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                              Warum Kinder besser rückwärts fahren

                              In einem rückwärtsgerichteten Autositz ist Ihr Kind am besten geschützt.

                              Baby im Autositz
                              ©
                              GettyImages

                              Die meisten Eltern wechseln dann auf einen vorwärts gerichteten Sitz, wenn das Kind aus der Babyschale herausgewachsen ist. Dabei gibt es mittlerweile auch für Kleinkinder Sitze, so genannte Reboarder, in denen sie weiter rückwärts fahren können.

                              Warum ist rückwärts sicherer?


                              Der Grund ist einfach und logisch. Die mit Abstand meisten Unfälle (71 Prozent) passieren frontal. In einem solchen Fall wird der Körper des Kindes stark nach vorn beschleunigt, während das Fahrzeug maximal verzögert. Gurte oder ein Fangtisch fangen zwar den Körper des Kindes auf. Aber der bei kleinen Kindern noch überproportional große Kopf wird ungebremst vor und zurück geschleudert. Was bei einem erwachsenen, trainierten Menschen meist nur zu einem Schleudertrauma führt, kann für ein Kind schlimme Folgen haben. Denn die Wirbelsäule und Nackenmuskulatur sind noch nicht voll entwickelt.

                              Bei einem Frontalcrash mit 50 km/h kann eine Streckkraft von 300 Kilogramm auf den Nacken des Kindes wirken. Bereits die Hälfte der Kraft kann zu Rückenmarksverletzungen, Querschnittslähmungen oder sogar zum Tod führen. In einem Reboard-Kindersitz wird der Körper bei einem Frontalaufprall in die Rückenlehne des Sitzes gepresst. Der Kopf wirbelt nicht umher, die einwirkenden Kräfte verteilen sich auf den Rücken des Kindes. Auf den Nacken wirkt eine Streckkraft von rund 60 Kilogramm. In Schweden sind rückwärtsgerichtete Kindersitze Standard. Und darum sterben dort nahezu überhaupt keine Kleinkinder bei einem Autounfall. Die Forscher der schwedischen Versicherungsgesellschaft Folksam sind sich sicher: Ein Reboard-Kindersitz bietet eine bis zu 5 Mal höhere Sicherheit als die bei uns bekannten Fahrtrichtungskindersitze.

                              Warum sind Reboarder nicht die Gewinner im TCS-Test?


                              Obwohl die Reboard-Sitze sicherer sind, schneiden sie in Tests von TCS oder Stiftung Warentest nicht eindeutig besser ab. Hierfür gibt es mehrere Gründe:

                              1. Die Sicherheit wird nur mit 50 % gewertet. Weitere Faktoren sind beispielsweise die Bedienungsfreundlichkeit. Auch diese hat einen Einfluss auf die Sicherheit, denn immer wieder belegen Studien, dass über 50 % der Kinder nicht richtig gesichert sind, weil die Sitze falsch montiert oder die Kinder zu locker angeschnallt werden. Glücklicherweise gibt es mittlerweile auch rückwärts gerichtete Kindersitze, die einfach einzubauen sind. Und trotzdem werden sie nicht Testsieger – warum?

                              2. In den Publikationen der Kindersitztests müssen sehr viele Testergebnisse möglichst kurz und übersichtlich zusammengefasst werden. Dies ist besonders schwierig für flexible Sitze mit verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten (z.B. vorwärts und rückwärts oder Zulassung für mehrere Gewichtsklassen). In diesen Fällen wird das schlechteste Ergebnis verwendet und Reboarder können ihre Stärke kaum ausspielen.

                              3. Ein weiterer Faktor ist die Bewertungsskala, welche der Beurteilung der Crashtests zu Grunde liegt. Auch mit einer Streckkraft von 150 Kilogramm kann man noch ein „Gut“ erreichen, obwohl eine solche Belastung nachweislich zu schweren Verletzungen führen kann.

                              4. In der Praxis wird auch bei einem Seitenaufprall in den meisten Fällen vor dem Crash gebremst. Dadurch bewegt sich das Kind im vorwärts gerichteten Sitz aus der Sicherheitszone heraus. In einem Reboarder wird das Kind dadurch in die Sitzschale gepresst und ist im Moment des Aufpralls optimal geschützt. Im Testaufbau kann dies so nicht simuliert werden, darum scheiden vorwärts gerichtete Sitze im Seitenaufprall-Test sogar manchmal besser ab.

                              Welche Sitze und Systeme gibt es?


                              Mittlerweile gibt es auch in der Schweiz ein breites Angebot an Reboardern. Darum empfiehlt sich eine gute Beratung im Fachhandel oder bei Reboard-Botschaftern. Drei Fragen sind hierbei wichtig:

                              • Wie alt/gross ist das Kind? Es gibt Sitze, die bereits ab Geburt verwendet werden können (z.B. Cybex Sirona, Klippan KISS) und Sitze für grössere Kinder, die dann auch länger genutzt werden können (z.B. von Axkid)

                              • Wie soll der Sitz montiert werden? Häufig werden Reboarder mit Isofix moniert, aber es gibt auch Sitze, die mit dem Fahrzeuggurt befestigt werden können (z.B. von Axkid und BeSafe)

                              • Wieviel Platz ist im Auto vorhanden? Besonders platzsparend sind z.B. der Klippan Triofix und der Axkid Minikid.

                              Gerade für den letzten Punkt ist ein Probeeinbau ins eigene Auto sehr wichtig. Dabei wird auch der korrekte Einbau erklärt. Dies ist beispielsweise bei den Reboard-Botschaftern möglich, einem Netzwerk von Müttern, die sich für die Sicherheit von Kindern im Auto engagieren.

                              Weitere Informationen: www.reboard-kindersitze.ch

                              *Quelle: VTI-Swedish Road & Transport Research Institute, Rapport 489a, 2003

                              Letzte Aktualisierung: 01.03.2021, AS, Carole Repkly