Intracytoplasmatische Spermieninjektion
(ICSI oder Mikroinsemination)
Die ICSI-Methode ist eine Weiterentwicklung der künstlichen Befruchtung. Durch diesen Fortschritt in der Reproduktionsmedizin kann man nun auch Paaren helfen, bei denen bisher infolge sehr schlechter Samenqualität beim Mann praktisch keine Aussichten auf die Erfüllung ihres Kinderwunsches bestand.
Ebenso wie bei der IVF werden der Frau nach einer Hormonstimulation mehrere reife Eizellen durch Follikelpunktion entnommen. Diese werden sorgfältig unter einem Hochleistungs-Mikroskop von der sie umgebenden Schicht von Cumulus- und Coronazellen freipräpariert. Danach wird der Reifezustand der Eizellen beurteilt. Nur Eizellen, die sich im Metaphase-II-Stadium befinden, können injiziert werden. Dazu wird ein einzelnes Spermium in eine ultrafeine Glaspipette aufgezogen und direkt in das Zellplasma der Eizelle gebracht (Mikroinjektion). Wenn man bedenkt, dass die Samenzelle noch hundertmal kleiner ist als die 0,1 mm grosse Eizelle, kann man sich vorstellen, welche Feinarbeit dazu nötig ist.
Das Verfahren kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn der Mann nur wenige Spermien produziert oder die vorhandenen kaum beweglich sind bzw. wenn die Spermien aus eigener Kraft nicht durch die verschiedenen Hüllen in die Eizelle eindringen können. Bei einer auf die übliche Art durchgeführten IVF in der Glasschale wäre mit einer niedrigen Befruchtungsrate zu rechnen Die Mikro-Injektion erleichtert somit den natürlichen Vorgang des Eindringens einer Samenzelle in die Eizelle. Die eigentliche Befruchtung, nämlich das Verschmelzen der väterlichen und mütterlichen Erbanlagen, ist davon nicht betroffen. Die Mikroinjektion findet bereits etwa 24 Stunden vorher statt.
Die Schwangerschaftsraten nach ICSI sind auch bei sehr schlechter Samenqualität hoch. So sind Befruchtungsraten von über 60 % aller Eizellen auch bei weniger als 10.000 Spermien im Gesamtejakulat zu erreichen.
Sind in der Ergussflüssigkeit des Mannes gar keine Samenzellen vorhanden (Azoospermie), z.B. bei inoperablen Samenleiterverschlüssen oder nach Tumoroperationen, heisst dies nicht, dass die Medizin am Ende ist. Oft befinden sich befruchtungsfähige Spermien im Nebenhoden oder als letzte Möglichkeit im Hoden und man versucht dann, Samenzellen in einem kleinen operativen Eingriff direkt dort zu gewinnen:
MESA (mikrochirurgische epididymale Spermienaspiration) Gewinnung von Spermien aus dem Nebenhoden
TESE (testikuläre Spermienextraktion) Gewinnung von Spermien aus dem Hoden.