Erkältung und grippaler Infekt in der Schwangerschaft

Warum Schwangere anfälliger für Erkältungen sind, welche Hausmittel helfen und wie Sie vorbeugen können.

Kranke Schwangere fasst sich an die Stirn
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In der Schwangerschaft ist das Immunsystem geschwächt, damit es die Zellen des Babys – welche ja zur Hälfte vom Vater stammen und Ihrem Körper deshalb fremd sind – nicht angreifen. Dadurch sind Sie allerdings weniger vor Krankheitserregern geschützt.

Was ist eine Erkältung, was ein grippaler Infekt?


Eine Infektion mit Viren in der Nase, den Nasennebenhöhlen und im Rachenraum äussert sich als Erkältungen mit Schnupfen oder als grippaler Infekt.

Bei einem grippalen Infekt kommen zu den üblichen Erkältungssymptomen (verstopfte oder laufende Nase, Niesen, Husten und Halsschmerzen) leichtes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und eventuell Ohrenschmerzen und Übelkeit dazu. Bei einem solchen grippalen Infekt sind die Symptome eher leicht und nicht so stark ausgeprägt wie bei einer echten Grippe. Denn dann ist das Fieber sehr hoch, das Krankheitsgefühl und die weiteren Symptome stark. Typisch für eine Grippe ist auch, dass sie nicht wie eine Erkältung oder ein grippaler Infekt schleichend beginnt, sondern sich innerhalb weniger Stunden entwickelt.

Was ein grippaler Infekt für das ungeborene Kind bedeutet 


Die Erkältungsviren befallen hauptsächlich die Schleimhäute der oberen Atemwege (Nase, Nebenhöhlen und Rachen) und gelangen nicht ins Blut und damit weiter in Ihren Körper. Sollte dies trotzdem der Fall sein, konnten in der Zwischenzeit bereits genügend Antikörper gebildet werden, um die Viren zu bekämpfen.

Falls Sie befürchten, Ihre Hustenstösse könnten für das Baby gefährlich sein, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Das Fruchtwasser fängt alle Erschütterungen zuverlässig ab und das Kind nimmt höchstens ein Schaukeln wahr. 

Die Viren einer Erkältung sind also nicht gefährlich. Allerdings können sie durch den Befall der Schleimhäute diese so schwächen, dass Bakterien dadurch in den Körper gelangen können. Dadurch entsteht eine zweite und möglicherweise schwerere Infektion. Je nachdem, welche Erreger diese auslösen, kann das Baby geschädigt werden oder es kann zu einer Früh-oder Fehlgeburt kommen.

Eine Erkältung oder ein grippaler Infekt während der Schwangerschaft kann Ihrem Kind aber auch zu Gute kommen: Durch den Kontakt mit den Viren produziert Ihr Körper Antikörper zur Bekämpfung. Diese erreichen über die Plazenta auch das ungeborene Baby, das dann in den ersten Wochen von diesem sogenannten Nestschutz profitiert.

Was tun bei verstopfte Nase und Nebenhöhlen in der Schwangerschaft?


Mit diesen Hausmitteln können Sie versuchen, eine verstopfte Nase oder die Nebenhöhlen wieder frei zu machen.

  • Indem Sie viel trinken, wird der zähe Schleim, den die Schleimhäute produzieren, verflüssigt. Für Schwangere unbedenklich sind Hagebutten-, Lindenblüten- und Holunderblütentee. Auch Wasser mit Zitronensaft, Honigmilch und Hühnersuppe zählen zu den bewährten Hausmitteln.

  • Bronchialsalbe mit ätherischen Ölen (Pfefferminze oder Engelwurz mit Thymian und Majoran) öffnet die verstopfte Nase.

  • Dank einem Kopfdampfbad mit Kamille, Thymian, JHP Rödler Öl oder einer Messerspitze Bronchialbalsam in einem Liter heissem Wasser verflüssigt sich das Sekret und kann abfliessen.

  • Nasenspray aus Salzwasser oder dem Algenwirkstoff Carragelose oder ein Inhalierstift mit Menthol- oder Kiefernnadelöl wirkt abschwellend und leicht betäubend in der Nase. Verzichten Sie auf Kampfer.

  • Erkältungsbäder mit ätherischen Zusätzen, zum Beispiel aus Thymian oder Nadelholzölen. Baden Sie jedoch nicht bei Fieber und nicht zu heiss, um den Kreislauf nicht zu belasten.

