Die neuen Grosseltern

Grosseltern begrüssen ihren Enkel
©
Fotolia

Grosseltern sind heute oft noch jung: Wenn auch nicht immer unbedingt an Jahren, so doch zumindest mental. Sie nehmen selbstverständlich aktiv am gesellschaftlichen Leben teil, sind vielleicht noch berufstätig, haben vielfältige eigene Interessen. Da ist es für viele ein merkwürdiges Gefühl, plötzlich mit der Rolle von „Grosi“ oder „Opa“ konfrontiert zu werden. Also: Auch Grosseltern müssen sich in die neue Familiensituation erst einfinden.

Vor allem ihr Verhältnis zu den Kindern, die nun selbst Eltern geworden sind, muss neu definiert werden. Vielleicht ist die Geburt des Enkelkindes ein guter Zeitpunkt, einmal die Beziehung zur Tochter, zum Sohn zu überdenken: Lässt man ihnen die notwendige Selbstständigkeit? Gewährt man ihnen genügend Freiraum von eigenen Vorstellungen und Werten, ohne ihnen Liebe und Vertrauen zu entziehen? Auf der einen Seite kann die ältere Generation den jungen Eltern sicherlich bei vielen Gelegenheiten wertvolle Hilfe leisten, die bis hin zur umfassenden Betreuung des Enkelkinds geht. Auf der anderen Seite ist damit auch schnell „zuviel des Guten“ getan: Jede junge Mutter, jeder junge Vater muss sich in die neue Lebenslage einfühlen, muss dabei eigene Erfahrungen sammeln und auch Fehler machen dürfen – nur daraus lernt man tatsächlich.

Warum Grosseltern für ihre Enkel wichtig sind


Die Zeiten haben sich geändert, auch der Umgang mit einem Baby. Grosseltern sollten Vertrauen in die Fähigkeiten der Tochter, des Sohnes haben. Sicher ist es manchmal nicht leicht, sich zurückzuhalten, wenn man glaubt, etwas besser zu wissen. Auch Zurückweisungen steckt man nicht so einfach weg, ganz gleich, wie “abgeklärt” man als Grosseltern eigentlich sein sollte. Gelingt dies jedoch, werden die Grosseltern mit Harmonie in der Familie und mit der Liebe ihrer Enkel belohnt.

Denn etwas ältere Kinder finden es toll, liebevolle Grosseltern zu haben. Gemäss der "Brücken-Hypothese" stellen Grosseltern für ihre Enkel eine Verbindung in eine noch unbekannte Welt dar: Sie sind vertraute Personen, verhalten sich aber anders als die Eltern. Zudem sind die Grosseltern oft die einzigen Vertreter der älteren Generation, zu denen Kinder eine engere persönliche Beziehung haben. Kein Wunder, schätzt eine Mehrheit von fast 90 Prozent der befragten Jugendlichen die Beziehung zu den Grosseltern als wichtig ein. Gemäss Prof. Höpflinger, Soziologisches Institut der Univ. Zürich, schätzen es die Jungen insbesondere, wenn die Grosseltern "ungefragt Zeit haben".

Für die Enkel sind Grosseltern wichtig, weil sie für den Erhalt von Ritualen und Familientradition stehen. Kinder sind sehr interessiert an Bräuchen und Familiengeschichten, das zeigt sich gerade im Zusammenhang mit Familienfesten. Die Grosseltern können wiederum durch ihre Enkel an die eigene Jugend anknüpfen. Sie können wieder Kinder betreuen - aber dieses Mal ohne die volle Verantwortung für den Nachwuchs zu haben. Ausserdem kommen Grosseltern mit Schulkindern und Jugendlichen auf den aktuellen Stand der Technik, zum Beispiel, wenn der Enkel seinem Opa die neusten technologischen Entwicklungen erklärt.

Die Grosseltern sind vor allem Ansprechpersonen für Themen aus Schule, Freizeit und Familie. Gern werden sie auch über das Fehlverhalten der Eltern während ihrer Jugendzeit ausgefragt. Intime Themen, Liebesgeschichten oder Geheimnisse besprechen die Jugendlichen allerdings eher selten mit den Grosseltern und gehen damit erwartungsgemäss vor allem in den gleichaltrigen Freundeskreis.

