Namensänderung


Ich hab’s schon mal erwähnt: Juanito nennt sich seit geraumer Zeit Goja. Keine Ahnung warum, aber es ist nun mal so. Ich werde „Goja-Mami“ gerufen und am Wochenende fahren wir zu „Goja-Papi“. Und vor dem Haus bellt „Goja-Appim-goooss“ und auf dem Bett sitzt aus schwarzem Plüsch „Goja-Appim-giiiin“. Und ich sehe mich hier und jetzt gezwungen, Juanitos, ehm, Entschuldigung, Gojas Wunsch nach einem neuen Namen nachzukommen.

Künftig handeln meine Kolumnen also von Goja, von Pepe, von Emi, Ana und Etet (Gojas Schwestern Emilie, Anna und Meret) und allen anderen, die irgendwie eine Rolle spielen in unserem Leben. Goja passt ohnehin besser zu Pepe – Pepe ist schliesslich in der Literatur ein spanischer Privatdetektiv – mit ähnlichen Neigungen übrigens wie „Goja-Papi“ sie an den Tag legt.

Ja, und Goja war ein spanischer Maler – ich hab ja erst nicht gewusst, dass sich dieser Goya und nicht Goja geschrieben hat. Falls Goja mal penetrant an diesem Detail rumnörgeln sollte, werde ich eine erneute Namensänderung in Erwägung ziehen. Aber vorderhand heisst mein Sohn Goja.

Das sagt er auch allen, die ihn danach fragen. „Ach, eh, Juantio?“, fragte mich kürzlich die Sprechstundenhilfe des neuen Kinderarztes mit hochgezogener Braue. Sie war wohl der Ansicht, dass auf meinem Arm eine fiebrig-schlaffe Juanita hing. Ich nickte. „Ja, Juanito!“ Sohnemann hob trotz wüster Grippe den Kopf und intervenierte: „Neeiii, Goja!“

Auch der neue Pfarrherr in unserem Dorf durfte bereits Bekanntschaft mit dem kleinen Mann machen: "Na, wie heisst du denn“, fragte der Mann deutscher Herkunft freundlich. „Goja“, antwortete der Sohn brav. Ein Zögern. Dann etwas irritiert: „Ach, ganz unbescheiden!“ Offenbar kennt sich der Pfarrer auch mit Malern aus. „Und ich dachte, du seiest ein Mädchen“, stichelte der Schwarzrock schliesslich in meine Richtung. Nun, so ganz nebenbei: Die Haardiskussion ist für mich abgeschlossen, sie bleiben! Vorderhand.

Und „Goja“ wohl auch. Ich red da aus Erfahrung. Als ich, wie all meine neun Geschwister, morgens in der Früh als „Hausgeburt“ zur Welt kam, fragte einer meiner damals pubertierenden Brüder vor dem zu Schule gehen: „Chan ig das Göfli de öppe luege?“

Noch heute muss ich meine Ansichtskarten an meine Geschwister mit „Göfli“ unterschreiben – ansonsten wüssten sie wohl nicht, von wem die Post stammt. So ist das. Und wenn ich sehe, wie rundherum eifrig mit Bübchen geübt wird, dass er den „ach so herzigen“ Namen nochmals sagt, ist für mich klar: Mein Sohn wird mir aus der RS dereinst als „Rekrut Goja Zürcher“ schreiben.

P.S. Der Gedanke, Goja könnte Rekrut werden, macht Pepe krank!

Letzte Aktualisierung: 11.08.2016, VZ