Homöopathie in der Schwangerschaft

Experteninterview mit Christa Rohrer

Homöopathie
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swissmom: Homöopathie erhebt den Anspruch eine Medizin der Person zu sein, eine sogenannte personotrope Medizin. Was ist besonders an der homöopathischen Medizin?

Christa Rohrer: Die klassische Homöopathie bietet Hilfe zur Selbsthilfe an und zwar in Anbetracht des ganzen Menschen. Die kranke Person wird in ihrer Gesamtheit mit Einbezug z. B. des Auslösers der Krankheit, des psychischen Zustands und der Begleiterscheinungen behandelt. Man geht bei der Sichtweise der Homöopathie davon aus, dass die Krankheit ein Zeichen eines Ungleichgewichts der Person als ganzes ist und die Symptome nicht einfach unterdrückt werden sollten.

Zur Person

Christa Rohrer ist eidgenössisch diplomierte Apothekerin und hat sich zusätzlich in klassischer Homöopathie ausgebildet. Sie hat neben verschiedenen Diplomen auch die Ausbildung als homöopatisch ausgebildete Apothekerin SVHA sowie das Diplom Fachapothekerin FPH Klassische Homöopathie. Sie ist stellvertretende Apothekerin in diversen Apotheken und arbeitet in ihrer homöopatischen Beratungspraxis mit kantonaler Bewilligung in Bern.

swissmom: Warum ist gerade in der Schwangerschaft die Homöopathie so gut geeignet?

Christa Rohrer: Weil die Methode sanft ist und keine Nebenwirkungen im Sinne der Schulmedizin zur Folge hat. Bei fachgerechter Anwendung und Dosierung können lediglich kleine kurzfristige Erstverschlimmerungen auftreten, welche zeigen, dass der Organismus auf den homöopathischen Impuls reagiert.

swissmom: Welche Schwangerschafts-Beschwerden können mit homöopathischen Medikamenten gut behandelt werden?

Christa Rohrer: Grundsätzlich lassen sich mit homöopathischen Arzneimitteln alle Krankheiten, welche aus funktionellen Störungen herrühren, gut behandeln (also keine krankhaften Organveränderungen). Z.B. Probleme in der Schwangerschaft, Verletzungen, Begleitung bei Operationen und Geburt, hormonelle Probleme (Schwangerschaft, Menses, Klimakterium), Blasenentzündungen, Verdauungsbeschwerden, Übelkeit, Kopfschmerzen, psychische Achterbahnen, Stress, Schlafprobleme, Erkältungskrankheiten, Zahnschmerzen. Die Grenzen der Homöopathie liegen in den Grenzen der Selbstheilung und in den Grenzen des behandelnden Homöopathen.

swissmom: Entsprechend der ganzheitlichen Sichtweise der Homöopathie sollten Frauen ganz individuell behandelt werden? Was empfehlen Sie: Selbstmedikation oder besser eine individuelle Betreuung durch eine ausgewiesene Fachperson?

Christa Rohrer: Gerade in einer Schwangerschaft, wo es nicht nur um das Wohl der angehenden Mutter sondern auch um das Wohl des Ungeborenen geht, ist eine seriöse Behandlung durch eine Fachperson besonders wichtig. Bei der Selbstmedikation fehlt die nötige Objektivität für eine Fallaufnahme. Eine solche sollte jedem Fall gemacht werden, da die homöopathischen Heilmittel nicht nach Indikation sondern nach individuellen Symptomen und Empfindungen ausgewählt werden.

swissmom: Wie nimmt die werdende Mutter die Substanzen ein? In welchen Potenzen bei akuten Beschwerden? Welche Dosen und was für galenische Formen verwendet man üblicherweise?

