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                              So können Sie mit Ihrem Baby kommunizieren

                              Interview mit Corine Verna

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                              swissmom: Wie lange gibt es schon die Babyzeichensprache? Und wo hat man schon lange Erfahrungen damit gesammelt?

                              Corine Verna: Die Idee zur Anwendung der Babyzeichen entstand in den 80er Jahren in den USA und England. Mittlerweile sind die Kurse fast im gesamten englischsprachigen Raum ein Standardangebot für Eltern kleiner Babys und so normal wie Babyschwimmen bei uns. Auch in Krippen und anderen Kindertagesstätten wird die Babyzeichensprache dort eingesetzt. Es sind sogar bereits sehr positive Langzeitstudien zum Thema vorhanden.

                              swissmom: Oft sind Eltern kleiner Babys sehr verzweifelt, wenn Ihr Kind brüllt, weil die Ursache schwer eruierbar ist. Wie kann man da mit Babyzeichen Hilfe anbieten?

                              Corine Verna: Babys wissen schon sehr früh, was sie wollen. Nur fehlt ihnen aufgrund des noch nicht entwickelten Sprechapparates die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse auszudrücken. Die Babyzeichen sind so einfach gehalten, dass bereits kleine Babyhände im zweiten Lebenshalbjahr die Gebärden nachahmen können. Damit erhält das Baby schon früh eine Möglichkeit, sich verständlich zu machen. Für die Eltern bedeutet dies weniger Geschrei im Haus, kein Rätselraten mehr und für alle bedeutend mehr Spass!

                              Zur Person

                              Corine Verna

                              Corine Verna ist ausgebildete Primarlehrerin mit Bankendiplom und Kursleiterin für Babyzeichensprache im Kanton Zürich sowie Regionalbetreuerin für die Zwergensprache Schweiz. Sie ist Mutter des 1,5 jährigen Luca und wendet die Babyzeichen mit ihrem Sohn mit Begeisterung an.

                              swissmom: Können Sie den swissmom LeserInnen erzählen, wie eine solche Kommunikation funktioniert?

                              Corine Verna: Die Eltern verwenden das Wort und die Zeichen parallel. Das Ziel ist ja, die gesprochene Sprache zu lernen. Zum Beispiel läuft beim Spaziergang ein Hund am Kinderwagen vorbei. Das Baby zeigt Interesse an ihm, indem es auf ihn zeigt oder ganz aufgeregt ist. Das ist die Gelegenheit! Die Eltern nehmen sich Zeit, sich mit dem Kind über den Hund zu unterhalten: „Schau mal, da läuft ein Hund (+Zeichen).“ Kleinen Babys genügt es, diesen Satz immer wieder zu hören und das Zeichen wiederholt zu sehen. Bald merkt man, dass es auch etwas über die Farbe, das Stöckchen bringen usw. erzählt haben möchte – und schon kommunizieren wir. Wenn das Baby soweit ist, wird es von selber das Zeichen für Hund zeigen, wenn es einen Hund sieht, an einen denkt oder vom besagten Spaziergang erzählen möchte. Das ist fantastisch, so lernt das Baby Kommunikation und wir erleben seine kleine Welt hautnah mit!

                              swissmom: Welche Vorteile hat die Kommunikation mit der unterstützten Gebärdensprache?

                              Corine Verna: Das Baby versteht seine Eltern besser, da sie mit der Gebärde die Aufmerksamkeit des Babys auf das Schlüsselwort ihres Satzes lenken. Zudem sprechen die Eltern automatisch langsamer, kindgerechter und mehr mit ihrem Kind. Es findet mehr Austausch statt, weil das Baby auch mal die aktive, nicht nur immer die reaktive Rolle, übernimmt.

                              swissmom: Müssen die Babies viele Zeichen verstehen, bis eine Kommunikation einsetzt oder reichen da auch ganz wenige Zeichen aus?

