Gefahren erkennen lernen

Kind klettert vom Sessel auf die Fensterbank
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Das Risiko, sich bei einem Unfall zu verletzen, ist bei Säuglingen und Kleinkindern besonders hoch. Statistisch gesehen verunglücken die meisten Kinder zu Hause, in ihrer unmittelbaren Umgebung.

Noch kein Bewusstsein für Gefahren


Neugierde, Bewegungsdrang und Unbekümmertheit treibt Kinder an, Neues zu entdecken und auszuprobieren. Dabei sind sie sich möglicher Gefahren nicht bewusst. Je kleiner die Kinder sind, umso weniger können sie eine Gefahr erkennen.

Körperliche, geistige und seelische Entwicklungen ermöglichen es dem Kind erst im Laufe der Jahre, Gefahren und Risiken richtig einzuschätzen. Hinzu kommen eigene Erfahrungen und Warnungen der Eltern, die ein Kind nach und nach sicherer im Umgang mit Gefahren werden lässt.

Bis zum Alter von 4 Jahren haben kleine Kinder noch gar kein Gefahrenbewusstsein. Erst danach beginnen sie langsam, akute und unmittelbare Gefahren zu erkennen. Dieses Bewusstsein vertieft sich in den nächsten Jahren, was jedoch nicht heisst, dass Kinder auch vorausschauend Gefahren richtig einschätzen können. Erst mit 5 oder 6 Jahren merkt ein Kind, dass es von dem Baum, auf den es geklettert ist, auch herunterfallen könnte.

Gefahrenzone Strassenverkehr


Gerade im Strassenverkehr sind kleine Kinder auf die Hilfe und Leitung von Erwachsenen angewiesen, denn Verkehrssituationen wie zum Beispiel die Geschwindigkeit eines herannahenden Autos können sie noch nicht einschätzen. Im Alter von 3 bis 4 Jahren können Kinder noch nicht einmal zwischen einem stehenden und einem fahrenden Auto unterscheiden. Auch die Reaktionszeit eines 5-Jährigen Kindes ist im Vergleich zu der eines Erwachsenen doppelt so lang und  Kinder in diesem Alter lassen sich zudem sehr schnell ablenken. Selbst im Schulalter haben Kinder im Vergleich zu Erwachsenen eine andere Wahrnehmung und ein anderes Urteilsvermögen.

Ab wann ein Kind das Risiko einschätzen kann


Erst mit 7 bis 8 Jahren werden dann auch Geräusche wie das Dröhnen eines heranfahrenden Zuges dazu genutzt, eine Gefahr zu erkennen und vorsichtig zu sein. In diesem Alter beginnt ein Kind also vorausschauend Risiken zu erkennen. Es wird sich jetzt überlegen, ob der Ast, auf den es hinaufklettern will, genügend Halt bietet. In den nächsten zwei Jahren entwickelt sich dann mehr und mehr ein vorbeugendes Gefahrenbewusstsein. Durch bewusstes Handeln werden Gefahren verhindert, so wird ein Kind vernünftigerweise von selbst erst die Straße überqueren, wenn die Ampel rot ist oder das Auto am Zebrastreifen angehalten hat. 

Doch selbst wenn Kinder wissen, was gefährlich ist, heisst dies nicht unbedingt, dass sie ihr Wissen auch anwenden. Richtig umgesetzt wird ein vorausschauendes und vorbeugendes Gefahrenbewusstsein oft erst mit 14 Jahren.

Gefahren zu Hause


Die häufigsten Unfälle im ersten Lebenshalbjahr sind Stürze vom Wickeltisch, Transportunfälle und Unglücke durch Ersticken. Im Alter von 7 Monaten bis etwa 4 Jahren rücken andere mögliche Unfallarten in den Vordergrund:

  • Verschlucken von Gegenständen

  • Vergiftungen/Verätzungen durch Reinigungsmittel, giftige Pflanzen oder Medikamente

  • Verbrennungen oder Verbrühungen durch heisse Flüssigkeiten 

  • Stürze auf der Treppe oder aus dem Bett

  • Elektrounfälle durch ungesicherte Stromleitungen oder Steckdosen

  • Ertrinken im Pool oder Teich

Erfahrungen machen lassen und Selbstvertrauen stärken


Es wäre aber falsch, Ihrem Kind aus Angst, dass etwas passieren könnte, die Bewegungs- und Entdeckerfreude zu nehmen. Machen Sie Ihr Kinde altersgerecht auf Risken und Gefahren aufmerksam und bieten Sie Ihm den bestmöglichen Schutz, ohne es zu sehr einzuschränken.

Ihr Kind lernt leichter mit Risiken umzugehen, wenn Sie es altersgerecht immer wieder auf Gefahren aufmerksam machen. Je früher Ihr Kind mit sicherem Verhalten, zum Beispiel beim Klettern oder Treppensteigen vertraut wird, desto geringer ist die Unfallgefahr. Selbstständigkeit fördert das Selbstbewusstsein und damit der geschickte Umgang mit den eigenen körperlichen Fähigkeiten. Eindeutige, verständliche Regeln und Grenzen geben Ihrem Kind eine richtige Orientierung.

Die Beratungsstelle für Unfallverhütung setzt sich im öffentlichen Auftrag für die Sicherheit ein. Als Schweizer Kompetenzzentrum für Unfallprävention forscht sie in den Bereichen Strassenverkehr, Sport sowie Haus und Freizeit. Sie fasst ausserdem in zwölf farbigen Broschüren und Bilderbücher in Halbjahresschritten die wichtigsten Sicherheitstipps für Kinder bis sechs Jahre zusammen. Videos ergänzen die Broschüren und zeigen anschaulich und leicht verständlich, worauf Eltern achten sollten. Sie sind bereits seit sechs Monaten Eltern und haben OUUPS! noch nicht erhalten? Dann können Sie hier OUUPS! kostenlos abonnieren.

Aus der Forschung


Letzte Aktualisierung: 05.03.2021, BH