6 Jahre – Selbständiges Schulkind

Kind rennt
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Mit 6 Jahren verlassen die meisten Kinder die Welt der Phantasie und beginnen, logisch zu denken. Sie orientieren sich nun an der Realität und an ihrem Alltag, in dem sie sich zunehmend gut zurechtfinden. 

Auch optisch verändern sich die Kinder in diesem Alter, sie erscheinen insgesamt länger und schlanker. Der Grund dafür ist, dass die Extremitäten wachsen, der Rumpf schlanker wird und die Taille sich ausbildet.

Die Grobmotorik ...


Die Bewegungsabläufe eines Sechsjährigen entsprechen in vielen Bereichen schon beinahe denjenigen eines Erwachsenen. Sie können Fahrrad fahren, schwimmen, werfen und fangen. Beim Klettern auf Spielplatzgeräten bewegen sie sich sehr geschickt und zeigen unter Umständen auch eine grosse Ausdauer, wenn etwas nicht sofort klappt. 

Mit sechs Jahren ist die Koordination des Kindes soweit ausgereift, dass es den Hampelmann und den Galoppschritt beherrscht. Es kann seitlich über eine Schnur hüpfen, wie zum Beispiel beim Gummitwist. Einige Kinder können in diesem Alter bereits seilspringen.

... und Feinmotorik von Sechsjährigen


Viele 6-jährige Kinder basteln gern und gehen dabei sehr geschickt mit Schere und Leim um. Bilder, die sie malen, sind bunt und detailreich. Sie malen zum Beispiel nicht nur ein Auto, sondern alles, was drumherum noch geschieht. Auch können Kinder in diesem Altern innerhalb von Formen genau und deckend ausmalen.

Nun können viele Kinder ihren Namen schreiben und benutzen dazu immer dieselbe Hand, denn jetzt ist auch definitiv klar, ob Ihr Kind rechts- oder linkshändig ist. 

Obschon viele Kinder schon früher versucht haben, sich die Schuhe selber zu binden, wird dies wahrscheinlich erst jetzt richtig klappen. 

So sprechen sechsjährige Kinder


Wenn Ihr sechsjähriges Kind Ihnen etwas erzählt, tut es dies sehr anschaulich und nur noch selten schleichen sich ein paar grammatikalische Fehler ein. Dabei kann es auf einen Wortschatz von ungefähr 2500 Wörtern zurückgreifen, welcher sich täglich um etwa 10 Wörter erweitert.

Findet es einen Begriff nicht, ist es in der Lage, diesen zu umschreiben und es kennt Überbegriffe wie zum Beispiel Gemüse und oder Fahrzeuge.

Vielleicht stellen Sie fest, dass Ihr Kind nicht mehr so viele Fragen hat. Einerseits erklären sich Kinder in diesem Alter vieles selber, auch wenn diese Erklärungen manchmal etwas weit hergeholt sind. Andererseits werden im Kindergarten oder in der Schule schon viele seiner Fragen geklärt.

Wahrnehmen, denken und erkennen


Ein sechsjähriges Kind kann häufig bis ungefähr 20 zählen und erkennt die Zahlenbilder bis 10. Es kann Mengen in mehr, weniger und gleichviel einteilen. Es versteht einfache Plus- und Minusrechnungen, erkennt alle Farben (auch lila, beige oder türkis) und beginnt, rechts und links zu unterscheiden. In ein Spiel kann sich ein Kind jetzt richtig vertiefen und sich für eine Aufgabe ungefähr eine halbe Stunde konzentrieren.

Kinder finden sich nun im Alltag zurecht, haben die Tages- und Jahreszeiten grösstenteils verstanden und kennen die Wochentage.

Münzen und Banknoten können sie anhand der Zahlen häufig schon unterscheiden und dass eine grosse Münze einen höheren Wert hat als eine kleine, ist für sie selbstverständlich. Mit dem Eintritt in die Schule beginnen viele Eltern, ihrem Kind ein wöchentliches Taschengeld abzugeben. So bekommt es die Möglichkeit, schon früh mit Ihrer Begleitung den Umgang mit Geld zu lernen.

Das soziale Verhalten


Freundschaften zu schliessen ist für viele Kinder in diese Alter kein Problem und vielleicht beobachten Sie, dass Ihr Kind sich nun häufiger mit Kindern des eigenen Geschlechts verabredet. 

