Mutterliebe stärkt das Immunsystem

Aus der Forschung

Eltern mit Kind im Bett
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Die liebende Fürsorge durch Mutter oder Vater schützt ein Kind davor, dass sich Stress einer schwierigen Umgebung negativ auf die spätere Gesundheit auswirkt. Zu diesem Schluss kommen Molekularbiologen der University of California in Los Angeles in der Fachzeitschrift Molecular Psychiatry. "Scheinbar haben Eltern einen weit höheren Einfluss auf die Gesundheit ihrer Kinder als bisher angenommen wurde", berichtet Studienleiter Steven Cole.

Immer wieder zeigen Forschungen, dass die enge, sichere Bindung eines Kleinkinds zu einer fixen Bezugsperson eine zentrale Rolle für die Entwicklung hat. Sie macht etwa Probleme in der Schwangerschaft wett, schützt vor späteren Verhaltensauffälligkeiten und bestimmt die emotionelle Entwicklung. Aber inwiefern wirkt sich die frühkindliche Bindung auf das Immunsystem des Körpers aus?

Die Studie zeigt, dass junge Frauen bei Missbrauch, Zurückweisung oder Gewalt in der Familie einen Überschuss an Entzündungsmarkern produzieren. Diese Marker sind Eiweisse, die Immunzellen beim Eindringen von Krankheitserregern den Arbeitsauftrag erteilen. Exzessiver Stress kann jedoch die Ausschalter-Gene für die Entzündungsmarker blockieren und somit zu einer chronischen Entzündung führen. Diese kommt etwa bei sozial schlechter gestellten Menschen nachweislich häufiger vor und trägt nicht zuletzt auch zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Depression und Krebs bei.

Die Forscher konnten ein ähnliches Phänomen bei 53 Erwachsenen mit niedrigem sozioökonomischen Status feststellen. Diejenigen, die in der Kindheit wenig Mutterliebe erfahren hatten, besassen bei der Blutuntersuchung weit mehr solcher Marker als Testpersonen, die seit dem Kleinkindalter eine innige, warme Beziehung zur Mutter verband. "Gute Elternschaft scheint somit die Gesundheitsrisiken schlechter sozialer Umstände ausser Kraft setzen zu können. Dieser Effekt dauert über Jahrzehnte und zeigt sich sogar auf Ebene der Gene", so Studienleiter Cole.

Die Wissenschaftler betonen, dass weder Gewalt in der Familie noch die Zurückweisung durch die Eltern einen Menschen automatisch krank machen. "Allerdings bestimmen alle frühen Erfahrungen die Reaktion des Körpers auf Stress mit", so Cole. Die Forscher wollen nun eine Checkliste erstellen, die neben der Kindeserziehung auch noch weitere Risikofaktoren für Entzündungsreaktion des Körpers aufzeigt. Diese könnte in Zukunft bei der ärztlichen Behandlung berücksichtigt werden.

Aus der Forschung: Chen, E. et a.l: Molecular Psychiatry advance online publication 18 May 2010; doi: 10.1038/mp.2010.53

Abstract der Originalstudie unter www.nature.com

Letzte Aktualisierung: 15.03.2021, BH