                              Corine Verna: Bereits ein paar Zeichen erleichtern den Alltag enorm! Ist das Baby gewohnt, sich mittels der Zeichen auszudrücken, wird es weitere Zeichen lernen wollen. Schliesslich hat es erkannt, dass es sich mittels der Zeichen verständigen kann und seine Bedürfnisse befriedigt werden.

                              swissmom: Haben die Babyzeichen etwas mit der Gebärdensprache der Gehörlosen zu tun?

                              Corine Verna: Unbedingt! Unsere Zeichen beruhen auf der deutschen Gebärdensprache. Sie ist der schweizerischen sehr ähnlich und oft werden sogar die gleichen Gebärden benutzt. Diese Gebärden sind für Babyhände vereinfacht worden, damit sich die Zwerge ausdrücken können.

                              swissmom: Kann man sich auch eigene Zeichen ausdenken?

                              Corine Verna: Dies ist dann sinnvoll, wenn die Eltern im Augenblick einer aufregenden Entdeckung, zum Beispiel der Katze im Garten, das Zeichen gerade nicht kennen. Man sollte dann auch beim erfundenen Zeichen bleiben. Generell empfehlen wir jedoch, die einheitlichen Zeichen zu benutzen, weil das Kind sonst nur von seiner Hauptbezugsperson verstanden wird, in der Krippe o.ä. aber unverstanden bleibt. Babyzeichensprache soll keine Geheimsprache sein! Am besten bezieht man Betreuer wie Grosseltern und Krippenpersonal mit ein und zeigt ihnen die wichtigsten Zeichen.

                              swissmom: Welche positiven Effekte auf die Entwicklung des Kleinkindes hat die Babyzeichensprache?

                              Corine Verna: Die Babys kommunizieren früher, lernen früher sprechen und entwickeln einen grösseren Wortschatz. Die Verständigung mit ihnen findet deutlich früher statt und entspannt das Familienleben. Indem das Baby sowohl akustisch über die Sprache wie auch visuell über die Babyzeichen angesprochen wird, entwickelt sich das Gehirn besser, es entstehen mehr Synapsen (Nervenverbindungen). Dies zahlt sich später in der Schule aus. Ausserdem erleichtern wir ihm dank der Verknüpfung von Wörtern und Bewegungen, sich neue Wörter besser zu merken und sich einfacher an sie zu erinnern. Das Sprechen lernen wird erleichtert.

                              swissmom: Wann ist der ideale Zeitpunkt für die Eltern, die Zeichen zu lernen?

                              Corine Verna: Unsere Babyzeichensprache ist für Eltern mit Babys von 0 bis 2 Jahre geeignet. Die Eltern sollten parat sein, wenn das Baby ca. 6 Monate alt ist, denn dann beginnt es, sich vermehrt für seine Umwelt zu interessieren. Manche Eltern eigenen sich die Babyzeichen in der Schwangerschaft an, wenn sie noch schön Zeit dafür haben, andere wenn das Baby schon da ist. Übrigens ist die Babyzeichensprache auch für 18 Monate alte Kleinkinder noch sinnvoll zu lernen, vor allem, wenn es noch nicht so viele Wörter spricht. Ein Beispiel: Unser Luca spricht in diesem Alter 25 Wörter, hat seinen Wortschatz aber um 80 Zeichen erweitert.

                              swissmom: Wo kann man die Zwergensprache-Kurse belegen?

                              Corine Verna: Wir bieten Workshops in der ganzen Schweiz an, auf unsere Initiative oder auf Anfragen hin. Die aktuellen Daten sind unter www.zwergensprache.ch (Kurstermine, Landkarte Schweiz) abrufbar. Babykurse finden zudem in Zürich statt und hoffentlich bald in weiteren Regionen. Wir suchen neue Kursleiter, die Familie und Job leicht vereinbaren möchten. Allen, die sich erst einmal selber informieren möchten, empfehlen wir unser Buch „Kleines Wörterbuch der Babyzeichen“, Verlag Karin Kestner, welches bei uns und im Buchhandel erhältlich ist.

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                              Letzte Aktualisierung: 17.09.2020, TV