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                              Social Egg Freezing - Familienplanung auf Eis

                              Um den Kinderwunsch auf später zu verschieben, können Eizellen eingefroren und später befruchtet und eingesetzt werden.

                              Gefrieren von Eizellen
                              ©
                              iStock

                              Junge Frauen stecken heute bezüglich Familienplanung in einem Dilemma: Sie möchten Ihre beruflichen Chancen nutzen und finanziell unabhängig sein, das Alter setzt ihnen aber Grenzen. Ausserdem ist die Suchen nach dem idealen Partner trotz oder gerade wegen der leichter gewordenen Kontaktmöglichkeiten nicht einfacher geworden. Aber auch Paare in stabilen Partnerschaften schieben die Familienplanung immer länger vor sich her: Das Durchschnittsalter der erstgebärenden Frauen liegt heute bei fast 30 Jahren und damit um sieben Jahre höher als Anfang der 1970er Jahre.

                              Die Fruchtbarkeit lässt mit jedem Jahr nach


                              Leider wird ab Mitte 30 eine Schwangerschaft auf natürlichem Weg zunehmend schwieriger. Die nachlassende Fruchtbarkeit mit zunehmenden Alter ist ein Prozess, der bei Frauen bereits ab Mitte 20 einsetzt. Hauptgrund ist, dass die Eierstöcke, in denen pro Zyklus meist eine befruchtungsfähige Eizelle heranreift, mit zunehmenden Lebensalter an Funktionsfähigkeit einbüssen und dass die Qualität der Eizellen nachlässt. Mit 35 hat eine gesunde Frau nur noch halb so grosse Chancen, schwanger zu werden und ein gesundes Baby zu bekommen wie mit 25, danach sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft schnell weiter ab. Mit 40 werden nur noch 36 von 100 Frauen mit Kinderwunsch innerhalb eines Jahres schwanger, mit 45 sind es nur noch fünf.

                              Eizellen können konserviert werden


                              Mit dem Social Egg Freezing-Verfahren – oder weniger wertend "elektiven Egg Freezing aus nichtmedizinischen Gründen" – lässt sich diese altersbedingte Fruchtbarkeitsgrenze umgehen und die Familienplanung wird zunächst buchstäblich auf Eis gelegt. Ursprünglich wurde das Gefrier-Verfahren (Kryokonservierung) für Krebs-Patientinnen angewandt, deren Fruchtbarkeit durch die Krebstherapie gefährdet war. Bereits 1999 kam das erste Baby zur Welt, das aus einer zuvor schockgefrorenen Eizelle hervorgegangen war.

                              Mittlerweile interessieren sich aber auch immer mehr gesunde Frauen dafür, die des Partners oder der Karriere wegen gewartet haben und immer mehr Kinderwunschzentren bieten das Social Freezing an.

                              So funktioniert das Einfrieren und spätere Einsetzen der Eizelle


                              Normalerweise produziert die Frau während eines Zyklus nur eine Eizelle. Durch eine hormonelle Stimulation kann erreicht werden, dass mehrere Eizellen im Verlauf eines Zyklus heranreifen. Für die Kryokonservierung entnimmt der Reproduktionsmediziner einer Frau mindestens zehn bis 15, besser noch 20 bis 40 Eizellen. Um 15 Eizellen zu gewinnen, sind im Durchschnitt drei Zyklen notwendig.

                              Die Eizellen werden unter kurzer Narkose über die Vagina aus den Eierstöcken abgesaugt und sofort anschliessend schockgefroren. Dazu benutzt man heute die Methode der Vitrifikation (Verglasung), also ultraschnelles Einfrieren. Der natürliche Alterungsprozess der Eizellen wird im –196°C-kalten flüssigen Stickstoff fast vollständig gestoppt.

                              Die Lagerung ist in der Schweiz gesetzlich auf zunächst fünf Jahre limitiert, eine Verlängerung um weitere fünf Jahre ist möglich. Eingelagert in flüssigen Stickstoff bei minus 196 Grad halten die Eizellen nach bisherigen Erkenntnissen ewig. Beim Kinderwunsch können sie dann mit dem klassischen IVF-Verfahren künstlich befruchtet, fünf Tage im Labor beobachtet und anschliessend bei der erfolgreichen Entwicklung der Eizelle zu einem Embryo in die Gebärmutter übertragen (Embryotransfer) werden. Wenn alles optimal läuft, kann daraus eine Schwangerschaft entstehen.

                              In erfahrenen Kinderwunschzentren kann man heute davon ausgehen, dass die Schwangerschaftschancen gleich hoch und das kindliche Fehlbildungsrisiko wahrscheinlich gleich tief ist wie bei Verwendung frischer Ei­zellen.

                              Bis zu welchem Alter ist das Einfrieren der Eizellen sinnvoll?


                              Nach Expertenmeinung sollte sich eine Frau frühzeitig zu diesem Schritt entschliessen: Je jünger die Frau, umso vitaler die Eizellen. Das ideale Alter zum Einfrieren ist zwischen 25 und 30 Jahren. Danach büssen die Eizellen an Qualität ein, was wiederum die Aussicht auf eine erfolgreiche Befruchtung verringert. Die Frauenklinik am Universitätsklinikum Tübingen gibt die Schwangerschaftschance pro aufgetauter und künstlich befruchteter Eizelle mit etwa zwölf Prozent an, wenn die Frau bei der Entnahme der Eizelle unter 34 Jahre alt war, und mit durchschnittlich sieben Prozent, wenn das Alter der Frau bei der Eizellentnahme zwischen 34 und 39 Jahren lag.

                              Wieviel kostet die Kryokonservierung?


                              Die Kosten dafür sind aus eigener Tasche zu zahlen und belaufen sich auf mehrere 1000 CHF pro Stimulationszyklus. Dazu kommen die Kosten für die Aufbewahrung und das allfällige Auftauen und Wiedereinsetzen.

                              Was ist ausserdem zu berücksichtigen?


                              • Mit dem Social Freezing verbunden ist eine invasive, oft sehr belastende Hormonbehandlung, die nicht selten mehrfach wiederholt werden muss, um ausreichend Eizellen zu gewinnen.

                              • Durch den Wechsel von Arbeits- und Wohnort kann es notwendig werden, die eingelagerten Eizellen zu einem späteren Zeitpunkt an eine andere Klinik, eventuell in einem anderen Land, zu transportieren. Dies ist technisch anspruchsvoll und mit entsprechenden Kosten verbunden.

                              • Nicht wenige Frauen, die ein elektives "Egg Freezing" durchführen, werden danach natürlich schwanger und müssen gar nicht auf ihre gelagerten Eizellen zurückgreifen. Eine Studie aus dem Jahr 2016 berichtet, dass nur rund 10 Prozent der Frauen ihre kryokonservierten Oozyten für eine Schwangerschaft einsetzen.

                              • Das Einfrieren eigener Eizellen kann die in der Schweiz verbotene klassische Eizellspende in manchen Fällen ersetzen. Allerdings muss rechtzeitig an diese Methode gedacht werdedn, das heisst vor dem abgeschlossenen 35. Altersjahr. Die Belastung von Stimulation und Punktion nimmt die Frau damit auf sich selber und delegiert sie nicht an eine andere Frau. Ausserdem ist das genetische Material der Oozyten das eigene und nicht das einer fremden Spenderin.

                              Kurzvideo zum Thema mit Prof. Dr. Michael von Wolff, Bern


                              Letzte Aktualisierung: 04.10.2023, BH