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                              "Ich stimme Ja, weil ich den betroffenen Paaren helfen möchte"

                              Interview mit Prof. Dr. med. Christian de Geyter

                              In vitro fertilisation
                              ©
                              Fotolia

                              swissmom: Professor De Geyter, warum setzen Sie sich am 14. Juni für ein Ja zur Fortpflanzungsmedizin ein?

                              Prof. de Geyter: Weil ich den betroffenen Paaren helfen möchte. Als Chefarzt am Universitätsspital Basel sehe ich jeden Tag, was diese Paare alles durchmachen müssen, weil sie entweder ungewollt kinderlos sind oder weil sie eine schwere Erbkrankheit in der Familie haben, die sie nicht an ihr Kind weitergeben wollen. Diese Paare können aufgrund der heutigen, restriktiven Gesetzeslage in der Schweiz nicht optimal behandelt werden. Es gibt kein Recht auf ein Kind, aber es gibt ein Recht auf eine möglichst sichere Behandlung. Ich möchte diesen Paare einige Steine aus dem Weg räumen.

                              swissmom: Welche gesundheitlichen Risiken für Mutter und Kind könnten durch ein Ja am 14. Juni reduziert werden?

                              Prof. de Geyter: Erstens führt die heutige Situation zu viel zu vielen Mehrlingsschwangerschaften. Mehrlingsschwangerschaften sind immer Riskoschwangerschaften: Das Risiko für Frühgeburten wie auch das Sterberisiko für Mütter und Kinder sind stark erhöht. Diese Risiken sind unnötig und können mit dem überarbeiteten Fortpflanzungsmedizingesetz reduziert werden.

                              Zweitens könnten mit der Einführung der Präimplantationsdiagnostik (PID) Paare mit einer schweren Erbkrankheit in Zukunft die entwickelten Eizellen vor der Überführung in die Gebärmutter testen und dann nur eine gesunde Eizelle übertragen. Dadurch können diese Paare eine Übertragung der Erbkrankheit auf ihr Kind verhindern. Heute müssen sie bis zur 11. Schwangerschaftswoche warten und dürfen dann pränatale Tests durchzuführen. Dann stehen sie aber je nachdem vor der sehr schwierigen Frage eines Schwangerschaftsabbruches, der stets auch gesundheitliche Risiken birgt.

                              Zur Person

                              Christian de Geyter

                              Prof. Dr. med. Christian de Geyter hat seit 1996 die Abteilung für gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin an der Universitäts-Frauenklinik Basel aufgebaut und leitet sie seit 2011 als Chefarzt. Er hat damit Tausenden von Paaren zu einem Wunschkind verholfen.

                              swissmom: Wie können diese Risiken verringert werden?

                              Prof. de Geyter: Heute dürfen aufgrund der Gesetzeslage maximal drei befruchtete Eizellen weiterentwickelt werden und alle müssen in die Gebärmutter übertragen werden. Das führt zu Mehrlingsschwangerschaften. Neu dürfen maximal 12 befruchtete Eizellen weiterentwickelt werden und am Tag 5 kann dann die Überlebensfähigkeit dieser entwickelten Eizellen untersucht werden. Nur eine, besonders entwicklungsfähige Eizelle wird dann ausgewählt und übertragen. (Mehr zur In-Vitro-Fertilisation = IVF)

                              swissmom: Gegner erklären, dass die die PID eine menschenunwürdige Technik sei, da sie zwischen lebenswert und lebensunwert unterscheidet?

                              Prof. de Geyter: Tatsache ist, dass die PID in allen europäischen Ländern ausser Litauen und der Schweiz zum Teil schon seit Jahrzehnten durchgeführt wird. Die Erfahrungen aus diesen Ländern zeigen, dass diese Ängste unbegründet sind. Auch die Befürchtung, dass behindertes Leben ausgemerzt wird, kann durch Zahlen einfach widerlegt werden, denn in der Schweiz kommen trotz Pränataldiagnostik immer mehr Kinder mit Behinderung auf die Welt.

                              Tatsache ist weiter, dass die Tests in der Schweiz heute pränatal, also ab der 11. Schwangerschaftswoche, erlaubt sind. Warum soll die früher stattfindende PID verboten sein? Viele Ethiker, auch die Mehrheit der Nationalen Ethikkomission NEK, befürworten darum die PID, weil eine PID weniger gravierend ist als ein Schwangerschaftsabbruch.

                              swissmom: Die Gegner der PID befürchten auch, dass dies nur der erste Schritt ist. Als nächstes kommen dann Retterbabies, Leihmutterschaft, Eizellenspende und so weiter und so fort ...

                              Prof. de Geyter: Diese Angst ist unbegründet. All diese Themen sind nicht Teil dieser Vorlage. Sie bleiben weiterhin verboten. Nur das Schweizer Stimmvolk kann letztlich darüber entscheiden. 

                              Bitte schauen Sie sich dazu auch noch das Video-Statement von Prof. Dr. med. Bruno Imthurn, Zürich, an. 

                              Letzte Aktualisierung: 03.08.2016, BH