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                              Koffein stärkt die Lungen von Frühgeborenen

                              Aus der Forschung

                              Waches Frühchen schaut Mutter oder Pflegeperson an
                              ©
                              GettyImages

                              Bei Frühgeborenen kommt es nicht selten zu gefürchteten Aussetzern in der Atmung, idiopathische Apnoe-Anfälle genannt. Die fehlende Sauerstoffversorgung kann zu Lungen- und Hirnschäden führen. Seit vielen Jahren schon werden zur Vorbeugung und Behandlung dieser lebensbedrohlichen Störung Koffein und ähnliche Substanzen eingesetzt. Koffein verbessert die Atmung, indem das Atemkontrollzentrum an der Basis des Gehirns aktiviert wird, das seinerseits mit dem Zwerchfell kommuniziert. Genaues über andere mögliche Wirkungen bzw. die Sicherheit von Koffein war aber bisher nicht bekannt. Jetzt zeigt erstmals eine randomisierte kontrollierte Studie, dass diese gängige Therapie den Kindern auch wirklich nutzt.

                              Das Team um Arne Ohlsson an der University of Toronto/Kanada untersuchte in einer international angelegten Untersuchung mehr als 2.000 Frühchen. Die meisten Kinder wurden rund um die 27. Schwangerschaftswoche geboren, also im Durchschnitt 3 Monate zu früh. Die Kinder wurden dann über 10 Tage mit Koffein oder Placebo (einem unwirksamen Stoff) behandelt. Endgültige Ergebnisse werden erst im Dezember 2006 vorliegen. Die jetzt publizierten  Frühergebnisse sind aber viel versprechend. Die Notwendigkeit einer   Sauerstoffgabe wurde um ein Drittel gesenkt. Die Beatmung konnte um durchschnittlich eine Woche früher beendet werden.

                              Koffein ist jedoch nicht ganz ohne Nebenwirkungen: Die Kinder verloren im Vergleich zu den anderen Frühgeborenen, die nur mit einem Placebo behandelt wurden, im Durchschnitt 23 Gramm an Gewicht, holten diesen Rückstand jedoch innerhalb von 4 Wochen wieder auf, so dass dies kein echter Grund zur Beunruhigung ist. Ob die Verabreichung von Koffein auf lange Sicht gesehen zu Verzögerungen in der kindlichen Entwicklung führt,  wird das Team in den nächsten Jahren festzustellen. Denkbar ist, dass das Koffein bestimmte wichtige Rezeptoren an der Aussenseite von Zellen blockiert, was unter Umständen zu einer Schädigung des Gehirns führen könnte. Auch soll geklärt werden, ob Koffein das Risiko der Frühgeborenen für Erkrankungen wie zerebraler Kinderlähmung und einer Sehbehinderung erhöht.

                              Aus der Forschung: Ohlsson, A. et al.: New England Journal of Medicine (2006; 354: 2112-2121)

                              Nachtrag:

                              Die Ergebnisse der Studie aus dem Jahr 2006 konnten in zwei neueren Veröffentlichungen bestätigt werden:

                              Sirma Supcun, Patrizia Kutz, Wolfgang Pielemeier and Claudia Roll: Caffeine Increases Cerebral Cortical Activity in Preterm Infants. J Pediatr 2010;156:490-1

                              Peter G. Davis, Barbara Schmidt, Robin S. Roberts, Lex W. Doyle, Elizabeth Asztalos, Ross Haslam, Sunil Sinha, Win Tin, Caffeine for Apnea of Prematurity Trial Group: Caffeine for Apnea of Prematurity Trial: Benefits May Vary in Subgroups. J Pediatr 2010;156:382-387.

                              Letzte Aktualisierung: 04.05.2021, BH