Instrumentalunterricht

Mädchen am Klavier
©
GettyImages

Die meisten Eltern sind sich wohl darin einig, dass musizieren eine sinnvolle und bereichernde Freizeitbeschäftigung ist. Dennoch reagieren nicht alle mit Begeisterung, wenn das Kind den Wunsch äussert, ein Musikinstrument zu erlernen.

Grund dafür können eigene negative Erfahrungen sein, Angst vor hohen Kosten, das Gefühl, nicht musikalisch genug zu sein um das Kind unterstützen zu können, vielleicht aber auch die Besorgnis, dass die anfängliche Begeisterung bald einmal in Desinteresse umschlagen könnte und das tägliche Üben zur Qual wird. Die Garantie, dass das Kind ein begeisterter – vielleicht sogar ein begnadeter – Musiker wird, hat niemand, dennoch ist das Erlernen eines Musikinstruments eine wichtige und bereichernde Erfahrung, die sich in mancherlei Hinsicht lohnt. Wenn Sie die folgenden Punkte beherzigen, stehen die Chancen gut, dass es auch eine positive Erfahrung wird.

Das richtige Instrument wählen


Viele Eltern mussten noch erst einmal Blockflöte lernen, ehe sie das Instrument ihrer Träume lernen durften. An den meisten Musikschulen ist das heute nicht mehr so. Stattdessen bieten die Instrumentallehrer den Kindern die Möglichkeit, bei einem Schnupperanlass die verschiedenen Instrumente kennen zu lernen und auszuprobieren. Auch Probelektionen sind an den meisten Musikschulen möglich. Auch wenn Ihr Kind sich schon sicher ist, welches Instrument es lernen möchte, sollten Sie unbedingt von diesen Angeboten Gebrauch machen. Einerseits können Sie so die Lehrperson kennen lernen und Fragen stellen, andererseits kommt es oft vor, dass Kinder erst beim Ausprobieren merken, welches Instrument ihnen wirklich entspricht und sich für etwas anderes entscheiden, als sie ursprünglich gedacht hatten.

Um herauszufinden, welches Instrument dem Kind gefällt, empfiehlt es sich auch, es mit möglichst vielen Musikrichtungen bekannt zu machen und zu Hause nicht immer nur die gleiche Art von Musik zu hören. Werke wie zum Beispiel "Le Carnaval des Animaux" von Camille Saint-Saëns oder "Le Quattro Stagioni" von Antonio Vivaldi eignen sich sehr gut, um Kinder in die Klassische Musik einzuführen.

Wann anfangen zu musizieren?


Der Instrumentalunterricht an den Volksschulen kann meist ab der zweiten, manchmal bereits ab der ersten Klasse, besucht werden. Viele Musikschulen legen zudem ein Mindestalter für Instrumente, wie z. B. Saxophon oder Klarinette fest. Gewöhnlich sind Instrumentallehrer gerne bereit, ein Kind auch früher in den Unterricht aufzunehmen, wenn es die nötigen Voraussetzungen zum Erlernen des Instrumentes erfüllt. Zeigt ein Kind schon vor dem Kindergartenalter ein ausgeprägtes Interesse daran, ein Musikinstrument zu erlernen, besteht die Möglichkeit, Privatstunden zu nehmen, was allerdings deutlich teurer ist als der Unterricht an den Volksschulen.

Aller Anfang ist...


...nicht unbedingt schwer, aber meistens etwas langweilig. Bevor das Kind nämlich die Melodien spielen kann, die ihm gefallen, müssen zuerst die Grundlagen erlernt werden und das klingt meistens weder spannend noch besonders schön. Manche Kinder sind darob enttäuscht und möchten den Bettel am liebsten wieder hinschmeissen, weil sie sich das alles etwas anders vorgestellt haben. Machen Sie Ihrem Kind Mut, zum Beispiel, indem Sie mit ihm sein Musikheft anschauen und ihm zeigen, welche Melodien es schon bald spielen wird, wenn es die Grundlagen beherrscht. Natürlich bringt es nichts, ein Kind dazu zu zwingen, über Jahre den Instrumentalunterricht zu besuchen, wenn es ihm keine Freude macht. Damit das Kind das Instrument richtig kennen lernen und einschätzen kann, ob es bei der Musik bleiben möchte, sollte es den Instrumentalunterricht aber während mindestens ein bis zwei Schuljahren besuchen.

