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                              Zwergensprache - Erfahrungen einer Mutter und Kursleiterin

                              Vater und Baby sehen sich mit geöffnetem Mund an
                              ©
                              Fotolia

                              Karin Patton ist Mutter von zwei Jungen im Alter von 5 und 2 Jahren. Bei beiden Kindern hat sie die Zwergensprache angewendet, seit fünf Jahren ist sie selber als Kursleiterin tätig. swissmom hat sich mit ihr über ihre Erfahrungen als Mutter und Kursleiterin unterhalten. 

                              Obschon beide Söhne von Karin Patton mit der Zwergensprache vertraut waren, hatte sie bei beiden eine ganz unterschiedliche Bedeutung. Der verbale Wortschatz des Älteren umfasste schon früh 25 Wörter, dazu kamen noch rund 30 Zeichen, mit denen er sich verständigen konnte. Dadurch liess sich manches Missverständnis klären. So zeigte der Kleine zum Beispiel einmal fragend das Zeichen für "Danke", als die Mutter ihm sagte, sie müsse noch das Auto "tanken" gehen. Der jüngere Sohn lernte später reden, konnte sich aber dank der Zeichen gut verständigen. Obschon er sich verbal noch nicht so gut ausdrücken konnte, wurde er verstanden, was ihm manche Frustration ersparte. Trotzanfälle kamen aber natürlich dennoch vor. "Dank der Zeichen wusste ich zwar, dass mein Kind Schokolade und nicht Bananen haben wollte, doch mein Nein passte ihm natürlich dennoch nicht. Trotzanfälle hatten unsere Kinder auch, aber immerhin konnten wir ihre Anliegen verstehen", sagt Karin Patton. Als besonders schön empfand es die Mutter, dass sie dank der Zeichen einen Einblick in die Gedankenwelt ihrer Kinder erhielt. "Ich habe zwar schon verstanden, dass mein Grosser im Alter von zehn Monaten zum Beispiel einen Baumstrunk sehr spannend fand, dank der Babyzeichen weiss ich aber auch, warum: Für ihn sah der Baumstrunk wie ein Krokodil aus."

                              Babyzeichen als Brücke zwischen zwei Sprachen


                              Auffallend war, dass die beiden Jungen einen unterschiedlichen Zeichenwortschatz hatten. Als der Ältere sprechen lernte, lebte die Familie in der Nähe eines Hirschgeheges. Der Kleine zeigte besonders grosses Interesse an Zeichen wie "Hirsch", "Reh", "Baum", etc. Als der Jüngere Zeichen lernte, lebte die Familie in den USA an einem See. "Unser Sohn war vor allem an den verschiedensten Wasserzeichen wie 'Boot', 'See', etc. interessiert", erinnert sich Karin Patton. Da die Kinder zweisprachig aufwachsen, dienten die Babyzeichen auch als Brücke zwischen den Sprachen. Wenn die Mutter mit den Kindern sprach, verwendete sie das Schweizerdeutsche Wort mit dem entsprechenden Zeichen. Der Vater sprach Englisch, verwendete aber die gleichen Zeichen. Dies half den Kindern dabei, die Sprachen zu "sortieren", den Eltern erleichterten die Zeichen das Verständnis bei den ersten Wortversuchen der Kinder. Denn obschon Karin Patton gut Englisch spricht, war das Verstehen von Babyenglisch nicht immer einfach. "Babyenglisch ist noch einmal ein ganz neuer Level von Sprachverständnis", erklärt sie.

                              Eindrücklich erlebte die Familie, wie die Kinder über Erlebnisse "berichteten", ehe sie diese verbal ausdrücken konnten. Als ihr Mann von der Arbeit nach Hause gekommen sei, habe der Sohn aufgeregt vom Zoobesuch "erzählt". "Samichlaus nicht essen", habe er gezeigt. Der Samichlaus hatte an diesem Tag Erdnüsse an die Kinder verteilt, doch ihr Kleiner durfte noch nicht davon essen, weil er noch zu klein war dazu. 

                              Auch Väter und Grossväter machen mit


                              Waren es zuerst vor allem die Mütter, die Zwegensprache-Kurse besuchten, sind immer öfter auch Väter dabei. "Väter schätzen die Zeichen, weil ihnen die Kinder so von ihrem Tag erzählen können und sie noch mehr mit den Kindern blödeln können. Das finden Väter und Kinder lustig und wenn man über etwas lacht, bleibt es einem auch besser", ist Karin Patton überzeugt. Auch Grossväter schätzten diese Art der Kommunikation sehr, denn sie gehörten oft noch einer Generation an, die kleine Kinder erst dann interessant fand, wenn sie sich mitteilen konnten. Karin Pattons Vater war erst sehr skeptisch, doch als ihm sein Enkel noch bevor er ein Jahr alt war mitteilen konnte, dass der Grossvater doch bitte noch "mehr" "Musik" machen soll, war er begeistert.

                              Vermehrt hält die Zwergensprache auch in Schweizer Krippen Einzug. "In den USA, Australien und England gibt es kaum eine Kita ohne Babyzeichensprache und auch in Deutschland wird sie vermehrt angewendet", sagt Karin Patton. Da immer mehr Eltern die Zwergensprache zu Hause anwenden und an Schweizer Krippen viele Erzieherinnen aus Deutschland tätig sind, zeigen Krippenleiterinnen vermehrt Interesse an dieser Kommunikationsform. 

                              Trotz des grossen Interesses an der Zwergensprache ist Karin Patton natürlich auch immer wieder mit Skepsis konfrontiert. Viele Leute hätten eine ganz falsche Vorstellung davon, was Babyzeichensprache überhaupt sei und zweimal habe sie auch erlebt, dass Eltern mit falschen Erwartungen in den Kurs gekommen seien. Nachdem sie den Eltern aber klar gemacht habe, dass es nicht darum gehe, ein Kind zu pushen und es zu einem kleinen Genie heranzuziehen, sondern um eine Bereicherung der Beziehung, sei das Problem gelöst gewesen. Und was ist mit den Skeptikern? "Die meisten Leute sind überzeugt von der Zwergensprache, wenn sie diese in Anwendung sehen", sagt Karin Patton lachend.

                              Letzte Aktualisierung: 11.06.2021, TV