Beim Spielen lernt es zunehmend, sich in andere hineinzuversetzen und auch einmal nachzugeben. Sogar Kompromisse können manche 6-Jährige bereits eingehen. 

Ihrem sechsjährigen Kind können Sie eine feste Aufgabe, ein Ämtli, im Haushalt zuteilen. Es kann nun nämlich Verantwortung übernehmen und sich organisieren. Mit Stolz wird Ihr Kind Ihnen die gewünschten Brötchen vom Bäcker bringen oder alleine einen Brief in den nächstgelegenen Briefkasten werfen.

Wie entwickelt sich ein sechsjähriges Kind emotional?


In dieser Phase kommt Ihnen Ihr Kind vielleicht schon sehr selbständig vor. Es bewältigt den Schul- oder Kindergartenweg alleine, verabredet sich mit Freunden und ist oft draussen unterwegs. 

Diesen weiteren Schritt in die Selbständigkeit und Ablösung von den Eltern wünschen sich die Kinder zwar, er kann ihnen aber gleichzeitig Angst machen. Diese zwiespältigen Gefühle können sich durch Stimmungsschwankungen, Wutanfälle, aber auch Traurigkeit äussern. Diese Phase – auch Wackelzahnpubertät oder 6-Jahres-Krise genannt, – dient im Grunde genommen dazu, dass Ihr Kind seine Welt neu ordnet.

Das Bedürfnis nach Zuneigung und Liebe wird Ihr Kind aber trotz aller Eigenständigkeit regelmässig einfordern, denn es braucht gerade jetzt die Sicherheit und Geborgenheit der Eltern.

Jedes Kind ist anders


Alle diese Fertigkeiten und Fähigkeiten, die wir beschreiben, sind Durchschnittswerte. Jedes Kind entwickelt sich in seinem eigenen Tempo, die einen etwas schneller, die anderen lassen sich mehr Zeit. Seien sie nicht verunsichert, wenn Ihr Kind zum Beispiel noch nicht weiss, dass Aprikosen zu den Früchten gehören. So einzigartig jedes Kind ist, so einzigartig ist auch seine Entwicklung.

Herausforderungen


Jedes Alter birgt besondere Herausforderungen für die Eltern. Bei einem 6-jährigen Kind können dies folgende sein:

  • Die Verlockung der digitalen Medien wird immer grösser. Wenn Sie Ihrem Kind das Tablet geben, richten Sie eine App ein, mit der Sie einerseits gewisse Inhalte sperren und auch kontrollieren können, was es sich angesehen hat.

  • Der Zahnwechsel ist vielleicht bereits in vollem Gang. Das Herausfallen des ersten Milchzahns ist immer ein spezielles Ereignis, der Durchbruch des bleibenden Zahns ist für manche Kinder aber mit Schmerzen verbunden.

  • Durch die zunehmende Selbständigkeit Ihres Kindes werden Sie es möglicherweise ab und zu einmal suchen müssen, weil es nicht einsieht, warum es nicht alleine mit dem Velo einen Freund besuchen darf.

  • Rechnen Sie damit, dass Ihr Kind Ihnen nicht immer die Wahrheit sagt.

Der nächste grosse Schritt für Ihr Kind


In diesem Alter werden die meisten Kinder eingeschult. Trotzdem sind die Unterschiede unter den Kindern gross, trennen das Älteste und das Jüngste doch manchmal beinahe ein Jahr. 

Viele Kinder freuen sich auf die Schule, zum Beispiel weil sie von grösseren Geschwistern schon vieles gehört haben oder weil sie endlich lesen lernen möchten. Der Schuleintritt kann aber auch Angst machen, denn auf Ihr Kind kommen viele Herausforderungen zu: neue Klassenkameraden, eine neue Lehrperson, Hausaufgaben und die Beurteilung der Leistungen.

Als Eltern können Sie Ihr Kind bei diesem grossen Schritt unterstützen, indem Sie es in seinen Fähigkeiten bestärken, ihm vermitteln, dass Lernen Zeit braucht und nicht sofort alles von ihm erwartet wird. 

Letzte Aktualisierung: 13.04.2021, KM