Betreuung in der Tagesfamilie

Mutter winkt ihrem Kind zum Abschied
©
GettyImages

Die Betreuung in einer Tagesfamilie ist weit mehr als ein Lückenbüsser, wenn es in der Nähe keine Kita gibt oder die Eltern für ihr Kind keinen freien Platz ergattern konnten. Es gibt gute Gründe, die dafür sprechen, das Kind einer Tagesmutter anzuvertrauen:

  • Anders als in der Kita hat das Kind in der Tagesfamilie nur eine oder zwei Bezugspersonen. Dadurch kann es leichter eine stabile Bindung aufbauen.

  • Die Betreuungszeiten sind flexibler als in der Kita und lassen sich besser auf die Bedürfnisse der Eltern abstimmen.

  • Tageseltern haben oft eigene Kinder oder betreuen mehrere Kinder gleichzeitig. Diese kleinen, altersdurchmischten Gruppen sind ideal für die soziale Entwicklung des Kindes.

  • In vielen Fällen wird die Tagesfamilie zu einem zweiten Zuhause für das Kind, da es dort Teil der Familie ist und mit ihr den Alltag erlebt.

Dieser letztgenannte Punkt bringt aber auch eine Herausforderung mit sich. Manche Eltern verstehen die Tagesfamilie als Konkurrenz, zum Beispiel, wenn diese dem Kind etwas bieten kann, was es zu Hause nicht hat. Das Gefühl kann sich noch verstärken, wenn die Tagesmutter diejenige ist, die wichtige Meilensteine wie z. B. die ersten Schritte miterlebt. Verhindern lassen sich solche Gefühle nicht immer, Sie können aber einiges dazu beitragen, damit sie das Verhältnis zur Tagesfamilie nicht trüben:

  • Wenn Sie bei den Tageseltern plötzlich nur noch Fehler sehen, sollten Sie versuchen, die Dinge möglichst sachlich zu analysieren. Haben sie tatsächlich etwas falsch gemacht, oder sind Sie überkritisch, weil Sie Eifersucht empfinden?

  • Suchen Sie das Gespräch mit einer nahestehenden Person, mit der Sie offen über Ihre Gefühle reden können.

  • Verbringen Sie an arbeitsfreien Tagen die Zeit mit Ihrem Kind ganz bewusst und unternehmen Sie gemeinsam Dinge, die Ihnen beiden Freude machen. Hierbei geht es nicht darum, dem Kind mehr bieten zu wollen, als es bei der Tagesfamilie erlebt, sondern darum, selber wichtige Momente mit ihm zu verbringen.

  • Rufen Sie sich immer wieder in Erinnerung: Auch wenn Ihr Kind eine enge emotionale Bindung zur Tagesfamilie aufbaut, werden Sie als Eltern die wichtigsten Bezugspersonen in seinem Leben bleiben. Die Tagesmutter ist kein Ersatz für Sie, sondern eine Erweiterung des Kreises von wichtigen Bezugspersonen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Tagesfamilien eine sehr persönliche, flexible und kindgerechte Art der Betreuung bieten können, in der das Kind viel Geborgenheit erlebt. 

Wie finden wir eine Tagesfamilie?


Wenn Sie Ihr Kind einer Tagesfamilie anvertrauen, übertragen sie ihr eine grosse Verantwortung. Das Kind verbringt viel Zeit mit der Familie, wird durch ihre Lebensweise ein Stück weit geprägt und baut eine enge Beziehung auf. Entsprechend wichtig ist es, dass Sie es nicht einfach dem Zufall überlassen, wer das Kind während Ihrer Abwesenheit betreut. Natürlich ist es bequem, die Nachbarin, die ohnehin zu Hause ist, als Tagesmutter zu engagieren, doch die Nähe darf nicht das einzige Kriterium sein, um ein Betreuungsverhältnis einzugehen.

Am einfachsten gelingt die Suche, wenn Sie sich an eine Tagesfamilienorganisation in Ihrer Region wenden. Dies bringt diverse Vorteile mit sich:

  • Tageseltern, die bei einer Organisation angestellt sind, müssen ein Bewerbungsverfahren durchlaufen sowie eine pädagogische Grundbildung und einen kinderspezifischen Nothelferkurs absolvieren. Ausserdem sind sie verpflichtet, jährlich einen mindestens sechsstündigen Weiterbildungskurs zu besuchen.

  • Grundlage ihrer Arbeit ist ein pädagogisches Konzept sowie ein Verhaltenskodex zur Prävention von sexuellen Übergriffen.

  • Die Tagesfamilienorganisation hilft beim Abschliessen des Betreuungsvertrags und steht Eltern und Tagesfamilie während des Betreuungsverhältnisses bei Fragen und Problemen zur Seite.

  • Die Betreuungstarife sind festgelegt und müssen nicht erst ausgehandelt werden.

  • Engagieren Eltern eine freischaffende Tagesmutter, werden sie dadurch zum Arbeitgeber. Dies bedeutet, dass sie sich um Lohnzahlungen, Versicherungen und Sozialabzüge kümmern müssen. Diese Aufgaben übernimmt die Tagesfamilienorganisation, wenn die Tagesmutter bei ihr angestellt ist.

Natürlich spielen bei der Wahl der passenden Tagesfamilie auch andere Faktoren eine Rolle. So sind zum Beispiel Einigkeit in grundlegenden Erziehungsfragen, die räumlichen Verhältnisse, die Anzahl Kinder, die gemeinsam betreut werden und nicht zuletzt das Bauchgefühl wichtig. Eine Eingewöhnungszeit bietet die Möglichkeit, noch offene Fragen zu klären und herauszufinden, ob sich das Kind im neuen Umfeld wohl fühlt. 

Die für Ihre Region zuständige Tagesfamilienorganisation finden Sie auf der Website von kibesuisse, dem Verband Kinderbetreuung Schweiz.

Letzte Aktualisierung: 03.02.2022, TV