Die Grosseltern werden dafür geschätzt, dass sie sich mehr Zeit nehmen, besser zuhören und sich weniger einmischen als Eltern und Lehrpersonen - und auch einmal ein Auge zudrücken. Zentral ist für die Enkelinnen und Enkel auch, dass sie beim Heranwachsen von den Grosseltern nicht mehr als "Kind" behandelt werden. Sind diese Erwartungen erfüllt, wird der Generationenkontakt durchaus geschätzt, auch wenn der Wunsch nach Gesprächen auf der Seite der Grosseltern immer etwas ausgeprägter ist als bei den Jugendlichen.

Und Achtung: Die bisherige Forschung hat gezeigt, dass Wertorientierungen der älteren Generation umso weniger übernommen werden, je mehr die Grosseltern gezielt ihre Enkel  beeinflussen wollen.

Tipps für Grosseltern


  • Pflegen Sie so oft wie möglich den Kontakt, unabhängig davon, wo Ihre Enkelkinder wohnen. Das ist heute viel leichter als früher, wenn Sie die verschiedenen Kommunikationsmöglichkeiten einsetzen. Telefonieren Sie, schreiben Sie Nachrichten, machen Sie von den verschiedenen Möglichkeiten für Online-Treffen Gebrauch. Lassen Sie sich von den Enkeln anrufen, zwingen Sie sie aber nicht dazu. Besuchen Sie Ihre Enkel mindestens einmal im Jahr.

  • Verzichten Sie auf grosse Geschenke. Das grösste Geschenk ist Ihre Zeit. Nun können Sie an Ihren Enkelkindern alles wieder gutmachen, was Sie bei Ihren eigenen Kindern aus Zeitmangel versäumt haben.

  • Erzählen Sie von früher. Kinder lieben es, Geschichten zu hören. Und niemand kann besser über die Vergangenheit reden als die Grosseltern.  Sprechen Sie so spannend wie möglich und zeigen Sie – wenn möglich - Fotos dazu. Absolute Hits sind immer Erlebnisse aus der Kindheit von Mami und Papi – die waren ja schliesslich auch mal klein!

  • Unternehmen Sie viel zusammen, denn so lernen Sie Ihre Enkelkinder am besten kennen. Bieten Sie sich für Kleinkinder als Babysitter an, für regelmässige Spaziergänge, z.B. in den  Zoo oder den Tierpark, zum Tierschutzverein, aber auch auf eine Baustelle oder auf den Sportplatz. Bei schlechtem Wetter können Sie Bücher vorlesen. Primarschüler lieben Gesellschaftsspiele und freuen sich über Grosseltern, die dafür mehr Zeit haben als die Eltern. Grössere Kids sind für einen Jass zu begeistern, oder auch für einen Kindertheater- oder Kinobesuch.

  • Verbringen Sie auch Zeit in Ihrem eigenen Zuhause mit Ihren Enkeln und sorgen Sie dafür, dass sie sich willkommen fühlen. Räumen Sie Zerbrechliches und Gefährliches fort, dann brauchen Sie die Grenzen nicht so eng zu setzen. Schön ist auch ein besonderes Spielzeug, das es nur bei den Grosseltern gibt, ein schönes Bilderbuch, ein spezielles Geschirr oder Trinkglas. Kinder essen bei den Grosseltern oft Speisen, die sie zu Hause nicht anrühren würden – nutzen Sie das aus, um sich einen besonderen Platz zu sichern. Aber verzichten Sie auf allzu viel Süssigkeiten.

  • Das Schönste am Grosselternsein ist, dass Sie für die Erziehung Ihrer Enkel nicht verantwortlich sind. Einmischung ist unnötig. Bleiben Sie gelassen, wenn Ihre Kinder dabei einiges anders machen, das ist ihr gutes Recht. Sie haben ja früher auch anders erzogen als Ihre Eltern! Allerdings dürfen Sie Ihre Meinung äussern und auch erwarten, dass Ihre Enkel in Ihrer Anwesenheit gewisse Umgangsformen einhalten. Das geht mit Humor und liebevoller Zuwendung meist von selbst.

Linktipp:

Letzte Aktualisierung: 18.03.2020, AG