Husten und Halsschmerzen in der Schwangerschaft – das hilft


Husten ist eigentlich ein Schutzmechanismus, um Schleim aus den Lungen zu entfernen und sollte wenn möglich nicht unterdrückt werden. Wenn eine Inhalation nichts nützt, ist ein Thymian-Hustensirup oder ein Efeu-Präparat empfehlenswert. Auch ein Bronchialbalsam oder ein Kartoffelwickel können den Husten lindern.

Gegen Halsschmerzen versuchen Sie es am besten mit:

  • Tee aus Anis, Kamillenblüten oder Pfefferminz

  • Lutschbonbons aus Kamille-, Glycerin-, Salbei oder Echinacea-Extrakt

  • Gurgeln mit einer Lösung von Benzydamin, Chlorhexidin, Dequalinumchloridum, Cetylpyridinumchlorid oder Hexetidin 

Erlaubte Erkältungsmedikamente in der Schwangerschaft 


Neben Wadenwickel und Essigsocken gegen Fieber scheint auch Zink gegen Schnupfen zu wirken und die Krankheitsdauer zu verkürzen. Lassen Sie sich dazu in der Apotheke beraten.

Wenn Ihnen die Hausmittel nicht gut genug gegen die Symptome helfen, dürfen Sie Medikamente mit dem Wirkstoff Paracetamol nehmen. Besprechen Sie dies aber zuvor mit Ihrer Gynäkologin.

Die Wirkstoffe Ibuprofen und Diclofenac dürfen nur in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln eingenommen werden.

Nasentropfen oder -sprays mit den Inhaltsstoffen Oxymetazolin, Xylometazolin und Tetryzolin sind kurzfristig auch in der Schwangerschaft bei Schnupfen erlaubt. Versuchen Sie es zunächst mit einem Nasenspray in der verdünnten Konzentration für Säuglinge. 

Bei starkem Husten besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie ein schleimlösendes Mukolytikum einnehmen dürfen. Gegen den Hustenreiz sind zunächst Weleda Pertudoron Tropfen oder Dextromethorphan unter ärztlicher Aufsicht zu empfehlen.

Vorsicht bei diesen Wirkstoffen!

  • Codein steht im Verdacht, in der Frühschwangerschaft Fehlbildungen zu verursachen.
  • Mittel mit Huflattich können gesundheitsgefährdend sein.
  • Fenchelöl kann eine Fehlgeburt auslösen.
  • Jodsalze können die Schilddrüse in ihrer Entwicklung behindern.

Einer Erkältung in der Schwangerschaft vorbeugen


Sie können versuchen, sich wo gut wie möglich vor Erkältungsviren zu schützen, indem Sie Ihr Immunsystem stärken. Essen Sie vitaminreich, bewegen Sie sich viel an der frischen Luft und lassen Sie sich gegen Grippe impfen. Ausserdem reduzieren Sie so das Risiko, an einer Erkältung oder einem grippalen Infekt zu erkranken:

  • Trockene Schleimhäute sind anfälliger für Keime: Ein Luftbefeuchter verbessert das Raumklima und hält die Schleimhäute feucht.

  • Vermeiden Sie in der kalten Jahreszeit grössere Menschenansammlungen und versuchen Sie so gut als möglich, sich von Kindern fernzuhalten, denn diese sind sehr häufig erkältet.

  • Wechselduschen oder ein Fussbad mit langsam ansteigender Temperatur führt dem Körper intensiv Wärme zu und steigert die Durchblutung der oberen Atemwege.

Häufige Fragen zum Thema

Hohes Fieber kann in der Frühschwangerschaft fruchtschädigend (teratogen) wirken, d.h. es kann beim Embryo Fehlentwicklungen vor allem am zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) auslösen, wie Neuralrohrdefekte. Aus diesem Grund ist die Einnahme eines fiebersenkenden Mittels sogar zu …
Ja, wenn bei einer Erkältung das Nasenspray nicht über einen längeren Zeitraum genommen wird. Denn Schnupfensprays wirken auch im übrigen Körper, z.B. an den Blutgefässen der Plazenta, etwas gefässverengend, was aber für begrenzte Zeit kein Problem ist. Ungünstiger wäre auf jeden Fall, wenn Sie …
Erkältungen können in der Schwangerschaft besonders lästig sein, und die Behandlung will gut überlegt werden. Zunächst einmal sollte mit Inhalieren und viel Flüssigkeit (z.B. Kräutertee) eine Schleimlösung erreicht werden. Ist das erfolglos, kann ein Mukolytikum eingenommen werden, z.B. Acetylcyste…

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