Christa Rohrer: Die Substanzen können in Tropfen- oder Globuliform eingenommen werden. Tabletten werden selten verwendet. Bei akuten Beschwerden bewähren sich C12 oder C30 Potenzen, da das Medikament so frei von der materiellen Ausgangssubstanz und „nur noch die Information“ der Ausgangssubstanz vorhanden ist. Bei akuten Beschwerden nimmt man 3-4 Globuli unter die Zunge und lässt sie zergehen. Je nach Heftigkeit der Beschwerden kann das Mittel alle paar Minuten oder erst nach einer Stunde oder einem Tag wiederholt werden. Es hat sich in der Praxis auch bewährt, ca. 5 Globuli in einem Glas kalten Wasser aufzulösen und ca. alle 15 Minuten einen Schluck davon zu trinken. Allgemeine Regel: Keine Wiederholung bei Besserung der Symptome. Grundsätzlich gilt, so selten wie möglich, so oft wie notwendig. Dies setzt voraus, dass man die Befindlichkeit des Patienten beobachtet und Verschlimmerungen oder Verbesserungen seines Zustandes wahrnimmt.

swissmom: Was muss bei einer homöopathischen Medikation besonders während der Schwangerschaft beachtet werden?

Christa Rohrer: Wichtig ist immer eine seriöse medizinische Abklärung der Symptome. Bei der Einnahme der homöopathischen Mittel sollte man unbedingt auf tiefe Potenzen (unter C12) verzichten, da man sich sonst noch im stofflichen (allfällig toxischen) Bereich befindet. Ganz wichtig ist es, die Mittel nicht regelmässig sondern nur bis zu einer Verbesserung der Symptome einzunehmen. Bei fachgerechter Anwendung und Dosierung sollte es auch in der Frühschwangerschaft keine Probleme geben.

swissmom: Können Frauen mit Risikoschwangerschaften mit dieser feinstofflichen Wirkweise gestützt werden?

Christa Rohrer: Bei einer Risikoschwangerschaft oder bei Frauen, welche schon zu Voraus wissen, dass sie zu einer Risikoschwangerschaft neigen, wäre es sinnvoll, sich von einer ausgewiesenen Fachperson konstitutionell behandeln zu lassen. Dabei wird die Vorgeschichte der Frau und die ganze Familienanamnese miteinbezogen. Die homöopathischen Heilmittel lassen sich in einem solchen Fall auch mit schulmedizinischen Mitteln kombinieren.

swissmom: Gibt es auch homöopathische Medikamente, welche den Geburtsverlauf positiv beeinflussen  und die Frau im Wochenbett stützen können?

Christa Rohrer: Auch hier haben wir mit der grossen Auswahl von homöopathischen Heilmitteln die Möglichkeit mitzuhelfen, dass das Geburtserlebnis

  • der Prozess des Öffnen des Muttermundes kann unterstützt werden

  • zu schwache oder unterbrochene Wehen können gefördert oder 

  • zu starke oder schmerzhafte Wehen abgeschwächt werden

  • Stress oder Ängste bei der Mutter können reduziert werden

  • bei vorzeitigem Blasensprung können Schmerzen abgeschwächt und der Geburtsvorgang aktiviert werden

  • Erschöpfung und Ermüdung unter der Geburt sowie Plazentaretention, 

  • starke Blutungen und depressiver Zustand der Mutter nach der Geburt können positiv beeinflusst werden

Mit der Homöopathie haben wir ein Hilfsmittel in der Hand, um den jungen Menschen bei einem möglichst optimalen Start ins Leben zu begleiten. Natürlich eignet sich die Behandlung mit homöopathischen Heilmitteln auch für Säuglinge und Kleinkinder. Sie sind für feine Impulse besonders ansprechbar und ihre Reaktionsfähigkeit und ihr Selbstheilungspotential ist gross und unbeeinträchtigt.

Kontaktadresse: Christa Rohrer, Bellevuestrasse 48, 3095 Spiegel b. Bern, Tel.: 031 972 73 83

Letzte Aktualisierung: 22.08.2022, BH