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                              Langzeitauswirkungen des Kaiserschnitts auf das Kind

                              Aus der Forschung

                              Mutter und Neugeborenes nach Kaiserschnitt
                              ©
                              GettyImages

                              Auf welche Weise ein kleiner Mensch zur Welt kommt, kann sein späteres Wohl und Wehe massgeblich beeinflussen, unterstreicht die Stiftung Kindergesundheit und warnt deshalb davor, den geplanten Kaiserschnitt zur häufigeren Geburtsmethode werden zu lassen. Bei einer Schnittentbindung fehlen wichtige natürliche Reize für den Organismus des Babys, was nicht nur in den ersten Lebenswochen zu zahlreichen Gesundheitsproblemen führen kann, sondern auch Risiken fürs spätere Leben mit sich bringt. Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass die natürliche Geburt einen wichtigen Teil der frühen Programmierung darstellt, dessen positive Effekte die Gesundheit noch viele Jahre später grundlegend beeinflussen können. Ein Kaiserschnitt sollte deshalb nur bei medizinischer Notwendigkeit für die Gesundheit der Mutter oder des Babys vorgenommen werden.

                              Kaiserschnitt-Babys haben bekanntermassen nach ihrer Geburt zwei- bis siebenmal häufiger Atemschwierigkeiten als normal geborene Kinder und müssen deshalb doppelt so häufig auf die Neugeborenenstation verlegt werden. Auf dem Weg durch den Geburtskanal wird der Körper des Babys einem immensen Druck ausgesetzt und intensiv massiert. Dieser „Geburtsstress“ schadet dem Kind nicht, sondern hat im Gegenteil positive Folgen: Die Lungenflüssigkeit wird wie aus einem Schwamm ausgedrückt, und es werden Hormone und Nervenbotenstoffe ausgeschüttet, welche die Reifung der Organe beschleunigen. Der Zusammenhang zwischen Kaiserschnittgeburt und Bronchial-Asthma ist mittlerweile in 23 Studien untersucht worden. Danach haben Kaiserschnittbabys ein um etwa 20 Prozent erhöhtes Risiko für Asthma im Kindesalter.

                              Zusätzliche Erkenntnisse aus den letzten Jahren: Auch auf die Verdauungsorgane hat die Geburtsmethode einen Einfluss. Der Darm des Babys ist im Mutterleib noch frei von Keimen, er ist steril. Erst bei der Geburt kommt er mit den Keimen der Umwelt in Berührung. Bereits während das Baby den Geburtskanal passiert, werden seine Haut, Nägel und Haare mit nützlichen Mikroben der Darm- und Vaginalflora und der Haut seiner Mutter besiedelt. Dies spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung des Immunsystems und der Verdauung. Bei einem Kaiserschnitt ist das Baby dagegen zuerst den Hautkeimen des OP-Personals und der Mutter ausgesetzt. Seine Darmflora unterscheidet sich deshalb deutlich von der eines vaginal entbundenen Babys, die sehr viel mannigfaltiger ist.

                              Beim Vergleich der vaginal geborenen Kinder mit den Kaiserschnitt-Kindern stiessen die Wissenschaftler auf überraschend deutliche Unterschiede:

                              • Die mit Kaiserschnitt entbundenen Babys hatten im ersten Lebensjahr ein um 46 Prozent erhöhtes Risiko für Durchfallerkrankungen.

                              • Ihr Risiko für die Entstehung einer Sensibilisierung gegen Lebensmittel war sogar mehr als doppelt so hoch als nach einer normalen vaginalen Geburt.

                              • Eine Auswertung von 20 Studien in einer sog. Metaanalyse ergab für Sectio-Babys ein um 23 Prozent höheres Risiko, später an Diabetes zu erkranken. Das gelte besonders für Kaiserschnitt-Kinder zuckerkranker Eltern. Dann sei das Risiko mit 4,8 Prozent sogar doppelt so hoch als nach einer natürlichen Geburt (2,2 Prozent), bis zum 12. Jahr ebenfalls an Diabetes zu erkranken.

                              • In Boston verfolgten Geburtshelfer und Kinderärzte die Entwicklung von 1.255 Kindern nach der Geburt. Sie stellten fest, dass der Anteil der übergewichtigen Kinder unter den 284 Kaiserschnitt-Babys im Vorschulalter doppelt so hoch war wie in der Gruppe der Babys nach einer natürlichen Entbindung. Das gleiche Ergebnis erbrachte eine brasilianische Studie mit 2057 Kindern, deren Entwicklung bis zu 25 Jahren verfolgt wurde.

                              Wie Kinder geboren werden, hat zudem Einfluss auf ihr späteres Schmerzempfinden, wie eine aktuelle Studie mit 280 Neugeborenen an den Universitätsspitälern Basel, Bern und Zürich zeigt. Stress und Schmerz kann man schon bei Babys messen, und zwar an der Konzentration von Cortisol im kindlichen Speichel und mit Hilfe von sogenannten Schmerzscores, von denen einer an der Neonatologie des Inselspitals Bern entwickelt wurde.

                              Wurde ein Kind beispielsweise mittels Unterstützung einer Saugglocke geboren, so zeigte es in den ersten 24 Lebensstunden die stärksten Anzeichen von Schmerzempfinden (39%) im Vergleich zu spontan geborenen Kindern (17%) und nach geplantem Kaiserschnitt geborenen Kindern (20%). Nach einer Spontangeburt sorgt zudem ein natürlicher Mechanismus für „Schmerzdämmung“ während der ersten paar Lebensstunden. 72 Stunden nach der Geburt zeigten alle Vergleichsgruppen gleich geringen Schmerzausdruck. Auf die obligatorische Blutentnahme an der Ferse hatten jedoch Kinder nach Kaiserschnitt den geringsten Cortisol-Spiegel (=Stress), gefolgt von vaginal geborenen und assistiert geborenen Säuglingen.

                              Die Forscher schliessen aus diesen Beobachtungen, dass sich Kinder grundsätzlich nach drei Tagen vom Geburtsstress erholt haben, möglicherweise aber auch in ihrem späteren Leben von den Erfahrungen der ersten Stunden geprägt sind. Die höhere biochemische Stressantwort der Säuglinge steigere das Risiko, später an Bluthochdruck, Überzuckerung oder Herz-Kreislaufproblemen zu erkranken.

                              Aus der Forschung: GINI-Studie Schuller C et al.: Stress and pain response of neonates after spontaneous birth and vacuum-assisted and cesarean delivery. Am. J. Obstet. Gynecol. 2012; 207(5):416.

                              Stiftung Kindergesundheit: www.kindergesundheit.de

                              Letzte Aktualisierung: 19.02.2021, BH