Motiviert weiterspielen


Bei manchen Kindern stellt sich eine gewisse Langeweile ein, wenn sie ihr Instrument gut genug beherrschen, um ganz leidlich spielen zu können. Aufhören wollen sie zwar nicht, aber die Motivation zum Weitermachen ist auch nicht riesig. An diesem Punkt lohnt es sich, nach einer Möglichkeit zum Zusammenspiel mit anderen zu suchen. Das gemeinsame Erarbeiten eines musikalischen Projektes und der grosse Auftritt, bei dem man nicht alleine vor dem Publikum steht, motiviert viele Kinder wieder neu. Viele Musikschulen bieten Ensemble-Unterricht an, Bläser und Tambouren sind in der Dorfmusik meist herzlich willkommen und in grösseren Ortschaften gibt es Kinder- und Jugendorchester, bei denen auch Kinder aus der Region mitmachen können. Wer hier dabei sein will, muss kein Ausnahmetalent sein, gewöhnlich reicht das gute Beherrschen des Instrumentes und die Bereitschaft, etwas mehr Zeit zum Üben aufzuwenden.

Was kostet uns der Musikunterricht?


Zwar soll in der Umsetzung des Verfassungsartikels "Musikalische Bildung", der 2012 vom Stimmvolk angenommen wurde, erreicht werden, dass alle Kinder und Jugendlichen Zugang zum Musikunterricht haben, leider ist es derzeit aber noch so, dass es in vielen Gemeinden ziemlich ins Geld geht, wenn ein Kind musizieren will. Auf der Gemeindeverwaltung Ihrer Wohngemeinde können Sie nachfragen, wie hoch die Tarife sind und ob es Vergünstigungen gibt für Familien mit geringem Einkommen.

Für die Instrumentenmiete fallen je nach Musikinstrument monatliche Mietkosten von ca. 20 bis 80 Franken an. Viele Musikgeschäfte rechnen bei einem späteren Kauf einen Teil der Mietkosten an. Ein Kauf empfiehlt sich in der Anfangszeit bei den wenigsten Instrumenten. Einerseits, weil nicht voraussehbar ist, wie lange ein Kind ein Instrument spielen wird, andererseits, weil z. B. Streichinstrumente öfter ausgetauscht werden müssen, wenn das Kind wächst. 

Unterstützen...


Zeigen Sie Interesse an den musikalischen Fortschritten Ihres Kindes und loben Sie es für seinen grossen Einsatz, auch wenn nicht immer alles perfekt klingt. Sorgen Sie dafür, dass es genügend Zeit und Ruhe zum Üben hat. Ähnlich wie bei den Hausaufgaben brauchen gewisse Kinder Zeit, bis sie sich daran gewöhnt haben, täglich ca. 20 Minuten zu üben und auch später kann es hin und wieder Phasen geben, während derer Ihr Kind zum Üben ermahnt werden muss. Bleibt das Üben ein dauerndes Problem, sollten Sie das Gespräch mit der Lehrperson suchen. Hat das Kind Fragen zur Musiktheorie, finden Sie zum Beispiel unter www.musiklehre.at die nötigen Antworten.

Wenn Sie merken, dass Ihr Kind talentiert ist, suchen Sie am besten das Gespräch mit der Lehrperson, um herauszufinden, wie Sie Ihr Kind dabei unterstützen können, mehr aus seinem Talent zu machen und welche Möglichkeiten der Förderung bestehen. 

...aber nicht pushen


Die Versuchung, ein Kind zu pushen kann gross sein, wenn sich zeigt, dass Talent vorhanden ist. Nicht jedes musikalisch begabte Kind möchte aber zugunsten der Musik auf alle andere Freizeitaktivitäten verzichten, an Musikwettbewerben teilnehmen oder bei Feierlichkeiten auftreten. Fühlt sich das Kind unter Druck gesetzt, kann dies sogar dazu führen, dass es die Freude am Musizieren verliert und nicht mehr weitermachen will. Wenn Ihr Kind bei spannenden Projekten mitmachen kann, die Musik spielen darf, die ihm gefällt und auch mal nein sagen darf, wenn es eine Sache nicht so toll findet, wird es viel lieber dranbleiben. 

Aus der Forschung


Letzte Aktualisierung: 14.07.2022, TV