaunen fest, dass ihr Kind Tag und Nacht die billige Maus von der Schiessbude mit sich herumschleppt, den teuren, handgenähten Teddy aber keines Blickes würdigt. Mit der Zeit wird dieser Begleiter zum ersten Spielgefährten, den das Kind in seiner Fantasie als lebendiges Wesen sieht. Mit ihm erlebt es die Abenteuer, die sich in seinem Kopf abspielen, ihm schüttet es aber auch das Herz aus, wenn mal nichts so ist, wie es sein sollte. Fürsorglich kümmert es sich um seine Bedürfnisse, mit heiligem Ernst setzt es sich dafür ein, dass andere Familienmitglieder dem Plüschtier mit Respekt begegnen. Manch ein Kind schreibt seinem Schmusetier bestimmte Charaktereigenschaften zu und lässt es zu einer Persönlichkeit heranreifen, die ihre eigene Meinung kund tut. Nicht selten "sagt" das Kuscheltier dann die Dinge, die das Kind sich selber nicht zu sagen traut.

...für sehr lange Zeit


Erst mit der Zeit, wenn das Kind grösser und selbständiger wird, verliert das geliebte Tier allmählich an Bedeutung, an seine Stelle treten Spielkameraden aus der Nachbarschaft, aus der Spielgruppe oder dem Kindergarten. Dies muss aber noch längst nicht bedeuten, dass das Kuscheltier ausgedient hat. Zum Trösten oder gegen die Angst in der Nacht wird es weiterhin gebraucht und auch auswärts übernachten fällt leichter, wenn der vertraute Freund dabei ist. Sogar während der Pubertät mögen sich viele nicht von ihm trennen, allerdings dient er dann eher als geliebtes Erinnerungsstück an die Kindheit und nur noch selten und im Verborgenen als Kummerkasten. Fragt man Erwachsene nach ihrem liebsten Teddy, bekommt man die haarsträubendsten Geschichten zu hören und nicht selten wird das abgenutzte, mit Flicken übersäte Ding hervorgekramt und voller Stolz als Relikt aus Kindertagen präsentiert. 

Wer eine derart wichtige Rolle im Leben eines Menschen spielt, hat natürlich auch viel Zuwendung verdient. Lesen Sie dazu unsere Tipps zur artgerechten Kuscheltierhaltung

Letzte Aktualisierung: 24.01.2020, TV